Nachhilfe aus der Cloud

Bernd Müller
Autor Bernd Müller
  • Beitrag vom 27.10.2022

Das Schulzentrum für Gesundheitsfachberufe am UK des Saarlandes hat für seine Nachhilfecloud den zweiten Preis im Ideenwettbewerb „Go!Schule morgen“ gewonnen.

Das Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) umfasst zwölf Ausbildungsstätten für medizinische Gesundheitsfachberufe mit über 770 Ausbildungsplätzen. Schon bisher gab es Auszubildende, die ihre Ausbildung vorzeitig abbrachen. Durch die Covid-19-Pandemie haben sich Unterricht, Lehren und Lernen noch einmal stark verändert. Präsenzunterricht war seit März 2020 nicht mehr uneingeschränkt möglich, viele Schulen, so auch die Homburger Pflegeschule, mussten kurzfristig auf Distanzunterricht mit digital unterstütztem Lernen umsteigen – mit negativen Folgen vor allem für schwächere Schüler und Schülerinnen. Ihre Leistungen verschlechtern sich weiter, die Bindung an das Lernen wird geringer und die Freude an den Themen lässt nach. Damit (Online)-Lernen, unabhängig von der Didaktik, gelingen kann, bedarf es offensichtlich veränderter Rahmenbedingungen.

Die meisten Pflegeschulen im Saarland sind gut zwei Jahre nach dem ersten Lockdown in der Lage, digitalen Unterricht anzubieten. Sie haben ihre Plattformlösungen selbst erarbeitet, wenn sie nicht schon eine eigene Lernplattform hatten. Das Schulzentrum des Universitätsklinikums des Saarlandes etwa hält seine Lernplattform seit 2017 vor. Sie ist voller hochwertiger Inhalte, funktioniert stabil innerhalb und außerhalb der UKS-eigenen Netzwerkstruktur, erfährt Akzeptanz unter Auszubildenden und Lehrenden, ist datenschutzkonform und erfüllt die Anforderungen der IT-Sicherheit. Das macht sie zu einem echten Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb, weil der Entwicklungsstand bzgl. der Digitalisierung der saarländischen Pflegeschulen sehr unterschiedlich ist. Vor diesem Hintergrund mag es nachvollziehbar sein, warum eine landesweit einheitliche Lernplattform eben nicht von jeder Pflegeschule als sinnvoll betrachtet wird, sondern geradezu als Downgrade empfunden wird.

Was allerdings fehlt, sind Lösungen für Probleme, für die es bislang keine oder nur unzureichende Antworten gibt. Eine solche Lösung sieht das Projektteam in einer Nachhilfecloud, die auf der Basis von Moodle und Microsoft Teams aufgebaut werden soll. Sie kann dazu beitragen, die pädagogische Expertise der Pflegeschulen durch zukunftsfähige und nachhaltige Förderangebote sowie – falls nötig –sozialpädagogische Angebote zu flankieren. Somit ist sie im Kontext eines Konzepts der professionellen Begleitung von Auszubildenden zu sehen, um eine Absenkung der Abbrecher-Quote der Auszubildenden sowie eine stärkere Integration auch anderer Kulturen und Nationen über die Schule hinaus in der jeweiligen Einrichtung zu gewährleisten. „Mit der Nachhilfecloud wollen wir verhindern, dass Schüler und Schülerinnen ihre Ausbildung abbrechen“, sagt Ulrich Wirth, wissenschaftlicher Dokumentar und Leiter des Schulzentrums. Das vorrangige Ziel der Nachhilfecloud besteht darin, während der Ausbildung den erfolgreichen Abschluss zu fördern beziehungsweise den Bildungserfolg der Auszubildenden systematisch zu unterstützen.

In einer Nachhilfecloud können alle saarländischen Pflegeschulen Inhalte bereitstellen, mittels derer die Auszubildenden Lerndefizite aufarbeiten. Bei der Vielzahl der Pflegeschulen, die ja ursprünglich Ausbildungsstätten für Erwachsenenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege waren, würde eine großartige Mischung von Lerninhalten entstehen.

Die Nachhilfecloud ist eine Alternative zur saarländischen Lösung einer landesweit einheitlichen Lernplattform. Diese zwänge die Pflegeschulen zu einer mehrheitlich nicht gewünschten Einheit in der Vielfalt. Die Nachhilfecloud als Lernangebot würde dagegen zu einer Vielfalt in der Einheit führen, in der sich Pflegeschulen dazu verpflichten, ihre Auszubildenden bestmöglich zu unterstützen, um den Ausbildungsabbruch zu verhindern.

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