IT-Berater sind Spitzenverdiener

Alljährlich befragen wir selbstständige ITler nach ihren Einkünften. Die Ergebnisse dieser Recherche sollen dazu beitragen, individuelle wirtschaftliche Situationen in einen Gesamtkontext einzuordnen. Mancher Angestellte wird danach vielleicht den Schritt in die Selbstständigkeit erwägen und die Risiken besser einschätzen können, andere werden sich zufrieden in ihrer Festanstellung zurücklehnen.

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Von
  • Dr. Thomas Bürkle
  • Dr. Claus Becher
Inhaltsverzeichnis

Hat es sich für die beruflich selbstständigen Leser der c't gelohnt, im Jahr 2005 einer selbstständigen Tätigkeit in der IT-Branche nachzugehen? Anknüpfend an die Resultate der Befragungen der drei Vorjahre [1, 2, 3] stellen wir auf den folgenden Seiten die Ergebnisse der Online-Befragung vom Oktober dieses Jahres vor.

Die Analyse kann nicht ohne Weiteres auf die aktuellen Verhältnisse übertragen werden. Naheliegend ist jedoch die Frage, ob Anzeichen für eine positive Entwicklung 2005 bereits erkennbar waren: Haben sich die Einkünfte der IT-Selbstständigen verbessert beziehungsweise haben sich die Einkommensrisiken vermindert?

Nach Anmeldung war die Online-Umfrage für jeden zugänglich, und IT-Selbstständige haben sich in großer Zahl beteiligt. Wir haben offensichtliche „Spaß-Einträge“ und unvollständige Antworten ausgefiltert und konnten anschließend 792 Datensätze auswerten. Mit nur elf Teilnehmerinnen zeigten Frauen bei der Befragung wiederum sehr schwache Repräsentanz.

Für Deutschland ist die Studie im Hinblick auf Geschlecht, Alter und Berufsausbildung ausreichend aussagekräftig - die sehr geringen Fallzahlen aus Österreich und der Schweiz schränken die Bewertungsmöglichkeiten jedoch ein.

Drei Formen der Selbstständigkeit haben wir unterschieden:

  • nebenberufliche Ausübung der Selbstständigkeit,
  • freiberufliche Ausübung der Selbstständigkeit,
  • Inhaber eines Gewerbebetriebes.

Unter den Teilnehmern ergab sich dabei - unter Berücksichtigung der Altersstruktur - die Verteilung der Selbstständigen auf diese Gruppen:

Der überwiegende Teil arbeitet freiberuflich.

Die häufigste Form der Selbstständigkeit im IT-Bereich bestand mit 61 Prozent in der freiberuflichen Ausübung. 21 Prozent der Befragten gaben an, Inhaber eines Gewerbebetriebes zu sein. Nur nebenberuflich haben 18 Prozent die Selbstständigkeit ausgeübt. Damit liefert die Struktur etwa das Bild der Untersuchung des Vorjahres.

Auch bezüglich der Altersverteilung zeigt sich eine wenig veränderte Situation: Nach wie vor waren IT ler unter 30 Jahren relativ häufig nebenberuflich selbstständig. Mit zunehmendem Alter stieg der Anteil der Freiberufler und der Gewerbetreibenden an. Viele IT ler wagen in diesem Alter den Schritt in die „hauptamtliche“ Unabhängigkeit.

Bei der Bestimmung des Jahreseinkommens haben wir zunächst das Jahreseinkommen vor Steuern und ohne soziale Absicherung ermittelt, das heißt, nur die Betriebskosten, Löhne und Ausgaben für die eigene Weiterbildung vom Umsatz abgezogen. Die so berechneten Mittelwerte für Deutschland, Österreich und die Schweiz zeigt die Tabelle.

Die durchschnittlichen Jahreseinkommen sind in allen drei Ländern gegenüber dem Vorjahr angestiegen.

Das durchschnittliche Einkommen der IT-Selbstständigen in Deutschland lag 2005 bei 49 659 Euro und damit geringfügig über dem Wert von 2004. Leider können die mittleren Einkommen für Österreich (41 611 Euro) und die Schweiz (umgerechnet 69 209 Euro) aufgrund der sehr niedrigen Rückläufe (Österreich 36, Schweiz 24 Antworten) nicht den Anspruch auf Repräsentativität erheben.

