Leichte Beute

Klein, leicht, überallhin mitzunehmen - das begeistert nicht nur die Notebook-Anwender, sondern auch die Langfinder. Stahlseile und Alarmanlagen sollen Dieben den Spaß verderben.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Johannes Endres

Mit Sekundenkleber aufgeklebte Ösen für Stahlseile halten zwar mehr aus als die Kensington-Lock-Slots, verderben aber auch das Design.

Zwei Prinzipien herrschen vor: Stahlseile, um das Notebook anzuschließen, und Alarmanlagen, die losgehen, sobald jemand das gute Stück bewegt. In Zeiten allgegenwärtiger akustischer Umweltverschmutzung durch Handy-Gebimmel und Auto-Alarmanlagen löst eine solche zusätzliche Lärmquelle eher den Unwillen von Passanten aus als rasches Eingreifen. Die Bewegungsmelder erzeugen mit über 40 Sone und einer Schärfe von bis zu 8 Acum zwar laute und unangenehme Geräusche. Doch Notebooks werden auch eher von lärmenden Messeständen geklaut als aus Zen-Klöstern; auf eine ruhige Umgebung, in der das Geräusch wirklich zu hören ist, kann man sich also nicht verlassen.

Hinzu kommt, dass die meisten Bewegungsmelder mit einer kleinen Verzögerung ausgestattet sind, damit nicht jedes Wackeln am Notebook sofort einen Polizeieinsatz auslöst. Bei manchen Geräten kommt das dem Dieb zugute: Wenn er das zwei Millimeter dünne Stahlkäbelchen durchkneift, bleiben ihm rund zehn Sekunden, bevor der Alarm losgeht. Reichlich Zeit, um die Lärm-Granate in eine Richtung zu werfen und sich in die andere davon zu machen - die Alarmanlage lenkt dann sogar vom Dieb ab, statt ihn zu entlarven.

Bei den Drahtseilschlössern steht leichte Handhabung vor hoher Sicherheit: Ein Fahrrad, das genauso viel kostet wie ein aktuelles Notebook, würde wohl niemand mit einem unter fünf Millimeter dünnen Stahlschnürchen an die Laterne anschließen - bei den Notebook-Schlössern ist das schon die gehobene Sicherheitsklasse. Einen Fahrrad-üblichen Cryptonite-Bügel möchte aber auch niemand mitschleppen, denn der wiegt fast so viel wie ein Sub-Notebook und man könnte ihn auch schwerlich irgendwo am Laptop hindurchstecken.

Daher bringen die Hersteller seit Jahren an den Gehäusen ihrer Notebooks einen kleinen Schlitz an, in den Kensington-Schlösser komfortabel einrasten. Kensington hält zwar ein Patent an ihrem Verschlussmechanismus, doch einige Konkurrenten bieten ebenfalls passende Schlösser an. Die Sicherheit hängt dann in erster Linie von der Sorgfalt des Gehäuse-Designers ab. Wenn der Kensington-Slot nur eine Aussparung in einem Plastikteil ist, schlägt der gewiefte Dieb das Schloss einfach über die Tischkante, der Gehäuseschaden bleibt erfahrungsgemäß relativ klein. Daher hinterlegen die sorgfältigeren Hersteller den Slot mit einem Blechstreifen oder fräsen ihn in einen wichtigen Teil des Gehäuses.

Die meisten Diebstahlsicherungen halten dem üblichen Diebeswerkzeug nur Sekundenbruchteile lang stand.

Stabiler sind spezielle Stahlösen, die mit Sekundenkleber großflächig aufs Gehäuse geklebt werden. Diese Stahlwarzen kriegt ein Dieb zwar wirklich nicht mehr ab, ohne das Gehäuse zu zerstören, sie ruiniert aber schon vorher das Design. Außerdem verhakeln sie sich dauernd in der Notebook-Tasche.

Sowohl Alarmanlagen als auch Drahtseilchen halten Gelegenheitsdiebe ab, die sich im Vorbeigehen ein ungesichertes Notebook für den Eigenbedarf unter den Nagel reißen würden. Nach Angaben von Kensington machen solche Diebstähle 60 Prozent der gemeldeten Fälle aus.

Doch für Langfinger, die einige Minuten Zeit und geeignetes Werkzeug mitbringen, bedeutet keine der Diebstahlsicherungen ein ernsthaftes Hindernis. Auch einem Datendieb, der nur am Inhalt der Festplatte und nicht am Rest des Computers interessiert ist, haben sie nichts entgegenzusetzen. Im Zweifel zerdeppert der einfach des Gehäuse oder zieht nur die Festplatte aus ihrem Schacht, sofern sie wartungs- und diebstahlfreundlich nicht angeschraubt ist.

Als Abschreckung gegen Diebe, die das Notebook weiterbenutzen oder verkaufen wollen, genügen oft schon einige uncoole Aufkleber oder an prominenter Stelle eingebrannte Firmenlogos.

Statt sich auf einen Diebstahlschutz zu verlassen, sollte man sich und das Notebook lieber auf den Ernstfall vorbereiten. Damit zusammen mit dem Notebook nicht auch die Früchte der eigenen Arbeit verschwinden, genügt ein regelmäßiges Backup. Daten, die nicht in fremde Hände gelangen dürfen, sollten nur so kurz wie nötig auf dem Mobilrechner bleiben und besser noch auf einem externen USB-Stick liegen. Gegen neugierige Blicke auf den Festplatteninhalt sichert die Festplattenverschlüsselung auf BIOS- oder Betriebssystemebene. (je) (ll)