Forensic Analyst: Detektiv am Computer

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Autor Friedrich List
  • Beitrag vom 07.04.2021

Wenn normale Ermittler nicht weiterwissen, kommen IT-Forensiker ins Spiel. Ihre Ausbildung haben sie meist online erhalten – oder direkt bei der Polizei.

Allgemein versteht man unter IT-Forensik wissenschaftliche Vorgehensweisen, mit denen Sachverhalte aus der Informationstechnik analysiert und bewertet werden. Weil Systemzustände oder Datenbestände für die direkte Betrachtung nicht fassbar sind, greift man im Gerichtsverfahren auf Gutachten von Sachverständigen oder sachverständige Zeugen zurück. Auch bei firmeninternen Untersuchungen müssen die Probleme zunächst untersucht und dann gerichtsfest nachvollziehbar dokumentiert werden.

Viele Wege führen zum Tatort

Der Beruf des Forensic Analyst oder IT-Forensiker ist relativ jung und bislang nicht verbindlich geregelt. So kann man relativ einfach ein Zertifikat als IT-Forensic-Analyst per Online-Kurs erwerben. Trotzdem gibt es auch zahlreiche qualifizierende Ausbildungswege. Man kann sich auch erst dann spezialisieren, wenn man bereits einen Bachelor bzw. Master oder aber eine entsprechende Berufsausbildung durchlaufen hat. Mittlerweile bietet ein gutes Dutzend Hochschulen und Fachhochschulen Studiengänge an. Das sind neben klassischen Präsenzstudiengängen auch berufsbegleitende Studiengänge und die Möglichkeit eines Online- oder Fernstudiums.

So kann man an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen einen Master of Science erwerben oder aber Digitale Forensik online oder berufsbegleitend studieren. Wer einen Bachelor-Abschluss in Informatik mitbringt, braucht dort sechs Semester bis zum Examen. Ansonsten müssen die Studierenden die Inhalte in einem zusätzlichen Einführungssemester nachholen. Voraussetzung ist zudem mindestens ein Jahr Berufserfahrung in einem Fachgebiet wie Informatik oder in der polizeilichen Strafverfolgung.

Das Bachelor-Studium IT-Forensik an der Hochschule Wismar ist ein Beispiel für ein berufsbegleitendes Fernstudium mit Präsenzphasen. Hier können sich nicht nur Abiturienten und Fachabiturienten bewerben, die sechs Monate Berufserfahrung in der IT-Branche oder in der öffentlichen Verwaltung gesammelt haben. Das können auch Interessierte mit Meisterabschluss oder einer Aufstiegsfortbildung tun. Wer eine dreijährige Berufsausbildung sowie mindestens zwei Jahre Praxis oder auch fünf Jahre einschlägige Berufserfahrung vorweisen kann, ist ebenfalls willkommen. Allerdings muss man eine Hochschulzugangsprüfung bestehen, um zum Studium zugelassen zu werden. Der Studiengang selbst dauert in der Regel vier Jahre, kann aber je nach Bedarf gestreckt oder verkürzt werden.

Weil IT-Forensiker auch fundierte kriminalistische und juristische Kenntnisse brauchen, nehmen in der Ausbildung auch diese Themen einen breiten Raum ein. Dazu gehören etwa Strafverfolgungsrecht, Polizeirecht und Fragen der Providerhaftung. Juristische Kenntnisse sind erforderlich, um die Ergebnisse ihrer Arbeit gerichtsfest aufbereiten zu können.

IT-Ermittler im Polizeidienst

Auch öffentliche Arbeitgeber, speziell die Polizeibehörden in den Ländern, die Bundespolizei, das Bundeskriminalamt, das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und die Bundeswehr beschäftigen IT-Forensiker. Zum Teil bilden diese Behörden selber aus, zum Teil stellen sie Quereinsteiger ein.

Wer beispielsweise bei der bayerischen Polizei arbeiten will, braucht keine Polizeiausbildung. Aber man muss eine IT-Ausbildung oder ein entsprechendes Bachelor-Studium durchlaufen haben. Hat man das Bewerbungsverfahren erfolgreich abgeschlossen, startet man als technischer Beamter in der IT-Forensik oder im Bereich Cybercrime.

Bei der Bundespolizei sieht das anders aus. Dort durchläuft man zunächst eine dreijährige polizeiliche Ausbildung, erst dann kann man sich weiter qualifizieren. Die Fortbildung zum IT-Forensiker dauert dann ein halbes Jahr. Ohne Abitur beginnt man mit der 2,5-jährigen Ausbildung zum mittleren Dienst und qualifiziert sich danach für den gehobenen Dienst. Erst dann beginnt die eigentliche Ausbildung zum IT-Forensiker. Quereinsteiger mit Master-Studium oder einem Abschluss in Ingenieurwissenschaften mit Schwerpunkt Informatik beginnen als Verwaltungsbeamte in der IT-Forensik.

Bewerber bei der Bundeswehr müssen für die Offizierslaufbahn qualifiziert sein und ein technisches FH- oder Hochschulstudium abgeschlossen haben. Und man muss bereit sein, bundesweit versetzt zu werden und an Auslandseinsätzen teilzunehmen. Zeitsoldaten müssen sich für mindestens drei Jahre verpflichten.


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