Zunächst einmal ist die heutige Stromversorgung dezentral: in das Hochspannungsnetz speisen rund 2.000 Großkraftwerke, die über ganz Deutschland verteilt sind, ein. Man hat die Kraftwerke dort gebaut, wo der Strom auch benötigt wird. Dargebotsunabhängige Kraftwerke können nämlich flexibel an nahezu beliebigen Standorten aufgestellt werden.
Das ändert sich mit der Energiewende. Der Autor hat schon auf die Offshore-Windkraftanlagen hingewiesen, die sich weit im Norden befinden. Nur liegen die großen Stromverbraucher wegen dem hohen Grad an Industrialisierung im Süden Deutschlands.
Derzeit sind, im Zuge der Energiewende, HGÜ-Trassen mit einer Leistung von 10 GW von Nord nach Süd geplant (u.A. Suedlink, Ultranet Südostlink). Daneben weisen Energiewende-"Experten" immer wieder darauf hin, dass die Netzkapazitäten in das europäische Ausland ausgebaut werden müssen, damit Deutschland hoffentlich Strom aus dem Ausland beziehen kann, wenn er in Deutschland wieder einmal fehlt.
Und dann setzt die Energiewende hauptsächlich auf Windkraft (Solarkraft lohnt sich in Deutschland nicht sonders wegen des hohen Wolkenbedeckungsgrades und weil Solarkraft gerade im Winter extrem wenig Strom liefert). Nur bleibt die teure Windkraft hauptsächlich auf den windreichen Norden weitgehend beschränkt. Im Süden macht sie noch weniger Sinn.
Angesichts der physikalischen Gegebenheiten von Dezentralisierung zu sprechen, ist völliger Unsinn.
Dann spricht der Autor von ominösen Speichern. Angeblich ist es die Politik, die nichts tut. Das dürfte jedoch nur ein vorgeschobenes Argument sein um darüber hinwegzutäuschen, dass auch hier die Physik die Wunschträume von Energiewende-"Experten" an der Realität zerschellen lässt.
Neben abenteuerlichen Ideen wie Druckluftspeicher, norwegische Wasserspeicher und Batteriespeicher, wird derzeit Wasserstoff als "Stromspeicher" favorisiert. Wasserstoff soll aus Elektrolyse gewonnen, unterirdisch (in Erdgaslagerstätten) gespeichert und wieder verstromt werden.
Aber auch das ist ein Wunschtraum. Und zwar in jeder Hinsicht. Zunächst ist da der katastrophal schlechte Wirkungsgrad von nur 25-30% bei der Wiederverstromung. Das ist kein Energiespeicher, sondern ein Energievernichter. Wasserstoff wird den CO2-Ausstoß Deutschlands tatsächlich verringern, aber nicht wie gedacht, sondern weil einfach die Industrie wegen der angeblich billigen EE zu Grunde gehen wird.
Dann gibt es aber Probleme bei der Speicherung. Die Erdgasspeicher Deutschlands bestehen zu rund 40% aus Poren- und zu 60% aus Kavernenspeichern. Nach derzeitigem Stand der Technik ist es fragwürdig, ob Wasserstoff in Porenspeichern gespeichert werden kann. Bleiben nur die Kavernen übrig.
Nur finden sich südlich von Frankfurt keine Kavernen. Die sind alle wieder mal im Norden und nicht im Süden, wo sie gebraucht werden.
Dann hat Wasserstoff eine drei Mal geringere volumetrische Energiedichte als Erdgas (Deutschland hat Erdgasspeicher für rund 240 TWh). Rechnet man das alles zusammen, kann Strom in Form von Wasserstoff allenfalls für zehn Tage Dunkelflaute (bei heutigem Stromverbrauch; der Verbrauch wird sich aber durch die angebliche Energiewende Vervielfachen) gespeichert werden. Das reicht weder für eine sichere Stromversorgung und nicht einmal ansatzweise für die saisonale Speicherung.
Als ob das Land nicht schon genug von Krisen geschüttelt ist, wird auch noch fleißig an der einst sicheren Stromversorgung gesägt und der Strompreis ins Unermessliche getrieben.
Das kommt davon, wenn Ideologen die Macht übernommen haben.