Eigentlich sollte man einen solchen Artikel loben, denn er argumentiert:
Wir sollten endlich akzeptieren, dass wir in diesem Konflikt am kürzeren Hebel sitzen, uns mit Russland gütlich einigen und die Sache beenden. Alles andere geht nach hinten los. Und die am meisten Geschädigten sind, neben den Menschen in der Ukraine, wir, nicht die Russen und auch nicht die Amis.
Das ist vollkommen richtig. Es ist in der Tat beindruckend, wie wir, die EU - Deutschland vorneweg - gegen die eigenen Interessen arbeiten mit bestehenden und geplanten Sanktionen, die nicht Russland schädigen, sondern die eigene Wirtschaft und die eigene Bevölkerung.
Und dann spricht er auch noch diese Wahrheit aus:
Deshalb – und weil billige Brennstoffe die westeuropäische Industrie international wettbewerbsfähiger machen – waren die USA von Anfang an gegen jedes Projekt zur Gaslieferung aus Russland nach Westeuropa. Das begann mit dem Verbot des Erdgasröhrengeschäfts für die "Drushba-Trasse" und endet beim Kampf gegen Nord Stream 2.
Dabei ist Nord Stream 2 den USA ein ganz besonderer Dorn im Auge, weil es sich nicht nur um ein Infrastrukturprojekt zur Versorgung Westeuropas mit russischem Erdgas handelt, sondern um einen geopolitischen Gamechanger.
Das Ende von NS 2 wäre in der Tat der große Gamechanger. Es würde Deutschland aus dem Geschäft bringen. Es wäre der Ruin der deutschen produzierenden Industrie und würde eine lange quälende Phase der Verarmung für alle hier lebenden Menschen einleiten, natürlich speziell Unter- und Mittelschicht. Als man noch mit klaren Begriffen arbeiten konnte, nannte man diese Kernschicht der Bevölkerung Arbeiterklasse und kleines Bürgertum.
Deutschland braucht NS 2. Es ist ein deutsches Projekt, kein russisches. Russland braucht NS 2 nicht.
So weit so gut. Aber leider schreibt Klaus Kohrs im Verlauf seines Artikels dermaßen viel Unsinn, dass man ihn dann als insgesamt nicht mal mittelmäßig gut bezeichnen kann.
1) Russland hat Gas nie als Waffe eingesetzt. Ein Gasembargo durch Russland ist vollkommen ausgeschlossen. Und Kohrs kann auch kein einziges Argument dafür bringen, dass so etwas in Russland auch nur rein hypothetisch angedacht wird.
2) Russland ist gar nicht auf künstlich hohe Einnahmen scharf, die man durch Verknappung erzielen kann. Russland will langfristige Preis- und Abnahmeverträge, über Jahrzehnte nach Möglichkeit, um sicher zu sein, dass sich die getätigten Investionen auch langfristig rentieren. Die EU und Deutschland wollten das nicht und zahlen jetzt den hohen Preis.
3) Die Durchleitungsverträge durch die Ukraine laufen 2024 aus. Die Leitungen sind schon jetzt völlig marode. Aber spätestens nach 2024 ist sowieso Schluss. NS 2 ändert nichts an der Gasdurchleitung. Ein Gasembargo gehört wie schon gesagt nicht zu den Methoden russischer Politik, nie!
4) Dass der Ukraine eine ordnende Hand wie Putin fehlt ist richtig. Aber so schlecht war die ökonomische und soziale Lage der Ukraine vor dem Maidan gar nicht. Die bis dahin guten wirtschaftlichen Beziehungen mit Russland gaben dem Land auch eine ökonomische Perspektive. Der Maidan hat all das zerstört. Die ukrainische Wirtschaft ist zerstört. Dieses riesige Land ist jetzt erst das Armenhaus Europas geworden. Der Zusammenbruch steht bevor.
5) Dass die Bevölkerung der Krim hochzufrieden mit dem Anschluss an Russland ist, stimmt. Dass aber der Großteil der Krim-Bevölkerung Mitglied der russischen Schwarzmeerflotte ist, ist hanebüchener Quatsch.
6) Russland erkennt die beiden Volksrepubliken Donezk und Lugansk nicht an. Es ist im Gegenteil unverrückbare russische Position, dass es sich um autonome Gebiete des ukrainischen Staates handelt und dass, wie durch den völkerrechtlich gültigen Vertrag Minsk II vorgeschrieben, Kiew und die autonomen Gebiete zu reden und zu einer Einigung zu kommen haben, mit der sowohl die Zentralregierung als auch die Autonomiegebiete einverstanden sind. Gemaß Minsk II ist es ein innerukrainischer Konflikt. Russland ist Garantiemacht von Minsk II, aber nicht Vertragspartner.
7) Was Kohrs überhaupt nicht im Blick hat, sind die langfristigen Verträge über 2 große Pipelines, die Russland mit China geschlossen hat. Russland wird schon in Kürze mehr Gas nach China liefern als nach Europa. Außerdem baut Russland sehr schnell seine LNG-Kapazitäten an der sibirischen Küste aus. Das Gas, das von dort bisher über Pipelines nach Europa strömte, wird in Zukunft über Flüssiggastanker den Bedarf des asiatischen Marktes decken helfen. Der Verlust des europäischen Marktes für russisches Gas ruiniert Europa, aber nicht Russland.
Kohrs bringt dann sein völlig unsinniges Embargoargument
Natürlich ist der Betrieb von Nord Stream 2 durch die EU und die deutschen Behörden noch nicht genehmigt, aber das muss Putin nicht interessieren. Er kann die Gasleitung durch die Ukraine jetzt einfach abschalten und uns sagen: "Entweder ihr nehmt das Gas aus Nord Stream 2, oder ihr friert, ich bin jedenfalls bereit, meine Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Wenn ihr das Gas nicht abnehmt, ist das euer Problem, nicht meins."
Nie hat die russische Regierung so etwas auch nur im Ansatz gesagt oder angedacht. Die einzige Möglichkeit, dass kein Gas mehr strömt, wäre der Krieg - den muss die Ukraine aber schon selber auslösen durch einen Überfall auf die Krim oder den Donbass.
Richtig ist hier natürlich: ein Krieg kappt nicht nur den Gasstrom durch die Ukraine nach Europa (das ist dann rein technisch, nicht politisch), sondern die deutsche Politik wird sich danach selbst in den Kopf schießen und NS 2 nicht genehmigen. Das Gas, das dann noch geliefert werden kann, wird vorne und hinten nicht reichen. Diese Sanktion wird nicht Russland ruinieren, sondern uns.
Annalena Baerbock ist bestimmt eine US-amerikanische Agentin, die im Erfolgsfall mit einer dicken Belohnung rechnen kann. Vielleicht ist sie aber auch nur eine banale Russenhasserin oder ganz einfach dumm.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.12.2021 21:45).