Build 2019: Viele neuen Funktionen für die Visual-Studio-Familie

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Autor Markus Zeischke
  • Beitrag vom 17.05.2019
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Die verschiedenen IDEs der Visual-Studio-Familie – insbesondere Visual Studio und Visual Studio Code – gehören laut einer Umfrage bei Stack Overflow zu den derzeit beliebtesten Entwicklungsumgebungen, ganz unabhängig davon, welche Programmiersprachen eingesetzt und welche Art von Anwendungen erstellt werden.

Aus diesem Grund arbeitet Microsoft auch kontinuierlich an Neuerungen und Verbesserungen für Visual Studio. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass auf der Entwicklerkonferenz Build, die Anfang Mai in Seattle stattfand, diverse neue Möglichkeiten rund um Visual Studio vorgestellt wurden – sehr viele kleine feine, aber auch einige größere.

IntelliCode: KI-Unterstützung für den Entwickler

Kennen Sie das Problem, dass Sie sich wiederholende Änderungen am Code vornehmen müssen, zum Beispiel, wenn eine neue Hilfsfunktion eingeführt wird? Eine mögliche Herangehensweise wäre dann, eine Suche nach regulären Ausdrücken durchzuführen, um alle Stellen im Code zu finden, an denen die Änderung erforderlich ist.

Was wäre aber, wenn ein Algorithmus die Änderungen nachverfolgen und nach nur ein paar Beispielen lernen würde, dass es sich um eine sich wiederholende Aufgabe handelt? Repeated Edit Detection macht genau das und schlägt dann andere Stellen vor, an denen man dieselbe Änderung benötigt.

Diese Funktion wird in einer kommenden Version von IntelliCode verfügbar sein. Aber auch die Funktionen, die bereits in der finalen ersten Version der Visual-Studio-Ergänzung, die auf der Build offiziell vorgestellt wurde, zur Verfügung stehen, sind äußerst hilfreich. Bei IntelliCode handelt es sich um eine Reihe von KI-unterstützten Funktionen, die die Entwicklerproduktivität u.a. mit kontextabhängigem IntelliSense, Code-Formatierung und Stilregelregeln unterstützen sollen.

Mit der Veröffentlichung von Visual Studio 2019 Version 16.1, welche derzeit in einer Preview getestet werden kann, wird IntelliCode in alle Workloads integriert, die C#, C++, TypeScript/JavaScript und XAML unterstützen.

Ob remote, in der Cloud oder im Browser – mehr Produktivität für Entwickler

Global verteilte Entwicklungsteams, schnellere Release-Zyklen, unterschiedliche Technologien und Entwicklungsansätze – mit diesen und vielen weiteren Herausforderungen sehen sich Entwickler in ihren Projekten konfrontiert. Mit den passenden Tools und Services können diese Herausforderungen einfacher angegangen werden.

Microsoft hat mit Visual Studio IntelliCode und Visual Studio Live Share bereits zwei Angebote im Programm, die hier Unterstützung bieten. Im Rahmen der Build wurden nun drei weitere Möglichkeiten vorgestellt, die derzeit als Private Preview getestet werden können: Visual Studio Remote Development, Entwicklungsumgebungen in der Cloud und Visual Studio Online.

Remote entwickeln aus der eigenen IDE heraus: Bereits im Vorfeld der Konferenz hatte das Visual Studio Code-Team die Remote Development Extensions für Visual Studio Code Insiders veröffentlicht. Diese ermöglichen die Verbindung von lokalen Tools mit einer WSL-, Docker-Container- oder SSH-Umgebung für die gemeinsame Arbeit an Projekten, während man auf die eigene IDE zurückgreifen kann (inklusive installierter Erweiterungen, Themes, Debugging, etc.).

Auf der Build wurde jetzt Visual Studio Remote Development erstmals vorgestellt, mit dem Visual-Studio-Benutzer dieselben Möglichkeiten erhalten und über die Grenzen ihrer lokalen Entwicklungsmaschinen hinausgehen können. In der Public Preview stehen zum Start C# und C++ zur Verfügung.

Die Entwicklungsumgebung in der Cloud: Remote-fähige Tools eröffnen völlig neue Entwicklungsszenarien, aber sie erfordern immer noch, dass Maschinen manuell verwaltet werden. Entwickler müssen oft zu viel Zeit aufwenden, um ihre Entwicklungsumgebungen einzurichten. Dies wirkt sich nicht nur auf die Einbindung neuer Teammitglieder negativ aus und ist zeitaufwendig.

Um dies zu vereinfachen, hat Microsoft im Rahmen der Build die Möglichkeit vorgestellt, vollständig verwaltete, in der Cloud gehostete Entwicklungsumgebungen bei Bedarf bereitzustellen. Wenn man beispielsweise an einem neuen Projekt arbeiten oder eine neue Aufgabe abrufen muss, kann man einfach eine Cloud-basierte Umgebung starten und den Dienst für die korrekte Konfiguration sorgen lassen. Entwickler können dann mithilfe von Visual Studio oder Visual Studio Code eine Verbindung zu diesen Umgebungen herstellen.

Visual Studio Online – der Editor im Browser: In einigen Szenarien kann es aber auch praktisch sein, wenn man ein schnelles To-do im Browser umsetzen könnte, z. B. eine kleine Codebearbeitung von unterwegs. Um dies zu ermöglichen, hat Microsoft auf der Build eine erste Version von Visual Studio Online gezeigt. Dabei handelt es sich um einen neuen webbasierten Companion-Editor, der die Visual-Studio-Familie ergänzt und sicherstellt, dass von jedem Gerät aus effektiv gearbeitet werden kann.

