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Avatar von /mecki78
  • /mecki78

mehr als 1000 Beiträge seit 03.07.2004

Wenn die EU oder Deutschland etwas von Apple verlangt...

...dann würde auch niemand hier akzeptieren, wenn Apple sich darüber hinweg setzt und diese Aufforderung einfach nicht nachkäme, oder?

Und das ist das Problem: Wer sich dafür stark macht, dass Apple sich statt an die lokale Gesetzgebung zu halten einfach das tun, was auch immer sie selber für richtig erachten, dem muss klar sein, dass Apple das dann auch innerhalb der EU und Deutschland konsequenterweise so tun müsste.

Denn wie kann man von Apple verlangen sich zwar an die Gesetze von Land A zu halten, die von Land B aber einfach zu übergehen? Weil Land B böse ist? Sagt wer? Hat wer so definiert? Nach welchen offiziellen Kriterien? Wer darf sich anmaßen so etwas zu definieren? US Senatoren? Und wenn die jetzt sagen Deutschland oder die EU sind auch böse? Trump zumindest sagt das.

Und Apple hat nicht unrecht damit, dass es keinem Chinesen hilft, wenn sie sich aus dem Markt komplett zurück ziehen. Google und Facebook haben den Markt z.B. erst gar nicht betreten und wie hat das bitte bis heute irgend einen Chinesen geholfen? Soweit ich sehe gar nicht. Soweit ich sehe sind chinesische Dienste an deren Stelle getreten, die absolut linientreu und eng mit der Parteiführung verbunden sind. Das ist allenfalls ein Nachteil für die Chinesen, weil ihnen so vorgegaukelt wird, dass sie doch die gleichen Freiheiten im Internet genießen wie der Rest der Welt, obwohl sie das natürlich definitiv nicht haben (Schaut, ihr habt doch Social Media! Schaut, ihr habt doch eine Suchmaschine! Natürlich alles zensiert und überwacht, aber das sagt halt niemand laut).

Und Hongkong gehört China. China musste Hongkong zwar zeitweilig (das ganze ist zeitlich begrenzt!) einen gewissen Grad an Autonomie zusichern, damit die Britten es "guten Gewissens" an China zurück geben konnten (denn zurück geben hätten sie es sowieso müssen, Vertrag ist Vertrag), aber diese Autonomie hat Grenzen und über ihr steht immer noch die Volksrepublik China. Das muss man nicht gut finden und ich finde das auch nicht gut, aber das sind eben die Fakten.

Und natürlich würde ich in China lieber eine Demokratie sehen, mit einer Verfassung, die die Menschenrechte achtet, aber IMHO ist es nicht die Aufgabe von uns Deutschen oder uns Europäern das zu erzwingen, sonderen die Aufgabe von 1,4 Mrd Chinesen (fast 3x so viele Einwohner wie die EU!). Wir können ihnen dabei helfen, aber sie müssen den ersten Schritt machen, denn die Regierungspartei könnte sich auch in China nicht an der Macht halten, hätte sie nicht ausreichend Rückhalt in der eigenen Bevölkerung. China kann gegen einzelne Querulanten vorgehen, aber wenn Mio Menschen demonstrierend durch die Straßen ziehen, dann kann China die nicht alle inhaftieren oder erschießen lassen, weil dann tobt dort ein offener Bürgerkrieg in dem auf jeden Soldaten über 600 Zivilisten kommen; und viele Soldaten werden sich dann auch ganz schnell auf die andere Seite stellen, weil auch die werden nicht ihre eigenen Familien über den Haufen schießen wollen.

Daher sage ich jetzt das Unsagbare, weil irgendwer muss auch mal die unangenehmen Wahrheiten aussprechen: Natürlich tragen die 1,4 Mrd Chinesen eine Mitschuld an allem was in China falsch läuft. Die stehen nicht unter Fremdherrschaft, denen hält auch nicht ständig jemand eine Waffe an den Kopf und die müssen auch nicht permanent um ihr Leben fürchten. Die sind keine Opfer oder Geiseln im eigenen Land, die haben im Schnitt mehr Rechte in China als Deutsche in der DDR hatten (muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen). Und wer stillschweigend Unrecht zulässt, der trägt daran immer eine Mitschuld. Ich sehe es nicht als unsere Aufgabe China zu befreien, wenn die Mehrheit der Chinesen keinerlei Anstalten in diese Richtung macht, weil sonst machen wir genau das, wofür wir ständig andere Staaten und ihre Führer kritisieren.

/Mecki

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