Für Deutschland lässt sich eine stabile, leicht steigende Entwicklung der Durchschnittseinkommen konstatieren. Der Eindruck einer starken Schwankung in Österreich und der Schweiz in den letzten drei Jahren ist nicht aussagekräftig. Die nachfolgend präsentierten Daten der Studie beziehen sich daher auf Deutschland.

Das so ermittelte durchschnittliche Jahreseinkommen wurde anschließend um die Aufwendungen für die soziale Absicherung (Altersvorsorge, Kranken- und Pflegeversicherung) bereinigt. Dabei haben wir die entsprechenden Beiträge für die gesetzliche Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung bei dem jeweils erzielten Einkommen zugrunde gelegt. Nach Abzug auch des Arbeitgeberbeitrags, den der Selbstständige im Vergleich zum Festangestellten nicht erhält, ergibt sich für die drei Gruppen der IT-Selbstständigen in Deutschland die obenstehende Verteilung der Jahreseinkommen 2005 im Vergleich zum Vorjahr. Bitte beachten Sie: Um die Lesbarkeit der Diagramme zu verbessern, haben wir diese im Folgenden in Zehntausenderblöcke unterteilt und auf das Zeichen „größer als“ verzichtet. Wenn Sie also zum Beispiel auf einer Abszisse „10 bis 20“ tausend Euro abgetragen sehen, bedeutet dies exakt >10 bis 20 tausend Euro.

Die Einkommenssituation hat sich geringfügig verbessert.

Die Einkommenssituation hat sich insgesamt verschlechtert.

Sie stellten sich 2005 geringfügig schlechter.

Die Jahreseinkommen der Freiberufler lagen wie im Vorjahr in fast 81 Prozent aller Antworten unter 100 000 Euro. Der häufigste Wert liegt wiederum zwischen 10 und 20 000 Euro. Jahreseinkommen über 100 000 Euro traten relativ selten und zugleich in einem gegenüber dem Vorjahr nahezu identischen Umfang auf.

Insgesamt ergab sich eine minimale Verschiebung der Verteilung der Einkommen hin zu den höheren Bereichen.

Bei den Inhabern eines Gewerbebetriebs liegen die am häufigsten genannten Werte zwischen 0 und 10 000 Euro. 2004 konnten wir sie zwischen 20 und 30 000 Euro ansiedeln. Im Vergleich zu den Freiberuflern fällt jedoch auf, dass der Bereich hoher Jahreseinkommen (ab 100 000 Euro) mit nun 30,4 Prozent zwar wiederum häufiger vertreten war, die Wahrscheinlichkeit der Erzielung niedriger Jahreseinkommen zu Lasten der mittleren Jahreseinkommen nahm allerdings ebenfalls zu. Unter dem Strich verschlechterte sich das durchschnittlich von den Gewerbetreibenden erzielte Einkommen von 89 273 Euro auf 77 684 Euro.

Betrachtet man die Verteilung der Jahreseinkünfte der nebenberuflich Selbstständigen, ergibt sich das links stehende Bild.

Es zeigt sich eine geringfügige Verschlechterung in Form einer leichten Verschiebung der Verteilung in Richtung der niedrigeren Einkünfte.

Für alle befragten IT-Selbstständigen haben wir auf Basis der genannten durchschnittlichen Monatsarbeitsstunden die Jahresarbeitszeit in Stunden berechnet und anhand des Jahreseinkommens einen „Stundenlohn“ ermittelt. Dieser ist nicht mit den weiter unter untersuchten Stundensätzen zu verwechseln.

Im Vergleich zum Vorjahr trat eine Verschiebung zu den mittleren Werten ein.

Hierbei ergibt sich gegenüber dem Vorjahr kein einheitliches Bild: Die Tendenz geht jedoch zu einer Verschiebung in Richtung der mittleren Stundenlöhne. Der Bereich mittlerer Stundenlöhne zwischen 65 und 105 Euro zeigt eine deutliche Zunahme.

Differenziert man die Stundenlöhne nach den Selbstständigengruppen, entsteht ein Vierjahresvergleich, wie ihn das Diagramm darstellt.

