FAQ: Farbkalibrierung

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Inhaltsverzeichnis

Wofür benötige ich Farbmanagement?

Bisher war ein farbkalibriertes System eigentlich nur nötig, wenn Farben am Monitor exakt so aussehen müssen wie auf dem Papier, also hauptsächlich im professionellen Umfeld oder bei ambitionierten Hobbyfotografen.

Moderne Digitalkameras zeichnen jedoch mehr Farben auf, als im herkömmlichen Farbraum sRGB darstellbar sind, auch können gute Fotodrucker vor allem intensivere Cyan-Töne zu Papier bringen. Monitore mit entsprechend erweitertem Farbraum (Wide-Gamut-Technik erreicht etwa AdobeRGB, RGB-Backlights sogar noch mehr) zeigen aber ohne Farbmanagement unnatürlich überzeichnete Farben; solche Monitore und Notebooks haben wir in c’t 23/09 vorgestellt.

Wie kalibriere ich meinen Monitor?

Die einfachste Möglichkeit ist, das vom Hersteller bereitgestellte Farbprofil in Form einer ICC-Datei einzubinden. Unter Windows genügt dazu ein Doppelklick, unter Mac OS muss man es in Library/Color Sync/Profiles kopieren und dann in Color Sync aktivieren. Unter Linux existiert kein zentrales Farbmanagement, sondern man muss das Profil jeder profilfähigen Anwendung einzeln übergeben. Die Profile können allerdings nicht die Serienabweichungen und Alterung der Monitore berücksichtigen. Einige Profile sind zudem fehlerhaft, auch bekommt man nicht für jeden Monitor und fast kein Notebook eines.

Ratsam ist daher der Kauf eines Colorimeters, zum Beispiel kosten Xrite Eye-One, Quato Silver Haze Pro oder Datacolor Spyder3, um 100 Euro (siehe Test in c’t 12/09, S. 112). Sie messen den Monitor, erstellen Farbprofile für wählbare Farbtemperaturen und binden sie automatisch ein. Achtung: Ältere Colorimeter erkennen nicht die großen Farbräume moderner Monitore.

Ich habe ein Farbprofil eingebunden, aber alles sieht aus wie vorher. Was mache ich falsch?

Die vom Monitorhersteller bereitgestellten Farbprofile beschreiben nur den Farbraum des Monitors, ohne die Anzeige zu beeinflussen. Korrekte Farben zeigen damit nur profilfähige Anwendungen an (siehe nächste Frage), bei allen anderen bleibt die Darstellung unverändert.

Die Farbprofile der Colorimeter enthalten zusätzlich spezielle Color-Look-Up-Tabellen (LUT), mit denen die Farbabweichungen des Monitors korrigiert werden. Die LUT landet in der Grafikkarte oder in farbkalibrierbaren Monitoren, was sofort zu einer veränderten Anzeige aller Programme führt. Unter Mac OS geschieht das automatisch, unter Windows zeichnen sich die Colorimeter-Dienstprogramme dafür verantwortlich. Wer so ein Profil ohne Colorimeter-Software nutzen möchte, benötigt LUT-Tools wie DisplayProfile (siehe Link).

Welche Software kann mit Farbprofilen umgehen?

Die Anwendungen müssen die in Bilddateien eingebetteten Farbprofile korrekt auswerten und auf das im Betriebssystem eingebundene Monitorprofil umrechnen. Bei einigen muss man die Profilfähigkeit in den Optionsmenüs erst aktivieren. Ein Monitorprofil muss man dort übrigens nur eintragen, wenn man nicht mit dem Standardprofil von Windows oder Mac OS arbeiten möchte, was nur für Spezialfälle sinnvoll ist – beispielsweise wenn die Anwendung mit zwei Displays nicht korrekt umgeht.

Alle größeren, halbwegs modernen Bildverarbeitungen sind profilfähig, auch die meisten Bildverwaltungen. Microsofts Paint kann hingegen nicht mit Profilen umgehen. Schlechter sieht es bei den Bildbetrachtern aus: Wir kennen bislang nur ExifPro, FastStone Viewer, IrfanView, XnView und den von Windows als profilfähig. Eine profilfähige Textverarbeitung haben wir nicht gefunden. Von den PDF-Viewern kennen der von Adobe und PDF-X Chance Profile.

Auch die Browser verweigern sich mehrheitlich: Opera, Chrome und Internet Explorer ignorieren Farbprofile komplett. Safari zeigt immerhin Bilder mit Farbprofilen korrekt an und behandelt nur profillose nicht nach W3C-Norm. Firefox ab 3.5 macht es ebenso, lässt sich aber auf W3C-Konformität umschalten (in about:config den Eintrag gfx.color_management.mode auf 1 schalten; 0 = ohne Profile, 2 = wie Safari) und ist damit der einzige komplett profilfähige Browser.

Blöderweise verhalten sich einige Anwendungen anders, wenn sie im Vollbildmodus arbeiten oder wenn zwei Displays mit unterschiedlichem Farbprofil angeschlossen sind. Einen Weg, wie man die Profilfähigkeit einer Anwendung testen kann, haben wir in c’t 23/09 auf Seite 118 beschrieben.

Ich kann meinen Monitor auf sRGB-Farbraum einstellen. Benötige ich dann keine Kalibrierung mehr?

Das ist tatsächlich ein Kompromiss für Anwender, die sich mit den Farbprofilen nicht auseinandersetzen wollen. Wenn der Monitor auf sRGB steht, sollte man unter Windows und Mac OS das mitgelieferte sRGB-Profil oder keines einbinden. Ein Colorimeter und profilfähige Anwendungen benötigt man dann nicht. Allerdings zeigt der Monitor die knackigen Farben, die ihn eigentlich auszeichnen, in dieser Einstellung nicht an.

Welche Farbräume nehme ich zum Bearbeiten meiner Fotos?

Wenn die Bildbearbeitung intern mit 16-Bit-Formaten rechnet, gibt es wenige Gründe, als Arbeitsfarbraum nicht einfach einen möglichst großen wie ProPhotoRGB zu wählen – das macht beispielsweise Adobe Lightroom unveränderlich so. Für die 8-Bit-Bearbeitung ist ein kleinerer wie AdobeRGB die bessere Wahl.

Fotos zur Weitergabe an Kunden oder Bekannte speichert man als sRGB (außer man weiß um deren durchkalibriertes System), damit sie auch auf unprofilierten Systemen ungefähr so wie bei einem selbst aussehen. Das gleiche gilt für Fotocommunities, Blogs und andere Websites. Die zusätzlichen Farben gehen dabei aber verloren. Ein guter Kompromiss ist es, seine Fotos für AdobeRGB gerechnet ins Internet zu stellen: Auf profilierten Systemen zeigen sie die bestmöglichen Farben, bei Anwendern mit Firefox und Safari sehen sie auch ohne Farbprofil gut aus, lediglich mit den anderen Browsern bleiben sie etwas blass.

www.ct.de/1005166 (jow)