Kürbisschnitzer schrieb am 09.03.2016 18:01:
Dann stehst du auf dem Pedal und deine barocke Östrogengeschwulst eiert dich ums Eck, als wärst du vierzehn und zum ersten Mal heimlich in Papas Traktor unterwegs. Nur langsamer.
Herrlich! Wo kommt man auf solch tolle Sprüche? Etwa beim 500X fahren? Dann hätte dieses Gefährt doch einen Sinn.
Eigentlich ist das alles andere als kreativ. Sprüche dieser Art sind nach Schema F konstruiert, und du findest sie auch in den Shows und Büchern bekannter Comedians.
Anleitung:
Nimm dir das, was du beschreiben willst (eigentlich etwas sehr Langweilige), und konstruier als erstes einen Vergleich mit etwas anderem. Dieser Vergleich hat die Aufgabe, aus dem Langweiligen etwas Interessantes zu machen, daher muss er möglichst ausgefallen und exotisch sein. Das erreichst du primär dadurch, dass du eine Art von "sprachlicher Karikatur" konstruierst.
Ein Karikaturist geht bekanntlich so vor, dass er sich hevorstechende Merkmale seines Modells nimmt und diese überbetont. Genauso machst du es jetzt sprachlich. Du schaust dir deinen zu beschreibenden Gegenstand an, nimmst dir die wesentlichen Eigenschaften und und suchst möglichst merkwürdige Begriffe, um sie zu beschreiben. Du musst dich noch nicht einmal mit Sprache gut auskennen, denn mit einem Thesaurus kommst du schon sehr weit.
Um das ganze zu perfektionieren, setzt du zum Schluss noch einen drauf, indem du deine sprachliche Karikatur, die ja bereits völlig überzeichnet ist, noch einmal relativierst, indem du sagst, dass sie noch hinter dem zu zurückbleibt, was du eigentlich sagen wolltest. Im gegebenen Beispiel ist das der Zusatz "nur langsamer".
Der Autor des Artikels wendet dieses Schema F in seinem Artikel gleich 2x an. Das eine Beispiel hast du selbst zitiert, das andere ist dieses hier:
"Man stelle sich Sigmar Gabriel vor, der sich auf die Sonnenbank legt und sich mit Edding schwarzes Gesichtshaar malt, um in der F1-Boxengasse als Lewis Hamilton durchzugehen. Nur peinlicher."