Freiberufler konnten sich verbessern, Gewerbetreibende erlösten deutlich weniger pro Arbeitsstunde.

Wenngleich die Gewerbetreibenden mit 58,79 Euro immer noch die höchsten Stundenlöhne der drei Gruppen erzielen konnten, mussten sie gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Einbruch beklagen. Bei den Freiberuflern hat sich die in den Vorjahren aufgetretene Abwärtsbewegung ins Gegenteil verkehrt: Hier sind die Stundenlöhne deutlich angestiegen. Damit haben sich die Werte von Gewerbetreibenden und Freiberuflern angenähert. Die Nebenberufler schnitten wiederum schlechter ab. Alle drei Gruppen haben wir in dem Diagramm näher aufgeschlüsselt.

Die Werte bei den Inhabern eines Gewerbebetriebes zeigen eine starke Streuung.

Mehr als die Hälfte der befragten Freiberufler mussten sich mit weniger als 45 Euro pro Stunde zufriedengeben. Allerdings hat ihr Anteil in diesem Segment gegenüber dem Vorjahr geringfügig abgenommen, und daraus folgt eine leichte Verschiebung in Richtung der höheren Stundenlöhne. Wie im Vorjahr verdiente jeder zweite nebenberuflich Selbstständige unter 25 Euro pro Stunde. Wer einen Gewerbebetrieb angemeldet hat, hat zwar gegenüber den anderen beiden Gruppen berechtigte Aussichten, in der höheren Einkommensklasse zu rangieren - unserer Untersuchung nach bleibt die Wahrscheinlichkeit, sich eher am unteren Ende der Skala zu bewegen, aber sehr groß.

Die rechts oben stehende Grafik veranschaulicht für die hauptberuflich IT-Selbstständigen, mit welchem Anteil ihre Tätigkeitsschwerpunkte bei den einzelnen Einkommensklassen vertreten waren.

Beratung und Consulting bietet die höchste Wahrscheinlichkeit, hohe Einkommen zu erzielen.

Die im Vorjahr ermittelte Struktur hat sich im Wesentlichen bestätigt: Jeder Vierte im Bereich „Beratung und Consulting“ lag im Bereich der höchsten Einkommensklasse. Softwareprogrammierung und Datenbanken“ blieb über das gesamte Einkommensspektrum relativ stark vertreten. Im Bereich „Forschung, Entwicklung, Lehre, Training“ ergab sich eine Verbesserung der Einkommenserwartungen: Aktuell fällt auf, dass dieser Schwerpunkt im Bereich der Einkommen über 60 000 Euro mit einer leichten Zunahme vertreten ist. Webentwickler und Multimediadesigner belegen besonders stark den Bereich der unteren Jahreseinkommen. Für „Service und Support“ sowie „Administration“ ergibt sich wie auch in den vorangehenden Jahren ein uneinheitliches Bild.

Bei Freiberuflern und Inhabern eines Gewerbebetriebes spielt die Qualität der Ausbildung eine eher untergeordnete Rolle - ganz im Gegensatz zu Festangestellten [4]. Formale Ausbildungszertifikate haben hier eine „Eintrittskartenfunktion“. Besonders auffällig ist die im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegene Bedeutung der Rubrik „sonstige Ausbildung“ für die Erzielung hoher Einkommen über 90 000 Euro. Damit scheint der Spezialist gegenüber dem Generalisten klar im Vorteil zu sein. Hervorzuheben ist auch die starke Polarisierung innerhalb der Gruppe derjenigen, die über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen: Hier erzielte einerseits mehr als jeder Dritte ein niedriges Einkommen, andererseits jedoch fast jeder Fünfte ein Spitzeneinkommen von mehr als 160 000 Euro. Dieser Personenkreis zeigt die höchsten Einkommensschwankungen. Das Risiko, niedrige Einkommen zu erzielen, kann die Ausbildung jedoch reduzieren.

Formale Bildungsabschlüsse spielen bei Selbstständigen eine eher untergeordnete Rolle.

