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  • hgeiss

mehr als 1000 Beiträge seit 06.08.2014

Der Nobelpreis wird durch Dylan geehrt, nicht umgekehrt!

Manche Kritiker verweisen auf die viele namenlosen Autoren, die unter schwierigen politischen Verhältnissen schreiben und dringend gefördert gehörten und die vom Schreibformat her mehr den gängigen Vorstellungen von Literatur entsprechen. Und nun wird einer geehrt, der diese Ehrung gar nicht nötig hat, weil er sowieso eine lebende Legende ist.
Gut, dagegen kann ich nicht wirklich etwas einwenden, außer, dass vom Nobel-Kommitee immer (oder oft, ich kann es nicht generell beurteilen) irgendwie politisch in den Kram passende Persönlichkeiten geehrt werden. Über den Friedensnobelpreis wollen wir erst gar nicht reden, wo schon Massenmörder geehrt wurden oder Neulinge, ohne irgendeine Leistung, die sich zu Massenmördern entwickelten. Aber wir kennen ja die Geschichte des Nobel-Preises, wo Herr Nobel ja ein wenig Buße für seine explosiven Erfindungen tun wollte und der ganze Zirkus darumherum ja reine PR ist. Auch bei den Naturwissenschaften werden, wie mir scheint, Fachidioten geehrt, die ihr Forscherleben mit einer Linse in eine winzige Ecke geguckt haben. Gut, mein Problem, ich träume immer noch von dem Universalgelehrten, der andere Prioritäten setzt und den Panoramablick hat.
Aber ich schweife ab, eigentlich geht es hier ja um Robert Zimmermann, der soviele Menschen wirklich bewegt hat (mich in besonderem Maße! Er ließ mich Tomahawk und Holzschwert in die Ecke stellen und zur Gitarre greifen) und der uns über fünfzig Jahre an seinen Entwicklungen teilhaben ließ. Alleine der Umstand, dass er uns dauernd vor den Kopf stieß und seinen Stil änderte, immer wenn wir ihm gerade verfallen waren, ist eine große Leistung, er hat uns damit auch bewegt. Auch sein launiger, manche sagen, schlampiger Gesangstil, hat diese Welt verändert, weg von den aufgeputzen, sterilen Gesangsaffen und der perfekten vom Notenblatt abspielenden Musikspezialisten, wo jeder Furz bis ins Letzte geordnet ist, hat die Welt, zumindest meine, verändert. Oder die Manie, ein Lied jedes Mal anders zu interpretieren, so dass sich jeder freut, wenn er es wiedererkennt, ist eine der großen Leistungen Dylans. Er hat damit gezeigt, nichts ist fertig, es kann so aber auch ganz anders ein... Mein Fazit also: Dylan hat den Preis verdient und damit wird nicht er geehrt, sondern die Nobelpreis-Mafia versucht sich mit ihm zu schmücken und in gutes Licht zu rücken.

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