Unterthema: Benchmarks
Unterthema: Prüfstand Power Mac 4400
Diesen Preisbrecher hat Apple nach einem scheinbar simplen Rezept zusammengerührt: Man nehme dieselben billigen Komponenten, aus denen die Mainstream-PCs gefertigt werden, und kombiniere sie mit dem kostengünstigsten Apple-Motherboard. Netzteil, On-Board-Grafik (von ATI), EIDE-Platte (Seagate ST31276A, 1,2 GByte), ATAPI-CD-Laufwerk (Matsushita, 8fach) könnten ebenso gut in einem Wintel-Rechner stecken und gälten dann als ordentliche Normalausstattung. Sie sind als Massenprodukte offenbar doch um die entscheidenden Dollars billiger als die gewohnten Apple-Komponenten.
Dennoch, es bleibt ein Rätsel, wie Apple mit dem bestehenden Kostenapparat eines Markenherstellers einen solchen Preis-Limbo zustande bringt, denn im übrigen steht der Power Macintosh 4400 den teuereren Desktop-Modellen kaum nach: 160-MHz-PowerPC 603e, 16 MByte EDO-RAM, 16-Bit-Soundchip, externer SCSI-Anschluß und drei freie PCI-Steckplätze - da hat der Rotstift keine erkennbaren Spuren hinterlassen.
Trotz Low-Budget-Produktion erlaubt sich Apple keine Laxheit bei der Integration der untypischen Komponenten. Daß im 4400er IDE- statt SCSI-Laufwerke arbeiten, merkt der Anwender überhaupt nicht; alle gewohnten Funktionen sind wie selbstverständlich vorhanden. Booten von der CD-ROM oder von einem externen SCSI-Laufwerk ist natürlich ebenso möglich wie das Lesen der verschiedensten CD-Formate und der digitale Import von Audio-Daten. Die eingebaute Grafikhardware arbeitet gegebenenfalls im Zwei-Monitor-Betrieb mit einer zusätzlich eingesteckten Grafikarte zusammen, läßt sich aber auch problemlos desaktivieren.
Bei den RAM-Bausteinen wurde dagegen eine Sparchance vertan: Sie bestehen aus EDO-DIMMs (168polig, 3,3 V, ungepuffert), die seltener und deutlich teurer sind als etwa PS/2-SIMMs. Ein 16-MByte-Modul kostet zur Zeit rund 300, ein 32-MByte-Modul rund 500 Mark. Die mitgelieferte Grundausstattung besteht aus einem Single-Bank-Modul, die freien Slots lassen auch Dual-Bank-DIMMs zu. Da der Rechner nur Module mit maximal 32 MByte akzeptiert, ergibt sich eine Maximalausstattung von 96 MByte. Die in anderen Apple-Rechnern verwendeten Page-Mode-DIMMs passen schon mechanisch nicht.
Gespart werden soll laut Apple auch am Second-Level-Cache, aber das läßt sich ja leicht ändern. Manche Händler, wie etwa Gravis, bieten den Rechner gar nicht erst ohne das ansonsten 200 DM teure 256-KByte-Modul an. Der Performance kommt der Cache sehr zugute, wie unsere Meßergebnisse zeigen.
Eine im 90°-Winkel zum Motherboard sitzende Riser Card bietet drei PCI-Slots. Die beiden unteren sind für lange Karten geeignet, in den obersten kann man nur eine 7"-Karte stecken. Diese Einschränkung dürfte aber kaum noch ins Gewicht fallen, fast alle PCI-Karten am Markt begnügen sich mit dem kurzen Format.
Tanzania sieht sogar den Anschluß eines MFM-Diskettenlaufwerks vor - ein Macintosh-Novum. Allerdings ist der passende Sockel auf dem Board des 4400 nicht aufgelötet, vielleicht möchte sich Motorola dieses `Feature´ vorbehalten. Jedenfalls ist der passende Treiber laut Apples Entwicklerabteilung bereits im ROM enthalten.
Was den Video-Anschluß betrifft, hält Apple stur am eigenen Konzept fest: wer einen PC-Monitor an der 15poligen DSub-Buchse betreiben möchte, braucht einen Adapter.
Obwohl der `Cuda´-Controller auf Tanzania neben ADB auch PS/2-Tastaturen und -Mäuse verstehen könnte, hat Apple die passenden Buchsen nicht vorgesehen. SCSI gibt es lediglich extern (SCSI-1, max. 5 MByte/s). Der IDE-Controller ist nach Mac-Spezifikation nicht für Master/Slave-Betrieb vorgesehen, sondern bedient nur eine Festplatte und ein CD-Laufwerk. Daher bleibt ein Laufwerksschacht im Gehäuseinneren ungenutzt. Für fünf Mark mehr hätten die Entwickler einen internen SCSI-Anschluß ermöglichen können; das geht allerdings auch mit einem kleinen Trick (siehe Praxistip auf Seite 261).
Die eingebaute IDE-Platte ist mit rund 3,5 MByte/s beim Schreiben und rund 3 MByte/s beim Lesen (Durchschnittswerte laut HDT Bench) nicht auf dem aktuellsten Stand. Daß sie angenehm leise läuft, bemerkt man leider gar nicht. Denn der zweite Lüfter an der Gehäusefront ist unnötig groß und nicht temperaturgeregelt, und das 8fach-CD-Laufwerk brummt unangenehm.
[2] Stephan Ehrmann, Heimarbeiter, Apples PCI-Performas im Detail, c't 10/96, S. 130
Hersteller | Apple Computer, Ismaning |
Ausstattung | PowerPC 603/160 MHz, kein L2-Cache, 16 MByte EDO-RAM (erweiterbar auf 96 MByte), ATI-On-Board-Grafik mit 1 MByte Video-EDO-RAM (erweiterbar auf 4 MByte), 1,2-GByte-IDE-Festplatte (Seagate ST31276A), 8fach-ATAPI-CD-Laufwerk (Matsushita CR-583-B), Floppy, Tastatur und Maus, Schnittstellen: 2 × GeoPort, ADB, Sound in/out, SCSI, Monitor; Systemsoftware |
Preis | ca. 2500 DM (im Handel z. T. inkl. L2-Cache u. Software) |