Der Stundensatz gibt den Betrag an, den der Selbstständige dem Kunden pro geleisteter Arbeitsstunde in Rechnung stellt. Er spiegelt auch die Wertschätzung des Marktes für die einzelnen Fähigkeiten wieder. Kosten und nicht direkt abrechenbare Tätigkeiten wie zum Beispiel die Kundenaquise abgezogen, entsteht die Tabelle.

Für ihre Arbeitsstunden konnten viele Selbstständige höhere Forderungen berechnen.

Sie weist eine Verschiebung zugunsten der höheren Stundensätze über 85 Euro auf. Dies vermag zunächst hinsichtlich der vorangehend dargestellten Entwicklung der „Stundenlöhne“ in Richtung mittlerer Stundenlöhne verwundern - bei den Stundensätzen fließen aber weder Kosten noch der tatsächliche Zeitaufwand in die Berechnungen ein. Dies verdeutlicht die eher geringere Aussagekraft der Stundensätze, wenn Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit diskutiert werden.

Spezifische Kenntnisse treiben den Stundensatz in die Höhe (darunter stehende Tabelle). Wer sich zum Beispiel mit Ruby on Rails (Bereich E-Commerce) auskennt, konnte im Durchschnitt 89 Euro pro Stunde einfordern. Nur die jeweils höchsten vier Positionen haben wir in der Grafik aufgenommen.

„Ruby on Rails“ war Spitzenreiter bei den Stundensätzen. „Peoplesoft“ hat wieder an Bedeutung gewonnen.

Ein aussagefähigeres Bild liefert eine Betrachtung der branchenspezifisch divergierenden Stundensätze. Diese lassen sich einerseits nach dem Mittelwert, aber andererseits auch nach der Spannbreite differenzieren.

Im Bereich Banken und Versicherungen wurden die höchsten Werte erzielt.

Der höchste mittlere Stundensatz mit 69 Euro war demzufolge in der Bank- und Versicherungsbranche zu erzielen und hat damit den Vorjahressieger „Telekommunikation“, dessen mittlerer Stundensatz von 68 Euro inzwischen knapp unter 60 Euro gesunken ist, auf dem ersten Platz abgelöst.

Die größte Spannbreite liegt jedoch nach wie vor im Bereich der Telekommunikation: 90 Prozent liegen dort zwischen 45 und 90 Euro. Die vergleichsweise niedrigsten durchschnittlichen Stundensätze von rund 55 Euro zeigten „IT“ sowie „Aus- und Weiterbildung“. Dabei weisen reine IT-Unternehmen zugleich die geringsten Schwankungen auf. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich die Mittelwerte insgesamt wenig verändert haben, die Spannbreiten jedoch gegenüber dem Vorjahr zurückgingen.

Die Wahrscheinlichkeit zur Erzielung hoher Einkommen von mehr als 90 000 Euro ist bei der Gruppe der IT-Selbstständigen, die mehr als vier Jahre Berufserfahrung aufweisen kann, nahezu unverändert geblieben.

Mit den Jahren steigt der ökonomische Erfolg nicht zwangsläufig an.

Erstaunlich ist die deutliche Veränderung bei den Neueinsteigern: Waren 2004 Selbstständige mit weniger als einem Jahr Berufserfahrung bei den hohen Einkommen überhaupt nicht mehr vertreten, so gelang es 2005 immerhin 17 Prozent der Teilnehmer Einkommen von über 90 000 Euro zu erzielen. Zugleich ist aber auch der Anteil der Einsteiger mit niedrigen Einkommen von über 55 Prozent im Jahr 2004 auf nun unter 35 Prozent gesunken.

Eine mehr als 10-jährige Berufserfahrung führt jedoch immer noch mit der größten Wahrscheinlichkeit zu hohen Einkommen und vermindert das Risiko, weniger als 20 000 Euro zu verdienen. Die Gruppe der Selbstständigen mit drei Jahren Berufserfahrung konnte den Anteil der Bezieher hoher Einkommen fast verdoppeln, zugleich weist dieses Segment jedoch auch die größte Wahrscheinlichkeit (37 Prozent) der Erzielung niedriger Einkommen auf. Es entsteht der Eindruck, dass eine dreijährige Berufserfahrung mit einer Weichenstellung zwischen erfolgreicher und erfolgloser Selbstständigkeit verbunden ist. Insgesamt hat die Bedeutung der Berufserfahrung für die Einkommenshöhe eher abgenommen.

