Sockelfolger

Für moderne Rechner, so suggeriert die Werbung, muß es schon ein MMX-Prozessor sein. Was aber machen die, die einen alten 586er-Rechner ihr eigen nennen, der die neuen CPUs nicht unterstützt? Sie nehmen einen Pentium-OverDrive, meint zumindest Intel.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Georg Schnurer

Ungeachtet des tatsächlichen Nutzens ist MMX heute ein Muß für PCs. Neue Rechner lassen sich ohne Intels Multimedia-Erweiterung kaum noch verkaufen. Wer aber als Besitzer eines älteren Rechners ebenfalls auf den MMX-Zug aufspringen will, stößt auf einige Probleme. Alle MMX-CPUs - seien sie nun von AMD, Cyrix oder Intel - arbeiten nämlich mit getrennten Spannungspegeln für den Prozessorkern und den I/O-Bereich.

Ältere 586er-Boards liefern aber oft nur eine einheitliche Versorgungsspannung für den Prozessor. Dies gilt für alle Platinen mit dem Sockel 5, aber auch für viele der frühen Modelle mit dem Sockel 7. Wer solch ein Board partout mit einem MMX-Prozessor bestücken wollte, mußte bislang zu einem Zwischensockel greifen, der die fehlenden Spannungen zur Verfügung stellt.

Der am 4. August von Intel vorgestellte `Pentium OverDrive Prozessor mit MMXTM Technologie´ macht den Zwischensockel überflüssig. Er ist mit Taktfrequenzen von 166 (66 MHz × 2,5), 180 (60 MHz × 3) und 200 MHz (66 MHz × 3) zu haben und ist letztlich nichts anderes als ein normaler Pentium MMX mit integriertem Spannungswandler und Lüfter (siehe Bild).

Abgesehen von diesen Zugaben unterscheidet er sich nicht von Intels normalem MMX-Prozessor. Auch der MMX-OverDrive hat einen 2 × 16 KByte großen L1-Cache und eine leicht verbesserte Integer-Einheit. Seine Performance entspricht so exakt der eines entsprechend getakteten Pentium MMX.

Im Gegensatz zu anderen OverDrive-Prozessoren muß ein 586er-Motherboard einige Voraussetzungen erfüllen, damit die neuen Prozessoren darin zuverlässig funktionieren. Zu den wichtigsten gehört ein BIOS, das den OverDrive korrekt erkennt. Der Chip identifiziert sich via CPUID-Befehl als Familie 5 (Pentium), Typ 2 (OverDrive), Modell 4 (Pentium MMX) und Revision 03. Ein BIOS sollte also einen `ODP Pentium MMX´ erkennen. Ist dies gegeben, arbeiten zumindest die OverDrives mit 166 und 180 MHz zuverlässig.

Damit der 200er stabil läuft, sollte ein Sockel 7 auf dem Board sitzen. Der ältere Sockel 5 kann die geforderten 5 Ampere auf der 3,3-Volt-Leitung nicht liefern. Bei unseren Messungen erwies sich der 200-MHz-OverDrive übrigens als nicht ganz so leistungshungrig. Er begnügte sich mit einer maximalen Stromaufnahme von 3,9 Ampere. Ein normaler Pentium MMX benötigt mit 4,0 A sogar etwas mehr Strom. Zum Vergleich: Ein Pentium-200 begnügt sich mit 3,6 A, ein Pentium-100, für den ja die meisten Sockel-5-Boards konzipiert waren, schluckte sogar nur 3,1 A.

Für die drei OverDrives gilt außerdem, daß über dem integrierten CPU-Lüfter ein Luftraum von 10 oder mehr Millimetern vorhanden sein muß. Von der Sockeloberkante aus gemessen ergibt sich so ein Mindestabstand von etwa 3 cm. Um die BF-Jumper, mit denen man bei normalen Pentium-CPUs das Verhältnis zwischen internem und externen Takt einstellt, braucht man sich bei den OverDrives übrigens keine Gedanken machen. Sie arbeiten unabhängig von diesen immer mit festem Taktverhältnis.

Der Pentium OverDrive ist eine einfache Möglichkeit, alte Rechner mit MMX-Technologie zu beglücken - vorausgesetzt, das BIOS spielt mit. Die relativ einfache Handhabung hat natürlich ihren Preis. Das 200-MHz-Modell kostet laut Intel-Preisliste 649 DM, für die 180-MHz-Version sind 549 DM zu zahlen und der 166er kostet 399 DM. Rechnet man die Kosten für einen Pentium MMX, einen Adaptersockel und einen CPU-Lüfter zusammen, so sind die OverDrives sicher nicht überteuert.

Macht man dieselbe Rechnung allerdings mit einem AMD- oder Cyrix-Prozessor auf, ergibt sich eine Differenz von gut 100 DM, für die der eine oder andere sicher etwas Bastelaufwand in Kauf nimmt. (gs) (gs)