Visual Search. Ein neuer Trend im Online-Handel in 2019?

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Autor Nina Koch
  • Beitrag vom 23.01.2019
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Auch wenn die meisten Onlineshops ihren Kunden mit farbgewaltigen Bildern das bestmögliche Kundenerlebnis bieten, vertrauen sie auf dem Search-Markt noch immer auf die altbekannten textbasierten Keywords. Das Suchverhalten von Konsumenten wird dank Smart Devices allerdings immer intelligenter und hat schon lange den Weg in die Sprachsphären gefunden. Doch bei Voice Search hört es nicht auf: Der neue Megatrend, der sich für 2019 ankündigt, lautet „Visual Search“ und stellt Online-Händler vor ganz neue Herausforderungen und Chancen. Wir sprachen mit Startup Nyris über das Potenzial der visuellen Suche.

Gerade im E-Commerce-Bereich sind viele Startups zu finden, die innovative Wege suchen, um diesen riesigen Markt im Sinne der Kunden weiterzuentwickeln. So auch Anna Lukasson-Herzig und Markus Lukasson. Die Geschwister wollten mit ihrer Startup-Gründung eigentlich den Checkout-Prozess für Onlineshops optimieren. Dabei stießen sie jedoch auf ein ganz anderes Problem: „Wir fanden die Produktsuche nicht optimal. Die Hälfte aller Suchanfragen lieferte nicht das gesuchte Produkt – viel zu viel. Daher suchten wir nach einer deutlich schnelleren und präziseren Methode”, so Lukasson-Herzig über den Startschuss von Nyris. Das Team hat eine Bild- und Objekterkennungs-Software entwickelt, die auf Künstlicher Intelligenz basiert und wie eine visuelle Suchmaschine funktioniert.

Im Interview erklärt Nyris-Gründerin und -Geschäftsführerin Anna Lukasson-Herzig, was sich hinter dem Startup verbirgt, welche Potenziale in Visual Search liegen und welche Rolle Microsoft bei ihrem Werdegang spielte.

Wie groß schätzen Sie das Potenzial Ihrer Software im E-Commerce ein?

„Wir sind überzeugt, dass Visual Search nicht nur einen Teil des aktuellen Suchanbietermarktes übernehmen, sondern den gesamten Markt noch dazu deutlich vergrößern wird. Der User wird die Wahl haben wollen, wie er in welcher Situation suchen möchte – per Text, Bild oder Stimme. Wird diese Suche zu einem frustfreien Erlebnis, bekommt der E-Commerce für viele eine neue Bedeutung, denn die Discovery-to-Checkout-Zeit wird sich deutlich verkürzen. Wer diesen Prozess nicht optimiert, wird es schwer haben, die nächsten fünf Jahre zu überstehen.”

Wie können Online-Händler ganz konkret von Ihrer Software profitieren?

„Wir erhöhen die Conversion und die Order Value. In einem Test mit einem unserer Kunden konnten wir im Vergleich zur Textsuche die Conversion um mehr als 60 Prozent und die Order Value um knapp 40 Prozent steigern.”

Inwiefern kann Visual Search die Geschäftsmodelle im E-Commerce verändern?

„Was wir sehen, ist, dass dieses Thema für viele große Player aus dem Telekommunikationsbereich interessant ist. Hier sprechen wir mit zwei großen Anbietern. Diese möchten die visuelle Suche direkt als zusätzliche Kamerafunktion auf dem Smartphone integrieren. Sobald diese Funktion richtig an den E-Commerce angebunden ist, werden die Smartphone-Hersteller zu den wichtigsten Affiliates der Händler – mit entsprechender Machtposition, denn der Checkout kann auch direkt auf dem Smartphone reibungslos stattfinden. Viele Marken brauchen dann keinen Shop mehr, nur noch Logistik. Für Händler wird es also noch schwieriger, sich zu behaupten. Sie müssen sich dann noch mehr durch weitere Services wie Beratung auszeichnen.”

Welche Anwendungsgebiete sind für Visual Search noch besonders interessant?

„Auf jeden Fall die Industrie. In dem Umfeld findet man wirklich viele Einsatzmöglichkeiten, wie zum Beispiel im Bereich der Ersatzteilerkennung. So nutzen heute Kunden aus der Industrie, dem Automobilbereich, dem Handel und den Versicherungen unsere Standard-API für unterschiedliche Anwendungen.”

Warum der Nyris-Erfolg auf einer starken IT-Maschinerie beruht

Wer komplexe Software entwickelt, braucht entsprechende technische Kapazitäten – die bei einem Startup noch dazu je nach Bedarf mitwachsen müssen. „In der Wachstumsphase sind zwei Sachen für uns wichtig: Flexibilität bei der Skalierung der Infrastruktur und Rechenpower, sowie die Möglichkeit, sich weitgehend auf die Lösung von Kundenproblemen zu fokussieren und eben nicht auf die IT-Infrastruktur”, so Lukasson-Herzig. Man entschied sich für die Azure-Cloud von Microsoft: „Azure erlaubt es uns, viele der klassischen DevOps-Aufgaben zu optimieren – oder diese gar nicht erst zu haben. Und das erleichtert unsere alltägliche Arbeit ungemein.“ Gleichzeitig wurde man Teil des Microsoft Startup-Accelerators ScaleUp. „Das Tolle an dem Microsoft-Programm: Es sind keine drei Monate Klassenfahrt, es ist eine echte Kooperation, die auf Dauer angelegt ist.”

Iskender Dirik ist Managing Director bei Microsoft ScaleUp in Berlin und erklärt die Vorteile des Programms folgendermaßen: „Wir helfen B2B-Startups auf drei Ebenen beim Skalieren: Zum einen beim Kundenzugang – schließlich haben wir Beziehungen zu allen relevanten Enterprise-Unternehmen weltweit. Außerdem unterstützen wir Scaleups dabei, ihre technologische Infrastruktur auf eine globale Skalierung vorzubereiten. Und wir vernetzen die Gründer mit international anerkannten Management-Experten, die sie in skalierungsrelevanten Themen coachen.”

Nyris überzeugte ihn vor allem durch die Technologie mit starkem Cloud- und AI-Kern, der spannende Use Cases erlaubt – die wiederum gut zu den Microsoft Enterprise-Kunden passen. Und mit ebendiesen hat man das Startup auch vernetzt. „Außerdem gab es von unserer Seite aus Unterstützung in Form von Event-Integrationen, Cloud-Technologie, Coaching, Business-Development-Support und den Kontakt zu Industrieexperten bei Microsoft.”


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