Die Abbildung gibt die Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Lage der befragten Freiberufler und Inhaber eines Gewerbebetriebes in Deutschland in den jeweiligen Einkommensklassen wieder:

Mehr Einkommen, größere Zufriedenheit - Geld macht also doch glücklich?

Einkommensbezieher ab 40 000 Euro haben die Lage überwiegend als „gut“ oder „sehr gut“ eingeschätzt. Damit gelang es zahlreichen Selbstständigen, aus ihrer Sicht zufriedenstellende Einkünfte zu erzielen. Von denen, die weniger verdienten, empfand über die Hälfte in den jeweiligen Einkommensgruppen die eigene wirtschaftliche Situation als befriedigend und schlechter. Insgesamt lässt sich über fast alle Einkommenskategorien im Vergleich zum Vorjahr eine nahezu unveränderte Einschätzung erkennen. Lediglich im Segment der Bezieher hoher Einkommen (mehr als 160 000 Euro) lässt sich ein deutlich gestiegenes Ausmaß an Zufriedenheit erkennen.

Stellt die IT-Selbstständigkeit bei einigen nur eine „Notlösung“ dar? Würden sie eine Festanstellung vorziehen?

Nur ein kleiner Teil der Selbstständigen wünscht den Übergang in ein Angestelltenverhältnis.

Der 2004 erkennbare eindeutige negative Zusammenhang zwischen Einkommenshöhe und dem Wunsch nach Festanstellung lässt sich nicht mehr bestätigen: Zwar nimmt der Wunsch zunächst mit zunehmendem Einkommen im Intervall bis zu 60 000 Euro klar ab, ab 60 000 Euro ergibt sich jedoch kein einheitliches Bild. Erstaunlich ist der relativ hohe Anteil von 13,6 Prozent in der Gruppe der Spitzenverdiener, die eine Festanstellung vorziehen würden. Insgesamt spricht sich eine große Mehrheit der Freiberufler für die berufliche Selbstständigkeit in der IT-Branche aus. Dieser Trend hat sich in den Bereichen von Einkommen unter 60 000 Euro sogar noch verstärkt. Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass die nichtmonetären Aspekte der Selbstständigkeit (größere Autonomie et cetera) eine wichtige Rolle spielen. Vielleicht haben auch optimistische Zukunftseinschätzungen zu diesem Ergebnis geführt.

Die Befragung enthält keine Daten über den Umfang der Übergänge von der Selbstständigkeit in eine abhängige Erwerbstätigkeit: Personen, die die Selbstständigkeit aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben haben und mittlerweile fest angestellt sind, sind in den oben genannten Zahlen nicht, sodass der Wunsch nach einem Wechsel an dieser Stelle auch unterschätzt werden kann.

Für die Frage, ob sich IT-Selbstständigkeit lohnt, liegt ein Vergleich mit den Einkommen der Festangestellten in der IT-Branche nahe. Hierbei haben wir auf die Daten der c't-Befragung der Festangestellten für das Jahr 2005 zurückgegriffen [4]. Die unten stehende Aufstellung berücksichtigt bei den Selbstständigen die Freiberufler und die Inhaber eines Gewerbebetriebes in Deutschland, bei den Festangestellten Vollzeitkräfte mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von mindestens 35 Stunden. Für die Jahreseinkommen der beiden Gruppen ergibt sich die folgende Verteilung.

Angestellte dominieren im Bereich mittlerer Einkommen.

Der Großteil der Festangestellten erzielt dabei mittlere Jahreseinkommen: Über 40 Prozent in Vollzeit haben zwischen 40 000 und 60 000 Euro erzielt, etwa ebenso viele zwischen 20 000 und 40 000 Euro. Bei den Selbstständigen ergab die Befragung einerseits einen wesentlich größeren Anteil bei den höheren Einkommen ab 90 000 Euro, andererseits jedoch auch einen deutlich höheren Anteil an niedrigen Jahreseinkünften (unter 20 000 Euro).

