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  • Moody

mehr als 1000 Beiträge seit 08.05.2001

Das deckt sich mit meinen subjektiven Beobachtungen

Das groesste Problem bei KS und Co. ist eine komplett fehlende Investitionsstruktur. So wie es ist wird auf unbewiesene Behauptungen hin Geld eingesammelt und ohne irgendwelche Auflagen wie Auskunfts- und Rechenschaftspflicht an die Initiatoren ausgezahlt. Diese sind oft mit ihrem ersten Projekt heillos ueberfordert, fuer viele ist das Ziel die erfolgreiche Kampagne, nicht das erfolgreiche Produkt, auch wenn anderes behauptet wird.
Ahnungslose Projektleiter erhalten komplett risikofrei umfangreich Kredit (vor allem ohne irgendeinen finanziellen Eigenbeitrag), sie enthalten keine Unterstuetzung zur Durchfuehrung, sie sind nicht rechenschaftspflichtig - das ist kein Inkubator fuer Ideen, keine Schmiede fuer Erfinder, das ist eine Einladung fuer Desaster und natuerlich fuer Scam-Artisten. Unter dieser realistischen Betrachtung ist es durchaus ein Erfolg wenn ueberhaupt 25% der (technik) Projekte irgendeine Art von befriedigendem Abschluss erreichen.

Ich hab das mit anfangs starker aber stetig sinkender Begeisterung ueber sechs Jahre und mit fast hundert unterstuetzten Projekten verfolgt (und sogar „nur“ rund 10% kompletter Ausfallrate), und de fakto bin ich raus, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen. Es lohnt sich nicht, ausser man betreibt das um seiner selbst willen als Hobby (und schreibt jede „Investition“ sofort ab). Alles was von guter Qualitaet war haette sich auch ohne KS etabliert am Markt, alles andere haette zu recht nie einen Kredit bekommen sollen - was mehr an den Personen als an den Produkten lag und liegt. CF liefert keine „disruptiven“ produkte, das ist reines wunschdenken. Ab und an kann es eine guenstige sammelvorbestellungsplattform fuer bereits seriennahe, einfache Produkte sein.

Crowdfunding an sich koennte eine super Alternative zu Bankenfinanzierung sein, aber nicht so, nicht ohne Form, Struktur und Rechenschaft. So ist es einfach eine easy money maschine, insbesondere fuer die Plattformbetreiber. Der Trick ist allerdings, dass sich die total rechtebefreiten Backer oft aktiv fuer ihr eigenes Unglueck einsetzen und keinen besseren juristischen Schutz oder mehr Einfluss als Investoren haben wollen, sondern lieber mit allgemeinplaetzen und plattitueden („this is not a shop“) aufeinander einhauen.

tl;dr: Hier treffen sich die Sados und Masos der Gruenderszene.

Gruss
M.

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