Vergleich: Grundsteuer-Erklärung online und per Software
Digitale Unterstützung bei der Abgabe der Grundsteuererklärung
💡 Das Wichtigste in Kürze |
|
Aufgrund einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts soll ab dem Jahr 2025 eine neue Grundsteuerberechnung gelten. Daher stehen alle Immobilien- und Grundstückseigentümer seit Juli 2022 vor der Aufgabe, eine Grundsteuererklärung abzugeben. Aufgrund des unerwartet zögerlichen Rücklaufs der Erklärungen wurde die Abgabefrist verlängert, sodass Steuerpflichtige nun drei Monate mehr Zeit haben, um bis Ende Januar 2023 die Erklärung digital an das zuständige Finanzamt zu übermitteln. Wir zeigen, welche Grundsteuer-Software sich dafür am besten eignet.
Grundsteuer online abgeben: Je nach Bundesland gelten unterschiedliche Regelungen
36 Millionen Immobilien- oder Grundstückseigentümer sind in Deutschland von der Grundsteuerreform betroffen. Sie müssen die Erklärung zur Grundsteuer elektronisch abgeben. Danach erlässt das Finanzamt einen Bescheid, in welchem der Grundsteuerwert des Grundstücks festgestellt wird. Alle Grundstücke werden dabei neu bewertet. Sobald die neuen Grundsteuerwerte feststehen, erfolgt eine Anpassung der Hebesätze durch die jeweilige Gemeinde.
Welche Daten die Steuerpflichtigen bei der Abgabe der Grundsteuererklärung benötigen, hängt vom jeweiligen Bundesland ab. Elf Länder bevorzugen das vom Bund vorgeschlagene Modell, wohingegen Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen und Niedersachsen eigene Wege gehen. Neben dem Bundesmodell gibt es ein Bodenwertmodell, ein Flächenmodell, ein Flächen-Faktor-Modell, ein Flächen-Lage-Modell und ein Wohnlagenmodell. Somit gelten je nach Bundesland andere Regeln für die Grundsteuerbewertung, was die Angelegenheit noch etwas komplizierter macht.
Grundsteuererklärung: Steuer-Software und Online-Dienste im Vergleich
Welche Programme eignen sich für die Abgabe der Grundsteuererklärung am besten? Mehrere Grundsteuer-Programme buhlen um die Gunst der Steuerpflichtigen. Neben ELSTER, dem offiziellen Portal der Finanzverwaltung, können Immobilieneigentümer nun auch das vom Bundesfinanzministerium erstellte Grundsteuerportal nutzen. Außerdem stellen kostenpflichtige Programme wie smartsteuer und WISO ihre Dienste bei der Abgabe der Grundsteuererklärung zur Verfügung.
Anbieter in diesem Beitrag |
|
ELSTER online: Kostenlos, aber kompliziert und schwer verständlich
Wer bereits das ELSTER-Portal der Finanzverwaltung nutzt, kann dieses auch für die Grundsteuererklärung verwenden. Allerdings bereitet das offizielle Steuerportal ELSTER zunehmend Probleme. Aufgrund der Vielzahl der Zugriffe ist es gelegentlich überlastet und auch die Bedienung und mangelnde oder schwer verständliche Erklärungen überfordern viele Steuerpflichtige.
Das größte Problem: Alle Felder müssen vollständig ausgefüllt werden, damit eine Abgabe der Grundsteuererklärung erfolgen kann. Fehlt jedoch dem Steuerpflichtigen nur ein einziger Wert - beim Verfasser dieses Artikels war dies beispielsweise bei der Bruttogeschossfläche des Parkhauses der Fall - scheitert die Übermittlung des Formulars. Es ist daher in ELSTER nicht möglich, auch nur ein einziges Pflichtfeld auszulassen.
Für die Abgabe der Erklärung werden unter anderem Angaben zur Größe des Grundstücks, der Grundbuchblattnummer, Gemarkung, Flur und Flurstück, Miteigentumsanteile am Grundstück, die Steuernummer oder das Aktenzeichen des Grundstücks, der Bodenrichtwert, das genaue Baujahr des Gebäudes, die Wohnfläche, die Anzahl der Garagenstellplätze, die Steuer-Identifikationsnummer und Kontaktdaten aller Eigentümer sowie deren Anteile am Eigentum benötigt.
Viele Immobilieneigentümer verzweifeln an den komplizierten und wenig verbraucherfreundlichen ELSTER-Formularen. Das Online-Portal der Finanzverwaltung führt zwar strukturiert durch die Grundsteuererklärung, verwendet dabei jedoch zu viele Fachausdrücke, was sich für den Laien als sehr anspruchsvoll erweist.
➤ ELSTER onlineKostenfrei erstellen
Grundsteuerportal: Nur für einfache Eigentumsverhältnisse beim Grundsteuer-Bundesmodell
Erheblich unkomplizierter als ELSTER online erscheint die "Grundsteuererklärung für Privateigentum", ein neues, kostenloses Programm des Bundesfinanzministeriums, das den Steuerpflichtigen mit gezielten Fragen durch die Grundsteuererklärung lotst. Die Software wirbt selbst mit dem Slogan "Schnell. Unkompliziert. Kostenlos." Der Online-Dienst im Auftrag des Bundesfinanzministeriums ist auf Standardfälle zugeschnitten und daher im Vergleich zur Grundsteuererklärung via ELSTER deutlich vereinfacht.