Die Selbstständigkeit eröffnet dabei vergleichsweise bessere Chancen auf hohe Einkommen, andererseits stellt sie nicht pauschal den „Königsweg“ zur Erzielung hoher Einkünfte dar, da zugleich auch ein hohes Risiko besteht, nur niedrige Einkommen zu realisieren. Im Vergleich zum Vorjahr ergab sich bei den IT-Selbstständigen jedoch eine deutliche Abnahme im untersten Einkommenssegment: 2004 erzielte jeder dritte Selbstständige Einkünfte von weniger als 20 000 Euro, 2005 war es nur noch jeder vierte.

Eine deutliche Zunahme war bei den Selbstständigen auch im Bereich hoher Einkommen (90 000-160 000 Euro) zu beobachten: Lagen 2004 13,6 Prozent der Selbstständigen in diesem Intervall, so waren es 2005 bereits 18,6 Prozent. Bei den Festangestellten ergab sich ein ähnliches Bild wie im Vorjahr: Hier dominieren mittlere Einkommen zwischen 20 000 und 60 000 Euro. Insgesamt hat sich bei diesen jedoch eine geringfügige Verschlechterung in Form einer leichten Verschiebung hin zu niedrigeren Einkommen ergeben.

Steuerliche Vorteile der Selbstständigen gegenüber den Festangestellten blieben unberücksichtigt. Die ausgewiesenen Einkommen der Selbstständigen ergeben sich als Saldo aus Umsätzen und Kosten. Dabei hat der Selbstständige bessere Möglichkeiten der steuerlichen Anrechnung von Kosten.

Auch hier punkten die Angestellten im unteren und mittleren Bereich.

Das Diagramm zeigt die auf die Arbeitsstunde umgelegten Einkommen für die Freiberufler und die Festangestellten in Vollzeit.

Es entsteht ein ähnliches Bild wie bei den Jahreseinkommen. Auch hier gelang es den Festangestellten 2005 kaum, gehobene Stundenlöhne (über 45 Euro) zu realisieren. In diesem Bereich sind die Freiberufler dagegen noch relativ häufig vertreten. Bei den Festangestellten erzielten 48,6 Prozent (2004 waren es 40 Prozent) Stundenlöhne zwischen 15 und 25 Euro. Bei den Freiberuflern fällt auf, dass sich in der Befragung ihr Anteil im Intervall sehr niedriger Stundenlöhne (bis 5 Euro) wie bereits 2002 bis 2004 im Vergleich zu den Festangestellten als stärker herausgestellt hat. Festangestellte erlebten eine leichte Verschiebung der Verteilung in Richtung der höheren, Selbstständige in Richtung der niedrigen Stundenlöhne: Erzielte 2004 nur jeder fünfte Selbstständige Stundenlöhne unter 15 Euro, so war es 2005 bereits jeder vierte.

Sowohl bei den Jahreseinkommen als auch bei den Stundenlöhnen ist also die Selbstständigkeit im Vergleich zur Festanstellung mit höheren durchschnittlichen Einkünften, andererseits mit einer größeren Streuung und damit einem größeren Risiko verbunden. Damit unterscheidet sich die IT-Branche jedoch nicht von anderen Wirtschaftszweigen.

Von Interesse ist ferner, wie sich die Schwierigkeit an Aufträge zu gelangen gegenüber 2004 verändert hat. Die Abbildung gibt die Einschätzungen getrennt nach Einkommensgruppen wieder:

Je nach Einkommen beurteilen Selbstständige die Auftragssituation unterschiedlich.

Zunächst fällt auf, dass über die Hälfte der Selbstständigen in einem mittleren Einkommensbereich von 40 000 bis 60 000 Euro leichter an Aufträge gekommen ist und damit die Gruppe mit der deutlichsten Verbesserung der Auftragslage darstellt. Über alle Einkommensgruppen hinweg überwiegt die Einschätzung der Auftragserzielung als „leichter“. Daraus lässt sich schließen, dass sich bereits 2005 die Auftragslage verbessert hat. Man darf daher sehr gespannt sein, wie die Ergebnisse in unserer nächsten Erhebung für 2006 aussehen werden.

