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  • gh_stgt

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alles ganz einfach

Gottwalt Thiersch schrieb am 09.05.2017 13:07:

Also ca. 600 kWh Akkukapazität beim Langstrecken-40-Tonner und dann zwei Gleichstromlader mit je 350 kW Ladeleistung, wie bei CCS ja vorgesehen. Dann wäre das "Reichweitenproblem" ohne Zeitverlust gelöst.

Drei Dinge verhindern derzeit diese Lösung:
[...]
2. Fehlende Schnellader-Infrastruktur (das wäre noch am einfachsten zu lösen)

Wäre das wirklich so einfach zu lösen?

Wir reden hier von 700 kW Ladeleistung pro "Zapfsäule". Das ist die Anschlußleistung von etwa 20 Einfamilienhäusern (angenommen 3 x 50 A). Diese Anschlußleistung wird bei EFHs aber nie ausgereizt. Der durchschnittliche Verbrauch eines EFH liegt bei etwa 5200 kWh/a, somit also die im Jahresmittel abgeforderte Leistung nur bei rund 600 W. Nehmen wir an, daß an dem Schnellader an einem Tag bei zehn Lkw 70 % der Kapazität geladen werden. Das wären 4200 kWh an einem Tag, entsprechend 291 Einfamilienhäusern - für eine einzige Schnellader-Zapfsäule. Die dafür benötigten Leitungsquerschnitte gibt es an bisherigen Tankstellen bzw. Raststätten nicht.

Bei der gewünschten Umstellung auf erneuerbare Energien muß der elektrische Strom in irgendeiner Form zwischengespeichert werden, da die Erzeugung nicht synchron zum Verbrauch erfolgt und anders als bei Kraftwerken mit fossilen Energieträgern die Leistung nicht bedarfsgerecht angepaßt werden kann. Das Problem besteht bereits
beim häuslichen und industriellen Verbrauch und vergrößert sich, wenn man auch noch den Verkehr elektrisch bewältigen will. Der Gedanke, daß batteriebetriebene Autos diesen Zwischenspeicher bilden, ist bei den derzeitigen Möglichkeiten praxisfremd.

Wo und wie erfolgt die Zwischenspeicherung?
Wir können nicht unbegrenzt Speicherseen bauen und die alternativen Speicherarten, von denen man immer mal wieder in den Medien liest, sind über das Stadium von Kuriosa oder Kleinkram nicht hinaus.

Wie kommt der Strom vom Speicherort zum Schnellader?
Wir reden hier nicht über ein paar kleine Kabel, sondern über einen massiven Ausbau der bestehenden Netzinfrastruktur. Der Norden Deutschlands produziert mehr Strom als er verbraucht; der Süden verbraucht mehr als er produziert. Das heißt, daß bereits jetzt und unabhängig vom Thema Elektromobilität große, neue Trassen erforderlich sind, um die Energiewende zu bewältigen. Daran wird gearbeitet und die Folgen für den Strompreis werden grausam sein. Ergänzend käme noch der Ausbau der Leitungsnetze in der Fläche, um all die Schnellader mit ihren hohen Leistungen anzuschließen. Beides zusammen dürfte sicherlich auch neue bzw. erweiterte Umspannwerke etc. zur Folge haben.

Eine kWh ist in den letzten zehn Jahren für private Haushalte um über 60 % teurer geworden. Wenn der Netzausbau für Elektromobilität erfolgt, dann dürfte eine erneute Teuerung um mehr als 60 % in den nächsten zehn Jahren die Folge sein.

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