Die Hisbollah ist keine Terrorgruppe

Das Verbot ist rein politisch und ein großer Erfolg für die proisraelische Lobby in diesem Land.

Was die Rolle der Hisbollah im Libanon betrifft, schreibt Mühlbauer einfach nur bei den Hisbollah-Gegnern ab. Ist das Journalismus?

Mühlbauer sagt aber indirekt etwas sehr Richtiges. Die Hisbollah hat sich in das libanesische System integriert. Sie geht Kompromisse mit allen Parteien ein, selbst mit den Großgeldbesitzern, den Oligarchen. Ist das das Verhalten von Terroristen? Nein! Wie kann Mühlbauer eine Partei ganz im Staatsauftrag als terroristisch denunzieren, die doch im Libanon im Sinne des libanesischen Staates sogar mit ihr gegenüber feindlichen Kräften im Kompromiss regiert - und damit das Zusammenbrechen des Staates effektiv verhindert? Handeln so Terroristen? Sind vielleicht die Kritiker der Hisbollah Terroristen, die ein Zusammenbrechen des Libanons betreiben?

Die Hisbollah vertritt große Teile des libanesischen Volkes. Natürlich hat sie ihren Schwerpunkt im schiitischen Süden. Aber die Unterstützung, die sie im gesamten Libanon - insbesondere unter den Christen - genießt, ist groß. Israel versucht seit Jahren die Bewegung zu vernichten. Der letzte große Versuch ist im Julikrieg 2006 gescheitert. Israel hat mit den üblichen westlichen Methoden der Kriegführung zwar das halbe Land plattgemacht, kam aber mit seinem Invasionsversuch im Süden nur wenige 100 Meter voran und musste sich geschlagen zurückziehen. Außer der Hisbollah ist das militärisch bisher niemandem gelungen. Die Hisbollah ist somit die effektive libanesische Landesverteidung. Der Libanon ist also das einzige arabische Land, das über eine funktionierende Abschreckung gegenüber Israel verfügt.

Die Hisbollah ist militärisch für Israel nicht zu besiegen. Und auch die Unterstützung der wahabitisch-salafistischen Terrorbanden im syrischen Krieg hat nichts gebracht. Das säkulare Syrien stand vor dem Untergang. Es ist dem militärischen Eingreifen der Hisbollah - noch vor Russland - zu verdanken, dass der Staat überlebt hat, und mit ihm die gesamte religiös tolerante syrische Gesellschaft. Ein Sieg der auch von Israel unterstützten salafistischen Terrorbanden hätte den Untergang bedeutet für das syrische Christentum, die Drusen, die Schiiten, die nichtsalafistischen Sunniten (die Mehrheit der Syrer) und alle nicht religiösen Gruppen - vielleicht hätten die Kurden im Nordosten aber ein Schnäppchen machen können...

Der syrische sunnitische Islam ist genauswowenig terroristisch wie die libanesische schiitische Hisbollah.

Die Al-Quds-Demo ist auch nicht antisemitisch. Sie ist antiisraelisch. Das ist etwas vollkommen anderes. Es war schon lange Ziel der proisraelischen Fraktion der deutschen Politik Antizionismus mit Antisemitismus gleichzusetzen. Diese Gleichsetzung ist zwar in sich selbst schon antisemitisch. Das kann aber nichts daran ändern, dass das inzwischen offizielle deutsche Politik ist. Freunde Israels: Ihr müsst ja nun eure Zusammenarbeit mit der Polizei auf den Al-Quds-Demos nicht mehr verheimlichen....