Gegenüber dem Vorjahr haben sich nur geringe Änderungen ergeben. Sowohl die subjektive Einschätzung der Zufriedenheit der Selbstständigen, als auch die erhobenen Einkommensdaten stimmen weitgehend überein. Hinsichtlich der zu erwartenden Entwicklung für das Jahr 2006 gibt es dennoch zwei positive Indikatoren:

  • Die Auftragslage hat sich in der Wahrnehmung der Selbstständigen verbessert.
  • Der Wunsch, die Selbstständigkeit gegen eine Festanstellung einzutauschen, hat bei dem Großteil der Selbstständigen 2005 gegenüber dem Vorjahr deutlich abgenommen. Dies lässt einen gestiegenen Optimismus der Befragten für die Zukunft vermuten.

Einerseits sind höhere Einkommen im Rahmen der Selbstständigkeit zu erzielen, andererseits entsteht ein höheres Risiko. Als Erfolgsfaktoren stellen sich sowohl die Wahl des Tätigkeitsschwerpunktes als auch in starkem Maße die Bereitstellung der „richtigen“ Skills heraus. Der Erfolg liegt vor allem in einer breiten Wissensbasis, die es ermöglicht, davon ausgehend mit Weiterbildung rasch auf Veränderungen der Nachfrage zu reagieren. Die Bedeutung der Berufserfahrung als Erfolgsfaktor hat nämlich abgenommen.

Dr. Thomas Bürkle ist Privatdozent am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Personalwirtschaft, der Universität Frankfurt am Main und freiberuflich Dozent an der FH für Ökonomie und Management (FOM).

Diplomvolkswirt Claus Becher arbeitet als empirischer Wirtschaftsforscher am Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) in Frankfurt am Main.

[1] Claus Becher, Thomas Bürkle, Lohnt sich IT-Selbständigkeit? c't 24/03, S. 94

[2] Claus Becher, Thomas Bürkle, Schwieriges Terrain, c't 24/04, S. 102

[3] Claus Becher, Thomas Bürkle, Goldgrube und Hungerturm, c't 26/05, S. 92

[4] Daniel Apfelbaum, Wer verdient wie viel?, Ergebnisse der c't-Gehaltsumfrage 2005, c't 6/06, S. 130

Vergleich der berechneten Stundensätze - IT-Stundensätze nach Branchen
10 Prozent 25 Prozent 50 Prozent 75 Prozent 90 Prozent
Automobil-Branche 34 45 65 75 95
Bank/Versicherung 40 50 65 85 109
IT-Unternehmen 25 35 50 70 90
TK-Unternehmen 30 45 60 65 82
Gesundheitswesen 35 45 55 72 86
Industrie 30 40 58 77 120
Öffentlicher Dienst 30 40 60 79 125
Aus- und Weiterbildung 20 30 48 80 110
Sonstige 21 35 48 50 78
Die Tabelle ermöglicht einem IT-Selbstständigen eine vergleichende Einordnung seiner Stundensätze. Ist er beispielsweise in der Automobilbranche tätig, so stellt er fest, dass 50 Prozent der dort Tätigen einen Stundensatz von bis zu 65 Euro, 75 Prozent bis zu zirka 75 Euro in Rechnung stellen. Damit kann er seinen eigenen Stundensatz innerhalb „seiner“ Branche einordnen.Stellt sich die Frage, in welchem Intervall sich der Stundensatz der „unteren Hälfte“ bewegt, ergibt sich für die jeweilige Branche Folgendes: Von der Restkategorie „Sonstige“ abgesehen liegt der Stundensatz in den Bereichen „IT-Unternehmen“ und „Aus- und Weiterbildung“ am niedrigsten: Hier realisieren 50 Prozent der IT-Selbstständigen Stundensätze von unter 50 Euro. In der Automobilbranche sowie im Bereich Banken und Versicherungen erzielen 50 Prozent der Selbstständigen den vergleichsweise höchsten Stundensatz von bis zu 65 Euro. Telekommunikationsunternehmen, die im Vorjahr den Spitzenplatz belegt haben, liegen nun auf dem dritten Platz: Hier erzielen 50 Prozent der IT-Selbstständigen Stundensätze von bis zu 60 Euro (2004 waren es 65 Euro).

(fm)