SAP HANA: Schritt für Schritt oder in einem Rutsch?

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Autor Steffen Klinzmann, Produkt- und Portfoliomanagement IT
  • Beitrag vom 24.08.2018

Noch ist bis 2025 Zeit. Doch ob früh oder spät: Die Umstellung auf das ERP-System SAP HANA steht an und einen Königsweg für alle gibt es nicht.

Shell marschierte vorne weg: Der Ölkonzern kündigte bereits vor Jahren an, das Rekordvolumen von 48 Terabyte an Daten von mehr als 20 Systemen nach SAP HANA zu migrieren. Mittelständler haben dafür noch bis 2025 Zeit, da bis dahin der Support für die aktuelle SAP Business Suite gesichert ist. In allen Fällen gilt: Die Migration auf SAP S/4HANA stellt nicht nur eine IT-technische Herausforderung für Kunden dar, sondern bietet eine einmalige Gelegenheit, Geschäftsprozesse unternehmensweit unter die Lupe zu nehmen. Insofern eignet sich S/4HANA als Hebel, mit dessen Hilfe sich Unternehmen eine frische und nachhaltig wettbewerbsfähige Business- und Prozesslandschaft aufbauen können.

Die Migration auf SAP S/4HANA stellt nicht nur eine IT-technische Herausforderung für Kunden dar, sondern bietet eine einmalige Gelegenheit, Geschäftsprozesse unternehmensweit unter die Lupe zu nehmen. Insofern lässt sich S/4HANA als Hebel verwenden, mit dessen Hilfe sich eine frische und nachhaltig wettbewerbsfähige Business- und Prozesslandschaft aufbauen lässt.

Auf jeden Fall lassen sich veraltete Implementierungen teilweise oder komplett ersetzen – sei es mit Blick auf die Anwendungen oder auf die Daten. Komplexer sind die Fragen, die sich in punkto Infrastruktur stellen, etwa welche Cloud-Lösung die jeweiligen Anforderungen am besten erfüllt. Hier reichen die Szenarien von der altbekannten On-Premise-Lösung bis hin zur Multi-Cloud.

Mit SAP in die Cloud

Nicht nur Großunternehmen sind in den vergangenen Jahren mit der ERP-Software von SAP in die Cloud gegangen, auch zahlreiche Mittelständler führten solche Migrationsprojekte durch. So hat zum Beispiel der Kehrmaschinenhersteller Hako seinen SAP-Betrieb samt Hosting von Datenbanken in die Telekom Cloud verlagert. Um Updates, Sicherheits-Patches oder neue Hardware muss sich das Unternehmen seitdem keine Sorgen mehr machen. Allein die Applikationsbetreuung liegt weiterhin in den Händen des IT-Managements von Hako.

Verfügen Unternehmen wie Hako bereits über ein zu großen Teilen in der Cloud laufendes und standardisiertes SAP-System, kann es beim Umstieg auf S/4HANA Sinn machen, das System erst einmal 1:1 auf die neue Plattform zu übertragen. Ist die IT-Landschaft bei einem Kunden hingegen über Jahrzehnte gewachsen und weist wegen zahlreicher Eigenentwicklungen gravierende Performance-Probleme auf, wäre eine solche Migration in einem Rutsch kontraproduktiv.

Anwendungen und Daten auf dem Prüfstand

Deshalb steht am Anfang der S/4HANA-Migration immer eine Bestandsaufnahme und Bewertung aller Applikationen – zum Beispiel nach Alter, Verbrauch von Daten und Rechenkapazitäten, mit Blick auf Schnittstellen zu anderen Anwendungen sowie den IT-Services bis hin zu Entwicklungs- und Testumgebungen. In ihren Transformationsprojekten hat dabei etwa T-Systems die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen rund zwei Drittel ihrer Applikationen in die Cloud transferieren und dort integrieren können.

Viele Unternehmen testen nach diesem Assessment zunächst eine SAP-Plattform in der Public Cloud, beispielsweise in Form eines Proof-of-Concept. Gelingt dieser, kann der nächste Schritt darin bestehen, Testsysteme in die Cloud zu verlagern. In diesem Fall wird vor der eigentlichen Migration ein Testsystem auf Basis von SAP S/4HANA aufgebaut – mit den tatsächlichen Daten und Prozessen des jeweiligen Unternehmens. Dieses kann so mit dem neuen System experimentieren, bevor es sich an die eigentliche Implementierung macht – nämlich an die Business-Systeme wie zum Beispiel das Business Warehouse (BW) von SAP und abschließend auch die geschäftskritischen produktiven Systeme.

Erst testen, dann migrieren

T-Systems nennt dieses Vorgehen „Jump Start“-Konzept. Innerhalb von maximal vier Wochen erhält der jeweilige Kunde ein entsprechendes Probesystem. Voraussetzungen: Das bestehende SAP-System muss mindestens Service Package 6.0 aufweisen, Unicode-enabled sein und das Business-Partner-Konzept sollte implementiert sein. Zudem steht im Vorfeld ein wenig erstes „Reinemachen“ an: Welche Daten sollen migriert werden und welche nicht? Auf der sicheren Seite sind Unternehmen in der Regel, wenn sie einfach die Daten der vergangenen zwei Jahre in das Probesystem mitnehmen.

Weitere Vorbereitungen betreffen die wichtigsten Geschäfts- und IT-Prozesse. Dafür bietet SAP mit der sogenannten „Simplification List“ einen Leitfaden, der aufzeigt, welche Prozesse sich in S/4HANA wie geändert haben und wie sich bestehende Prozesse so konvertieren lassen, dass sie mit HANA kompatibel sind. Am Ende steht dem jeweiligen Unternehmen ein Proof of Concept zur Verfügung, das es zwei Wochen betreiben und auf diese Weise mit echten Daten testen kann. Überzeugt dieser Test, steht dem tatsächlichen Wechsel auf SAP S/4HANA nichts mehr im Wege.

 

 

 


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