Neue Server-Version: Aussitzen ist keine Option

Georg Pongracz
Autor Georg Pongracz
  • Beitrag vom 12.03.2019
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Jedes Mal, wenn ein Softwarehersteller eine neue Version seines Produkts ankündigt, stellt man sich als Administrator die eine Frage: Aussitzen oder umsteigen? Zum 9. Juli 2019 endet der Support für SQL Server 2008/2008 R2. Zu Zeiten der DSGVO und steigender Datenschutzanforderungen ist Aussitzen in diesem Fall jedoch keine Option. Wir schauen uns an, welche Möglichkeiten Unternehmen jetzt haben.

Schlappe 10 Jahre ist es her, dass SQL Server 2008 am 27. Februar 2008 veröffentlicht wurde. Die Welt, insbesondere in der IT, hat sich seitdem weitergedreht. Immer ausgereiftere Angriffe auf die Datensicherheit hat Microsoft im Interesse seiner Kunden mit regelmäßigen Sicherheitsupdates pariert. Wenn der Support für SQL Server 2008/2008 R2 jetzt abgekündigt wird, stellt das für Unternehmen ein Risiko speziell hinsichtlich Sicherheit und Compliance dar.

Doch es ist noch nicht aller Tage Abend, bis zum 9. Juli sind noch knapp vier Monate Zeit und Microsoft gibt Unternehmen im Grunde drei Optionen, auf die Ankündigung zu reagieren:

Option 1: Lift & Shift mit PaaS und verwalteten Datenbankinstanzen

Einen radikalen, aber im Grunde auch nachhaltigen Schritt stellt die vollständige Migration der Datenbankressourcen in die Cloud dar. Mit der verwalteten SQL-Datenbank-Instanz (Azure SQL Database Managed Instance) bietet Microsoft Kunden SQL Server Instanzen in Platform-as-a-Service (Paas) Modell an. Dabei handelt es sich nicht um einen neuen Service, sondern um eine Variante von Azure SQL-Datenbank, welche eine nahezu hundertprozentige Technologiekompatibilität zu den im eigenen Rechenzentrum betriebenen relationalen SQL Server Datenbanken/Instanzen anbietet. Migrations- und Lernaufwände für SQL-Server Administratoren und Anwendungsbetreuer reduzieren sich dadurch auf ein Minimum. Anwendungen und Datenbanken können nahezu ohne Anpassung nach Azure verschoben werden, bewährte Methoden und Werkzeuge für SQL-Server-Administration, Programmierung, usw. sind weiterhin verwendbar. Die bereits erworbenen SQL-Server-Lizenzen können bei dieser Option weiter verwendet werden. Nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass Unternehmen mit verwalteten SQL-Datenbank-Instanzen nie mehr in die Situation geraten können, eine veraltete Version im Einsatz zu haben. Denn in der Cloud wird immer die neueste Version von SQL Server betrieben. Darüber hinaus sind in diesem PaaS-Service wertvolle Leistungen wie automatische Sicherungen, Bedrohungserkennung und Leistungsoptimierung enthalten.

Option 2: Bestehende Komponenten mit Azure SQL Virtual Maschinen in die Cloud migrieren

Unternehmen, die noch SQL Server 2008/2008 R2 im Einsatz haben, aber nicht zwingend daran gebunden sind, ein eigenes Rechenzentrum zu betreiben, können ihre entsprechenden virtuellen Maschinen direkt auf Azure migrieren. Dies entspricht einem IaaS-Modell (Infrastructure as a Service), mit dem Vorteil, dass bestehende Lizenzen dabei weiterhin genutzt werden. Konkret heißt das, dass diese Unternehmen eigentlich nichts an den Komponenten ändern, sondern ihre entsprechenden Server in die Azure Cloud migrieren. Es werden also im Grunde die alten Technologien weiter betrieben, jedoch mit dem entscheidenden Umstand, dass Microsoft für SQL Server 2008/2008 R2 in der Azure Cloud drei Jahre lang kostenlos verlängerte Security-Updates anbietet. Es ist keine Software Assurance notwendig, um diese Verlängerung nutzen zu können. Darüber hinaus sparen sich Unternehmen mit der Migration in die Cloud den Installations- und Wartungsaufwand im eigenen Rechenzentrum. Microsoft hält die Cloud-Dienste automatisch auf dem neuesten Stand, sodass Unternehmen stets auf die neuesten Dienste zugreifen können.

Option 3: Updates für lokale Version käuflich erwerben oder Upgrade vornehmen

In verschiedenen Fällen möchten oder müssen Unternehmen ihre Workloads weiterhin im eigenen Rechenzentrum ausführen. Ein Wechsel in die Cloud, wie er gemeinhin propagiert wird, ist hier keine Option. Kunden, die weiterhin auf SQL Server 2008/2008 R2 setzen, haben die Möglichkeit, für drei Jahre erweiterte Security-Updates zu erwerben. Wo ein Wechsel auf eine neuere lokale Version möglich ist, wird ohne Zwischenschritte ein Upgrade auf SQL Server 2017 empfohlen. Aktualisiert werden können Instanzen von SQL Server 2008, SQL Server 2008 R2, SQL Server 2012 (11.x), SQL Server 2014 (12.x) oder SQL Server 2016 (13.x). Die Entscheidung für dieses Upgrade birgt den Vorteil, dass man sich damit zugleich Zeit kauft: Damit der Schutz auch über den Stichtag 9. Juli 2019 hinaus weiter gewährleistet wird, können Unternehmen für bis zu drei Jahre erweiterte Sicherheitsupdates erhalten (im Preis enthalten). Diese decken die während des Upgrades benötigten Workloads ab. Was in Bezug auf die eingangs erwähnte Datenschutz-Grundverordnung und die damit verbundenen gestiegenen Datenschutz- und Compliance-Anforderungen besonders wichtig ist: SQL Server 2017 bringt die notwendigen Technologien für die Umsetzung der DSGVO-Anforderungen hinsichtlich Klassifizierung und Schutz von persönlichen Daten bereits als Bordwerkzeug mit. Darüber hinaus ist die Tatsache nicht zu unterschätzen, dass Unternehmen sich mit einem Upgrade auf SQL Server 2017 ihre Zukunftsfähigkeit bereits sichern.

Erste Schritte zu Migration und Upgrade

Microsoft unterstützt seine Kunden mit Know-how, Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Tools beim Umstieg auf die aktuelle Version von SQL Server oder der Migration nach Azure. Für eine Selbsteinschätzung und die konkrete Migrationsplanung steht das Assessment and Planning Toolkit zur Verfügung. Die Gesamtbetriebskosten und damit eine Kosten-/Nutzen-Einschätzung lassen sich mit dem TCO Calculator berechnen. Detaillierte Anleitungen für die Migration von Datenbanken und Server-Infrastrukturen finden Unternehmen im Azure Database Migration Guide, dem Microsoft Data Migration Blog sowie in den Microsoft SQL Server Docs. Microsoft hat mit ausgewählten Technologiepartnern außerdem dedizierte Migrationsworkshops aufgesetzt, um Kunden bei der Auswahl der für sie richtigen Option und der Migration zu unterstützen.

In weiteren Artikeln werden wir auf die Architektur und Technologiedetails von SQL Database Managed Instance eingehen sowie die Migrationswege und Tools näher vorstellen. Stay tuned!


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