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Avatar von crefeld

446 Beiträge seit 27.03.2000

Serverräume?

Das Special zum Thema Green IT ist zweifelsohne sehr umfassend und enthält interessante Hintergrundinformationen über das, was derzeit im RZ-Bereich möglich ist. Nachdem immer mehr IT-Services in Managed Hosting, Colocation, etc. überführt werden, hat das auch erhebliches Einsparpotential - auch wenn man als kleiner bis mittelständischer Kunde kaum Einfluss darauf hat und tw. froh sein kann, wenn man seine Server überhaupt vernünftig unterbringen kann.

Für den Besitzer kleiner Serverräume mit 2..4 Racks ist hingegen eher nichts dabei. Eine Maschine mit 1,8 MW Kälteleistung ist beeindruckend, kommt aber für 99,99 % aller Serverinfrastrukturen nicht in Frage. Zumindest im Bereich RZ-Infrastruktur bewegen sich die gezeigten Lösungsansätze ebenso in Bereichen, die für kleinere Unternehmen nicht
skalieren.

Aufgrund meines Hintergrunds (E-Technik) war ich in der Vergangenheit neben der IT-Administration auch immer wieder damit beschäftigt, eigene Serverräume einzurichten oder umzurüsten. In dem Bereich gibt es nichts, was es nicht gibt. Stromversorgungen fallen wegen
Leitungsüberlastung aus; statt Split-Klimageräten stellt man Klimaboxen aus dem Baumarkt ans Fenster, Überspannungsgrobschutz ist unbekannt, USVs haben nach 10 Jahren Laufzeit eine Standzeit von 3 sek., etc..

Die Ursache ist schnell ermittelt, wenn man dann versucht, eine Firma zu finden, die eine professionelle IT-Infrastruktur liefert und installiert. Die meisten Systemhäuser, zu denen ja am ehesten ein Kontakt besteht, können vielleicht noch Racks mit Steckdosenleiste samt
3 kVA-USV liefern, aber dann hört es sich schon auf.
Die Klimatisierung überlässt man dann bestenfalls einer Firma, die sich nur mit Raumklimatisierung auskennt und von Warm- und Kaltgang nie gehört hat - Luftumwälzung auf Maximum und gut ist. Dabei ist es mit wenig Kostenaufwand durchaus möglich, mit Kältevorhängen (siehe Schlachtereien) eine solche Trennung nachträglich zu implementieren
oder innen geeignetere Wärmetauscher einzusetzen. Ähnlich ist es mit der Elektroversorgung - kein eigener Zähler, kein Überspannungsschutz, Einzel-USV als SPOF, weil alle Server beidbeinig daran hängen, LS-Schalter als B- statt als C-Typ, usw.

Versuche, Lieferanten zu engagieren, die Erfahrung im professionellen RZ-Bau haben, scheitern dagegen regelmäßig daran, dass sie mit RZ unter 100 kW keine Erfahrung haben und gleich abwinken.

Am Ende bleiben Häuser wie Cancom Infrastructure übrig, die, als eine der wenigen, integrierte Serverräume anbieten und dafür seit 10 Jahren teure, technologisch veraltete Standardlösungen (Blei-Gel, FKW, C13-Stecker) von Schneider Electric einsetzen und schon mit einem Kaltwassersatz überfordert sind.

Man könnte natürlich sagen, dass der große Profit für Umwelt und Ökonomie in der Modernisierung großer RZ steckt. Aber nach meinem Eindruck dürften die Kleinanlagen allein aufgrund ihrer Masse in der Summe einen ähnlich hohen Anteil an der Energieverschwendung haben.
Aber sie sind halt nirgends registriert, deren Stromversorgung hat nicht mal einen eigenen Zähler und somit laufen sie halt so mit und niemand bekommt mit, wenn sie 30..40 % des betrieblichen Strombedarfs ausmachen.
Die Hoffnung, dass diese "Mini-RZ" in absehbarer Zeit "in die Cloud wandern", wird nach meiner Beobachtung insbesondere bei kleineren bis mittelständischen Firmen nicht so schnell in Erfüllung gehen. Dem stehen Misstrauen hinsichtlich Zuverlässigkeit der Services, etablierte fileserverbasierte Services, Unabhängigkeit der eigenen IT und in manchen Gegenden auch schlicht die miserable WAN-Anbindung entgegen.

In einem Interview kommt auf die Frage nach der Voraussetzung für die Planung eines ("grünen") RZ die Antwort "Inhouse Kompetenz". Zumindest bei "Mini-RZ" wird sich dieser Mangel nicht beheben lassen, aber es stattdessen sollte wenigstens externe Kompetenz zur Verfügung stehen, um Lösungen zu implementieren, die nach unten skalieren.

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