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  • Irwisch

mehr als 1000 Beiträge seit 22.03.2005

Weiterführendes?

jaho schrieb am 29. März 2005 17:25

> Danke für die Literaturhinweise. Fromm und Adler sind mir ein
> Begriff, ist jedoch schon fast zwei Jahrzehnte her.

Bedeutet das nun, daß du mal was von diesen Autoren
(Psychoanalytikern) gehört oder tatsächlich mehr als nur eines ihrer
Werke intensiv gelesen hattest?
Als weitere Literatur könnte ich noch Wilhelm Reich anführen, der
aber leider bei den meisten, weil sie ihn nicht gelesen haben,
sondern nur seine Be- bzw. Verurteilung kennen, auf heftigen
Widerstand stößt.

Es gibt daneben auch neuere Literatur, die sich mit den Visionen
gewaltfreier und anti-autoritärer Gesellschaften befaßt, so z.B. den
Begründer des Kommunitarismus, Amitai Etzioni: "Die
Verantwortungsgesellschaft" und "Jeder nur sich selbst der Nächste",
der aber schon ein grundlegendes Verständnis für die Ursachen von
Gewalt- und Aggressionsbereitschaft voraussetzt. Eine sehr
interessante Seite zu Ursachen von Gewalt (Macht über andere zu
wollen = Gewaltbereitschaft) ist auch:
http://www.scireview.de/prescott/article-d.html

>> Beim Begriff "Macht" der häufige Einwand,
>> daß Machtstreben doch ein natürlicher
>> Bestandteil des Menschen sei, was ebenso
>> einen Irrtum darstellt

> Ob es ein Irrtum ist, mag ich nicht zu
> beurteilen, kann höchtens hier ein
> "natürliches" Argument einbringen: Die
> (streng) hierarchische Ordnung bei
> manchen Tierarten, z.B. Affen lässt
> doch darauf schliessen, dass die
> Mechanismen "Macht" und "Machterlangen"
> _auch_ natürlich sein könnten. Ein Wesen,
> dass Macht (über andere) besitzt, hat Vorteile
> (z.B. in der Partnerwahl, bei der Menge des
> Futters/Essen, etc. Beim Menschen wären es
> z.B. monetäre oder soziale Vorteile).

Seltsamerweise führt man Hinweise aufs Tierreich an oder distanziert
sich von letzterem, je nachdem wie die jeweilige Vorgehensweise die
eigene Position bestärkt. Wir sind nunmal keine lediglich dem
Instinkt gehorchenden Tiere, obwohl wir mit den Tieren mehr gemein
haben, als wir gewöhnlich eingestehen. Einen direkten Vergleich halte
ich aber doch für unzulässig, weil im Tierreich die Dominanz des
Stärkeren einem gewissen Zweck dient, nämlich dem der natürlichen
Selektion, dagegen in Menschengesellschaften völlig andere Folgen
nach sich zieht.

>> wie die weitverbreitete Ansicht,
>> der Mächtige sei biologisch eben
>> etwas Wertvolleres als der Ohnmächtige.

> Nun, diese Ansicht gehört ins vorvergange
> Jahrhundert. Die Natur ist nicht "perfekt",
> sprich nicht alles, was in der Natur vorkommt,
> ist perfekt (obwohl es so scheint), sondern
> "nur" genügend gut. Die Kategorie "wertvoll"
> ist eine menschliche und keine natürliche.

Das ist zwar richtig, doch wollte ich mit dem obigen Absatz den
vorigen weiterführen: Die Mächtigen bzw. die von einer bevorzugten
Position Profitierenden verwenden diese Argumentation zur
Rechtfertigung ihrer Position. Früher galten Kaiser und König als von
Gott legitimiert, heute bedient man sich hier öfter eines falsch
verstandenen Darwinismus.

>> Im Gegenteil ließe sich bei
>> entsprechenden statistischen
>> Untersuchungen nachweisen, daß
>> Menschen, die einen ausgesprochenen
>> Machtwillen entwickelt haben, damit
>> lediglich früh erworbene
>> Minderwertigkeits-Empfindungen
>> kompensieren.

> Könnte/kann sein, muss aber nicht (immer) so sein.

Ich behaupte weiterhin, daß es sich ausnahmslos so verhält, schon
allein deswegen, weil wir alle mehr oder weniger ein Produkt dieser
Gesellschaft und ihrer Erziehungsmethoden sind.

>> Bei tiefergehendem Interesse darfst
>> du mich gerne anmailen.

> Danke. Bist Du Psychiater oder Psychologe
> oder sonst vom Fach?

Nein. Eher angehender Philosoph ... was man aber als Nicht-Akademiker
nicht sagen darf, da als anmaßend geltend ...

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