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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Re: Geduld II

Schön. Leider hat Ihre Wahrnehmung nichts mit der Realität zu tun. Derzeit infiszieren sich - offiziell, real ist es wohl ein Vielfaches - täglich über 200'000 Menschen. Wer da von vorbei faselt, hat wohl eine Berliner Mauer ganz nah vor Augen.

Es sterben täglich gut 5'000 Menschen daran. Und wenn in Deutschland nicht aufgepasst wird, werden zu den 9'000 bald weitere dazukommen. Die reale Mortalitätsrate wird zurzeit auf ca. 0,6 % geschätzt, 3 bis 10 Mal mehr als bei Influenza. Ohne Lockdown und alle anderen Massnahmen wären auch in Deutschland viel mehr dran gestorben. Wer wie Sie das Gegenteil behauptet - ich nenns Edithismus. Um sich davon zu überzeugen, muss man nur in die Länder schauen, in denen zu wenig zu spät gemacht wurde.

Und ebenso wichtig - man sollte nicht nur auf die Toten starren. Die Schäden, die C-19 anrichtet, sind auch in vermeintlich glimpflich verlaufenen Fällen beträchtlich. Mittlerweile ist das Netz voll von Geschichten über unerklärliche Symptome, die auch noch Monate nach der 'Genesung' auftreten. Viele davon sprechen für neurologische Ursachen.

Wenn man auf eine Seuche adäquat reagiert, kann man die unmittelbaren Folgen erheblich abmildern. Das ist in Deutschland bisher gelungen. Gehen Sie ohne Maske ins volle Stadium, stürzen Sie sich ins pralle Nachtleben, dann ändert sich das innert zwei Wochen. Die usa hats vorgemacht. Wer diesen einfachen Zusammenhang nicht versteht, hats nicht so sehr mit Logik als mit Privatideologie.

Und dann ist da noch die psychologische Seite, die heute sogar Tronald veranlasst hat, Masken tragen, wenn auch lau, zu unterstützen. Denn seine Polls sinken, seine üblichen Wahlveranstaltungen kann er nicht abhalten, weil viele seiner Fans Angst vor Ansteckung haben. Die Leute fühlen sich im Stich gelassen - und das stimmt ja auch, jeden Tag beissen etwa tausend u.s.-Amerikaner ins Gras, die ohne C-19 noch lange nicht abgedankt hätten.

Mir ist absolut schleierhaft, wie jemand behaupten kann, es werde von oben Panik geschürt, wenn man sich doch in Wirklichkeit dort die Haare rauft und auf Teufel komm raus die Leute an die Arbeit schickt, etwa wie bei Tönnies, egal was. Ist ja nicht Tönnies' Gesundheit. Jeder Neoliberale auf der Welt ist verzweifelt, weil die Seuche zeigt, wie wenig Resilienz im System übrig ist, er zuerst mit Verlusten rechnen muss, anschliessend mit schärferer Regulierung.

Ja, ich weiss, jedes Jahr sterben auf der Welt ca. 65 Millionen. Aber das ist nun wirklich dümmlicher Whataboutism. Seuchen haben es an sich, dass Sie zu grossen Verwerfungen führen, das war schon immer so. Es ist nicht die absolute Zahl, dies macht, sondern die temporäre Überlastung, übersaturierte Gesundheitssysteme, worauf auch anderweitig Kranke sterben, Bestatter, die nicht mehr hinterherkommen. Das alles ist traumatisierend. Jede Regierung fürchtet so etwas wie der Teufel das Weihwasser, da ist man schnell weg vom Fenster. Seuchen sind eine lose lose-Situation.

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