Kommentar: Digitalisierung der Schulen – war da was?

  • Beitrag vom 24.02.2022

Erst gab es einen Digitalisierungsschub, dann wurde der altbekannte Präsenzunterricht zur Maxime erhoben – für die Digitalisierung ergibt das ein Bremsmanöver.

Stellen Sie sich eine Rennstrecke mit einigen Rennautos vor. Jedes Auto steht für das Schulsystem eines Landes. Je weiter das Auto vorne liegt, desto weiter ist das Schulsystem in Sachen Digitalisierung gekommen.

Die Autos fahren jetzt schon einige Zeit fleißig ihre Runden, aber das deutsche Rennauto – das, was auch noch mit einiger Verzögerung stotternd gestartet ist – das wurde gerade wieder von der Rennstrecke gewunken, von seinem eigenen Team. Dieses Rennen fährt man gerade einfach nicht mehr mit.

So, oder so ähnlich stellt sich mir dar, was da vor dem Schuljahr 2021/2022 passiert ist und auch heute noch unablässig bekräftigt wird: Die Kultusministerinnen und Kultusminister der Länder haben die Schulen von der zügigen Digitalisierungsstraße gewunken. Denn während man im ersten Pandemiejahr noch von einem Digitalisierungsschub in den Schulen sprach, wurde jetzt wieder hart gebremst – der Präsenzunterricht geht nun wieder über alles.

In den Schulen sind zwar immer noch nicht flächendeckend Luftfilter eingebaut worden – die S3-Leitlinie ( PDF: „Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung in Schulen“ ), die eigentlich für Infektionsschutz in den Schulen ausgearbeitet wurde, wird auch kaum umgesetzt. Aber der Präsenzunterricht wird als so wichtig eingestuft, teilweise völlig abstrus zum Wonneort aller Jugend verklärt, dass jeder Mangel an Sicherheit oder Unterrichtsqualität mit Hinweis auf die Vorteile der Präsenz wegargumentiert wird.

Das Problem an der Sache? Da, wo nur Präsenzunterricht verlangt wird, da ist die Not auch nicht mehr groß, digitale Formate für den Unterricht weiter voranzubringen. Da ist digital unterstützter (Distanz)unterricht schlicht nicht mehr notwendig.

Ist das unzulässig verkürzt? Wurde die Digitalisierung der Schulen dadurch völlig gestoppt? Nein, natürlich fällt nicht alles in vordigitale Zeiten zurück. Im Kleinen geht es natürlich weiter. Aber da, wo Deutschland einen großen Aufholbedarf hat, da wird weiter der Wartestand bevorzugt.

Blickt man zu den Schulen, dann haben sich tatsächlich mehr digitale Tools für die Schulorganisation etabliert. Die Kommunikation zwischen Elternhaus und Sekretariat verlagert sich nun eher mehr auf Mails als Papierhandreichungen. Die Lernplattformen werden regelmäßiger genutzt, um zumindest kurzzeitig erkrankten Kindern Aufgaben zukommen zu lassen. Schön. Das gefällt. Danke!

Aber der Einsatz von Technik im Unterricht, die Einbeziehung digitaler Mittel in den Unterricht ist – wie vor der Pandemie – wieder nur dort zu finden, wo Lehrkräfte ohnehin eine Affinität zu digitalen Lösungen zeigten. Und alles, was für den digitalen Distanzunterricht auch von einer breiteren Kollegenschaft erlernt werden musste, liegt jetzt wieder größtenteils brach….

Dieser Beitrag ist ursprünglich bei Heise Medien zum Thema „Digitalisierung in Schulen“ erschienen. Hier können Sie den vollständigen Kommentar lesen. 

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