Ansicht umschalten
Avatar von knappefranz
  • knappefranz

1 Beitrag seit 22.10.2015

Fragen gut, aber Forderungen überzogen

Vorneweg: Ich bin genauso gespannt auf die Ergebnisse der Aufklärung und verfolge sehr gern die von heise beispiellos ausführlich gestalteten Artikel zum Thema - weiter so!

Wir sollten aber denke ich die Kirche im Dorf lassen. Dazu zwei Denkanstöße:

In unserem Land gilt solange die Unschuldsvermutung, bis eine Schuld nachgewiesen ist. Auch wenn der Mitarbeiter, der die Manipulation zugegeben hat, involviert sein muss, so kann doch nicht ernsthaft die Forderung sein, VW solle ihn öffentlich an den Pranger stellen. Wir würden ihn im Spießrutenlauf durchs Dorf jagen. Wer weiß denn, ob er Urheber, bis dato stiller Mitwissen oder doch nur Unterdrückter des Vorstandes war?

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig möchte sich mit über 40 Leuten durch die Berge an Akten wühlen und was weiß ich wie viele Mitarbeiter befragen. Von dieser Seite war bisher auch kein Ermittlungsergebnis zu bekommen. Ich weiß nicht, wie groß die internen und externen Ermittlergruppen bei VW sind, aber unabhängig davon dauert es nunmal eine Weile, bis 7-8 Jahre aufgearbeitet sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass man inzwischen die Entwickler identifiziert hat, die den Code entwickelt und eingebracht haben. Aber interessanter ist ja die Frage der Verantwortlichkeiten und des Kreises der Mitwisser. Und damit sind wir wieder bei Punkt eins: Diffamiere niemanden, den du nicht sicher überführt hast.

Die Frage des Täterkreises: Ein Details, das mich schon seit Bekanntwerden stutzig macht, ist die Rückrufaktion 2014 in den USA. Wenn dort irgendein Manager, der unternehmerische Risiken zu bewerten hat, von der Manupulation gewusst hätte, hätte er doch alles daran gesetzt, im Rahmen dieses Rückrufes möglichst leise die Schummel-Software zu entfernen, oder nicht? Welche Kosten-Nutzen-Rechnung kommt denn zu dem Ergebnis, dass es besser ist weiterzuschummeln, obwohl wenn man bereits erwischt wurde?! Das ist für mich das einzige Indiz, dass für die "Einzeltäterschaft" spricht.

Ich bin, wie gesagt, sehr gespannt auf die Ermittlungsberichte! Also bitte dranbleiben, aber mit realistischen Forderungen.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten