Unified Backups: Verteilte Systeme sichern

Andreas Fischer
Autor Andreas Th. Fischer
  • Beitrag vom 26.03.2021

Geschäftsfortführung ist derzeit das Mantra in vielen Unternehmen. Angesichts der vielen Cloud Services sind übergreifende Sicherungen dann aber unumgänglich.

Ob Corona nun einen Digitalisierungsschub bewirkt hat oder nicht – die Nachfrage nach Cloud Services ist in der Pandemie noch einmal gewachsen. Vor allem verlässlich, DSGVO-fest und sicher sollen sie sein. Und dann bleibt noch das Problem der Backups. Denn verteilte Infrastrukturen und Multi-Cloud-Systeme lassen sich mit den üblichen Mitteln nicht praktikabel gegensichern.

Für diesen Zweck gibt es Unified Backups – und die sind meist selbst Cloud Services. Cloud-basierte Backups sind allerdings bei vielen IT-Verantwortlichen immer noch „eine Vertrauensfrage“, wie Eric Kaiser, Product Executive beim Lüneburger Sicherheitsanbieter Securepoint, erläutert. Das Unternehmen hat Ende 2020 eine Cloud-basierte Datensicherung namens Securepoint Unified Backup vorgestellt, die nicht nur an Unternehmen aus dem Mittelstand, sondern auch an Systemhäuser gerichtet ist. Die verwendeten Server stehen nach Angaben von Kaiser „ausschließlich in deutschen Rechenzentren und sind garantiert frei von Backdoors“.

Backups und die Standortfrage

Securepoint Unified Backup kann sowohl Daten von physischen oder virtuellen Servern und Endgeräten mit Microsoft- oder Linux-Betriebssystem als auch Hypervisoren wie Hyper-V und VMware in die Cloud sichern. Die verwendeten Agents lassen sich entweder direkt in den Clients oder auf einem Hypervisor auf dem Host installieren. Noch vor der Übertragung in die Cloud werden alle zu sichernden Daten mit 256-Bit-AES-Schlüsseln geschützt. Zum Einsatz kommt zusätzlich die patentierte DeltaPro-Technologie, die ursprünglich von EVault entwickelt und dann von Carbonite übernommen wurde.

Nach DeltaPro aufgebaute Systeme führen erst ein vollständiges Backup durch, das Seed genannt wird. Die Daten des Kunden werden dabei in Blöcke aufgeteilt, komprimiert, dedupliziert und zuletzt verschlüsselt. Später müssen nur noch die Daten inkrementell gesichert werden, bei denen Änderungen durchgeführt wurden. Das spart Zeit und Ressourcen. Es ist ebenso möglich, die Daten für den initialen Seed auf herkömmlichen Datenträgern zu speichern und diese dann an den Provider zu schicken. Das ist gerade bei knapper Bandbreite sinnvoll.

Ein paar Sekunden zurückspulen

Ende des vergangenen Jahres hat der israelisch-amerikanische Backup-Spezialist Zerto zudem die Version 8.5 seiner Data-Protection-Plattform veröffentlicht. Die Software ermöglicht sogenannte Continuous Data Protection (CDP) für On-premises-, Hybrid- und Multi-Cloud-Umgebungen. Sie werden über eine zentrale Cloud-Lösung durchgeführt und gesteuert. Damit geht sie noch weiter als die Lösung von Securepoint. Zerto Data Protection sichert zum Beispiel lokale Daten in eine Vielzahl von Cloud-Systemen, ob Google, IBM, Oracle, VMware, Hyper-V, Red Hat OpenShift oder seit Kurzem auch Microsoft Azure sowie Amazon Web Services.

„Wir bauen unsere Plattform damit weiter aus, um unseren Kunden auf ihrem Weg in die Public Cloud die größte Auswahl zu bieten“, kommentiert Gil Levonai, Chief Marketing Officer und Senior Vice President of Product bei Zerto. Die Software des Unternehmens führt nicht nur kontinuierliche Backups durch, um die Nutzer vor Datenverlust zu schützen. Komplette Sites oder einzelne Applikationen lassen sich nach Angaben von Zerto „innerhalb von Sekunden in jede gewünschte Architektur“ wieder einspielen, und zwar auch dann, wenn die Komponenten einer Anwendung auf unterschiedliche Ressourcen verteilt sind – die Lösung führt sie automatisch zusammen. Gerade in Zeiten zunehmender Gefahren durch Ransomware sind kurze Wiederherstellungszeiten bei minimalen Datenverlusten auch bitter nötig.

Unified Backup, Unified Dashboard

Nach Angaben von Mike Sanders, CEO von Unitrends MSP, einer auf das Thema Datensicherung spezialisierten Tochtergesellschaft des IT-Management-Anbieters Kaseya, soll ein Unified Backup auch die zusätzlichen Aufgaben erleichtern, die mit den Datensicherungen zusammenhängen. „Unified Backups umfassen zahlreiche weitere Mechanismen, um Systeme zu schützen und eine schnelle Wiederherstellung bei Systemausfällen zu bieten“, so Sanders. Ganz besonders richte sich Unified Backup an die verteilte Natur des heutigen IT-Betriebs. Viele Firmen befänden sich mitten in der digitalen Transformation und seien dabei, ihre Anwendungen in hybriden Cloud-Umgebungen zu virtualisieren, in Container zu verschieben und zu replizieren.

„All dies hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie auf Daten zugegriffen wird und wie Anwendungen bereitgestellt und an die Benutzer geliefert werden“, ergänzt Sanders. Traditionellen Backup-Lösungen fehle es an der Intelligenz und Raffinesse, die nötig ist, um mit verteilten Umgebungen umzugehen. Unified Backups dagegen setzten voraus, dass man eine gute Vorstellung davon hat, wie Anwendungen innerhalb einer Organisation funktionieren und wie sie mit Nutzern, Servern, Daten und Netzwerken interagieren.

Mit automatischem Zusatznutzen

Ein weiterer Vorteil ist der hohe Grad an Automatisierung, der Unified-Backup-Lösungen auszeichnet. So können etwa virtuelle Maschinen, Container und andere Mechanismen zur Bereitstellung von Anwendungen kontinuierlich und im laufenden Betrieb gesichert werden. Einzelne Anwendungen oder komplette virtuelle Maschinen lassen sich dann laut Sanders „im Handumdrehen“ wiederherstellen.

Ein Unified Backup muss letztlich sicherstellen, dass alle Systeme in einem Unternehmen erfasst, geschützt und überwacht werden. Damit sind derartige Backups nicht nur eines der wichtigsten Elemente zur Wiederherstellung nach Datenverlusten, sondern ergänzen auch Lösungen zur Business Continuity. Wichtig ist eine zentrale Oberfläche, über die sich alle Aktivitäten steuern lassen und die auch die Möglichkeit bietet, ohne Umstände umfassende Berichte zu erstellen. Anders als klassische Backups, die oft noch viel Handarbeit und Ausdauer erfordern, schützt ein Unified Backup automatisiert die gesamte IT, ob lokal oder remote, und ermöglicht fein abgestimmte Wiederherstellungen in weit kürzerer Zeit.


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