Allerdings unterstützt die Grundsteuer-Software ausschließlich das Grundsteuer-Bundesmodell. Somit kann es nur für Immobilien in Bundesländern Verwendung finden, die dieses nutzen. Dies sind Berlin, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen. Wer hingegen Immobilieneigentum in Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen oder Niedersachsen melden muss, hat Pech gehabt und muss auf die Software verzichten.
Zudem wurde die Grundsteuererklärung für Privateigentum“ speziell für Privatpersonen entwickelt, die "einfache Eigentumsverhältnisse" haben, also ein Ein- oder Zweifamilienhaus, eine Eigentumswohnung oder ein unbebautes Grundstück. Komplexere Fälle wie Erbengemeinschaften oder Steuerbegünstigungen deckt das Grundsteuerprogramm hingegen nicht ab. Dies ist auch der Fall, wenn ein Grundstück zu einem Betrieb der Land- und Forstwirtschaft gehört, wenn es sich um ein Gebäude mit mehr als zwei Wohnungen handelt oder bei gemischt genutzten Grundstücken und Geschäftsgrundstücken.
Passen muss die "Grundsteuererklärung für Privateigentum" auch, wenn das Grundstück von der Grundsteuer befreit ist, wenn es sich bei den Eigentümern um eine ungeteilte Erbengemeinschaft oder eine Person mit Wohnsitz im Ausland handelt oder wenn die Eigentümer keine natürlichen Personen sind, sondern beispielsweise Kapital- oder Personengesellschaften. Somit ist die Software des Finanzministeriums zwar bedienungsfreundlich, wird jedoch aufgrund der vielen Einschränkungen nur bei einem eher bescheidenen Teil der Grundsteuererklärungen Verwendung finden.
➤ GrundsteuerportalKostenlos erstellen
WISO Grundsteuer: Grundsteuer berechnen und Kontrolle ermöglichen
Neben den beiden kostenlos nutzbaren Programmen der Finanzverwaltung gibt es auch Anbieter, die kostenpflichtige Lösung anbieten, um Angaben zur Grundsteuer online abzugeben. Hierzu gehört WISO Grundsteuer* der Buhl Data Service GmbH, welches in einem Vergleich der Stiftung Warentest am besten abschnitt, da es als einziges Programm auch gleich den voraussichtlichen Grundsteuerbetrag herausfindet und somit eine spätere Kontrolle des Steuerbescheides ermöglicht.
Außerdem erweist sich hier die Bedienung über gezielte und verständliche Fragen als komfortable Lösung für die Grundsteuererklärung. Wer mehrere Grundstücke besitzt, kann diese ebenfalls mit WISO Grundsteuer dem zuständigen Finanzamt melden. Mit einer Lizenz kann der Steuerpflichtige für 29,95 EUR die Grundsteuer-Erklärung für bis zu drei Grundstücke abgeben. Für weitere Grundsteuermeldungen gelten gestaffelte Preise.
WISO Grundsteuer unterstützt die Erklärung für alle Grundstücksarten, also auch Wohnungen im Mehrfamilienhaus oder eine Ackerfläche. Lobenswert ist die clevere Fehlerprüfung. Die Software erteilt gleich einen Hinweis, wenn Angaben fehlerhaft sind. Nützlich sind auch die zusätzlichen Informationen, beispielsweise, wo der Steuerpflichtige die geforderten Daten ausfindig macht.
➤ WISO Grundsteuer*Für 29,95 EUR kaufen
smartsteuer Grundsteuer: Hartnäckige Fehlermeldungen und hohe Kosten
Smartsteuer Grundsteuer* ist ein weiteres kostenpflichtiges Tool, das bei der Abgabe der Grundsteuererklärung behilflich sein soll. Allerdings wird es im Software-Vergleich der Stiftung Warentest kritisch beurteilt. Zwar bescheinigen die Tester dem Grundsteuerprogramm eine übersichtliche Bedienung und verständliche Hilfen, jedoch scheiterten die Tester an einer hartnäckigen Fehlermeldung, welche die Erstellung der Steuererklärung verhinderte.
Das Problem: smartsteuer bemängelte, dass Daten fehlen, zeigte jedoch nicht, um welche Daten es sich dabei konkret handelt. Eine Grundsteuererklärung konnte im Test deshalb nicht erstellt werden. In dem Vergleichstest der Stiftung Warentest sollten alle Programme zwei Musterfälle lösen, wobei es sich um ein Einfamilienhaus und eine Eigentumswohnung in Brandenburg handelte.
Auch in puncto Kosten kann smartsteuer Grundsteuer kaum überzeugen, da diese gerade bei der Abgabe mehrerer Grundsteuererklärungen vergleichsweise hoch ausfallen. Die Grundsteuererklärung mit smartsteuer kostet 34,95 EUR für die erste Erklärung und 29,95 EUR für jede weitere.
➤ smartsteuer*Im Browser starten (34,95 EUR)
➤ Zurück zur Liste: Anbieter im Vergleich
➤ Auch interessant: Top 10: Solargeneratoren – die besten Powerstations mit Photovoltaik auf Techstage.de
➤ Auch interessant: Top 10: Die besten smarten Heizkörperthermostate auf Techstage.de
* Mit einem Stern markierte Links sind Affiliate-Links, für die wir unter Umständen eine Vergütung erhalten. Der Kaufpreis erhöht sich dadurch nicht!
Redaktion & Aktualisierung: heise Download-Team
Kommentare
{{commentsTotalLength}} KommentarKommentare
{{line}}