Visual Studio App Center als Mobile-Backend-as-a-Service

Auch Nutzer von Visual Studio App Center haben auf der Build einen ersten Ausblick auf zwei neue Dienste erhalten: App Center Auth und Data. Gemeinsam mit dem kürzlich aktualisierten App Center Push stellt diese Early Preview der beiden Services den Start des neuen App Center Mobile-Backend-as-a-Service-Angebots (MBaaS) dar.

App Center Auth: Wenn man die Vorlieben seiner User in einer App speichern will, um diesen intelligentere Produktempfehlungen anbieten zu können, den Fortschritt in einem Spiel nachverfolgen oder den Zugriff auf eine interne Unternehmensanwendung überprüfen möchte, benötigt man eine Möglichkeit, den Nutzer zu authentifizieren.

Anstatt diese Logik selbst zu schreiben und zu speichern, bietet App Center Auth einen einfacheren, schlüsselfertigen Zugriff, um die Einrichtung zu beschleunigen. In dieser ersten Preview ist der Zugriff auf Azure AD B2C möglich, für die Zukunft sind aber weitere Optionen geplant, einschließlich der Möglichkeit, eine Verbindung zu einem eigenen Identitätsanbieter herzustellen.

App Center Data: Unabhängig davon, welche Art von App man erstellt, muss man wahrscheinlich Daten in irgendeiner Form generieren und verarbeiten. App Center Data basiert auf Cosmos DB und ermöglicht eine einfache Verwaltung und Synchronisierung von Anwendungsdaten über mehrere Geräte und Benutzer hinweg.

Für die erste Preview bietet Microsoft die Möglichkeit, öffentliche, schreibgeschützte Daten sowie private Benutzerdaten sowohl online als auch offline zu verwalten. Private Daten werden durch die Authentifizierung von Benutzern mithilfe von App Center Auth oder in Zukunft auch anderen Identitätsanbietern geschützt. Es ist außerdem geplant, zusätzliche Unterstützung für Echtzeitsynchronisation und viele andere Funktionen hinzuzufügen, um die Datenverwaltung noch einfacher zu gestalten.

App Center Push: Neben den neuen Auth- und Data-Diensten wurde außerdem daran gearbeitet, App Center Push zu verbessern. Stand heute lässt sich die Möglichkeit nutzen, Benutzer in App Center zu identifizieren und gezielte Push-Benachrichtigungen direkt an diese Benutzer zu senden. Dies kann sowohl mit der SDK-SetUserID-Funktion als auch mit der App-Center-Authentifizierung erfolgen.

Mehr Möglichkeiten in Sachen Container

Für die Entwicklung mit Containern kann eine erste Preview der neuen Visual Studio Container Tools-Erweiterung für Visual Studio 2019 getestet werden. Die aktuellen Visual Studio Tools für Container bieten eine Umgebung für Entwickler, um neue Container-Anwendungen zu erstellen. Die auf der Build vorgestellte Erweiterung ergänzt die bestehenden Tools um zusätzliche Funktionen.

Das Container-Tools-Fenster, welches mit der Installation zu Visual Studio hinzugefügt wird, bietet eine grafische Benutzeroberfläche, die Entwickler beim Erstellen und Überwachen ihrer Container-Anwendungen unterstützt. Das neue Werkzeug bietet u.a. die folgenden Funktionen:

  • Anzeigen einer Liste der Container auf einem lokalen Rechner
  • Container starten, stoppen und entfernen
  • Anzeigen des Container-Protokolls (stdout / stderr)
  • Durchsuchen des Protokollinhalts mit dem Standard-Suchdialog von Visual Studio
  • Anzeigen der Ordner und Dateien in einem laufenden Container
  • Öffnen der Dateien aus einem laufenden Container in Visual Studio
  • Untersuchen der Container-Port-Zuordnungen und Umgebungsvariablen

Und damit nicht genug …

Außerdem wurden zur Build zwei weitere Previews veröffentlicht: Visual Studio 2019 v16.1 Preview 3 und Visual Studio for Mac v8.1 Preview 1.

Entwickler können die dritte Preview des ersten Updates für Visual Studio 2019 entweder von VisualStudio.com herunterladen oder – falls schon eine der bisherigen Previews installiert ist – die Aktualisierung einfach in Visual Studio starten. Die neue Vorabversion enthält u.a. Verbesserungen in den Bereichen IntelliCode, C++ und .NET Tooling. Eine Liste aller Änderungen finden sich in den Release Notes.

Das nächste große Update für Visual Studio für Mac, das ab sofort als Preview getestet werden kann, bietet unter anderem einen neuen C#-Editor, Unterstützung für die .NET Core 3 Preview und neue Templates. Außerdem wurden die Leistung und die Zuverlässigkeit auf breiter Basis verbessert.

Bei der Veröffentlichung von Visual Studio 2019 für Mac im April wurde der neue C#-Editor als Opt-In-Funktion angeboten. So sollte sichergestellt werden, dass der neue Editor den Anforderungen an Leistung und Zuverlässigkeit entspricht, bevor er zum Standardeditor wird. Dieser Schritt wird nun mit der aktuellen Preview vorgenommen.

Visual Studio 2019 für Mac 8.1 bietet außerdem vollständige Unterstützung für die Preview des .NET Core 3 SDK. Für die Erstellung von Webanwendungen bietet die Preview verschiedene neue Templates: Angular, React.js, React.js und Redux sowie Razor Class Library.

Weitere Informationen zu den Ankündigungen der Build 2019


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