Podcast: Schule Digital – Warum stockt der Prozess und was könnte helfen?

  • Beitrag vom 17.10.2022

Ob und wie nach 10 Monaten neuer Regierung die Digitalisierung an Schulen voranschreitet, erörtert Gisela Strnad im Gespräch mit Gerit Günther, Head of Sales B2B – Corporate und Education, Acer Deutschland und Patrick Laux, Leitung Geschäftsfeld Schule, Bechtle Gruppe. 

Schule Digital ist eine bedeutende gesellschaftliche Herausforderung. Für Politiker, Lehrer, Eltern und Schüler muss eine digitale Welt Normalität werden  – und Schulen sind ein wesentlicher Teil davon. Dafür muss sich auch ein besseres Verständnis für das Thema „Digitale Schule“ entwickeln. Denn nur eine bedachte und aufmerksame Herangehensweise wird die oft gewollten und gerne versprochenen Erfolge und Verbesserungen bringen.

Was ist mit den Fördermitteln passiert?

Aktuell liegt der Fokus in Deutschland darauf, Endgeräte in die pädagogischen Einrichtungen zu bringen, zu den Schüler: innen, zu den Lehrer: innen und vielleicht ganz selten auch noch in die Verwaltung. Das zeigen die Zahlen der Sonderbudgets des Digital Pakts Schule deutlich: Von den 500 Millionen Euro für „Schüler Leihgeräte“ sind 95 Prozent ausgegeben und die für die  „Ausstattung der Lehrer“ ist wohl nach den neuesten Zahlen zu 85 Prozent ausgeschöpft.
Dass dagegen die Gelder für „Administration“ kaum angetastet sind, hat auch nachvollziehbare Gründe. Einer davon sind fehlende Fachkräfte, ein anderer sicher auch, dass sich die Schulen im Krisenmodus befanden. Verständlich, dass da die Erstellung des Medienentwicklungsplans – eine vorgeschriebene Voraussetzung für eine Bewerbung um Fördergelder – auf der Strecke geblieben ist, und das vor allem bei pädagogischen Einrichtungen, die eben nicht bereits bestens aufgestellt sind.

Bürokratie lähmt den Prozess

Schulträger müssen zur Beantragung von Fördergeldern aus dem Digital Pakt Schule einen Medienentwicklungsplan für ihre Schulen erarbeiten. Dieser Plan beinhaltet Punkte wie Ausgangslage und Ziele, Mediendarstellung und Verknüpfung zu Berufen, pädagogische Vorgaben, IT-Infrastruktur, Ausstattung, Umsetzung sowie Steuerung, Betrieb und Investitionen. Wenn die Mittel genehmigt sind, erfolgen noch eine Ausschreibung, die Auftragsvergabe und die Installation. Auf der Strecke geblieben sind dabei allerdings die Schüler: innen. Denn vom ersten Federstrich am Konzept bis zum installierten Rechner in der Schule vergehen oft bis zu zwei Jahre. Zeit, die den Schülern verloren geht.

Dänemark ist schon einen Schritt weiter

„Skandinavien ist uns voraus, wie ich bei einer Reise durch Dänemark erfahren habe“, sagt Patrick Laux. Dänemark hat eine vergleichbare Entwicklung hinter sich, doch die Gesellschaft ist dort sehr viel digitaler als in Deutschland. Digitales Handeln ist Alltag. Alle Behördengänge lassen sich digital erledigen. Mit dieser Grundeinstellung hat sich auch das Bildungssystem verändert. Der seit 200 Jahren praktizierte Frontalunterricht und die Aufteilung in 45 Minuten je Lerneinheit gilt als nicht mehr zeitgemäß. In den Schulen gibt es keine Technikräume mehr, sondern sogenannte „Maker Spaces“ mit 3D-Druckern, CNC-Fräsen und programmierbaren Roboter-Greifarmen. Zudem ist 3D-Druck Teil des Regelunterrichts. Tablets werden bereits im Kindergarten eingesetzt. Die Kleinen produzieren damit eigenständig Videos und versuchen sich am Programmieren. Der Wandel in Dänemark ist nicht strukturell erfolgt. Visionäre Lehrer haben sich Stück für Stück durchgesetzt. „Auch in Deutschland gibt es immer mehr visionäre Lehrer – wir sind auf keinem schlechten Weg“, ist Patrick Laux überzeugt.

Wo steht Deutschland?

Unverständnis verursacht in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass Lehrer ohne Festanstellung über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit geschickt werden, wie es in einigen Bundesländern praktiziert wird. Diese Zeit ließe sich besser für Ausbildung nutzen. Bildung ist Ländersache, daher verwirrt es auch, dass vom Bundesministerium für Bildung und Forschung „Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten in Schule und Weiterbildung“ eingerichtet werden. „Wer die Party bezahlt, kann auch die Musik bestellen. Wir müssen zukünftig Veränderungen gemeinsam angehen“, so Gerit Günther.

Eine Verschiebung beim Ausschöpfen der Fördermittel ist nur marginal zu erkennen, es gibt ein leichtes Nord-Süd-Gefälle. Eine Prozesserleichterung würde nicht viel verändern. Oft hilft es, Kommunen einen Experten an die Seite zu stellen und die Komplexität zu verringern. „Der pädagogische Ansatz sollte klar vom technischen Ansatz getrennt werden“, meint Gerit Günter.

Erkennbar ist, dass die Digitale Bildung wieder stärker in den Fokus rückt. Durch den Ukraine-Krieg in den vergangenen sechs Monaten wurde das Thema etwas vernachlässigt. Die Schulen blieben aber dran – sie haben nicht aufgehört am Thema „Digitale Schule“ zu arbeiten. Und es  gibt mutige und trendige Eigeninitiativen von Schulträgern.

Und hier geht es zum Podcast.

Recomended by Go! Schule morgen


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert