Ich kolportiere mal meinen eigenen Beitrag von letztem Donnerstag mit ein paar Hervorhebungen:
Guaidó war für die USA auf dem venezolanischen Grand Chessboard bis zum letzten Wochenende "die Dame im Spiel". Als diese mächtige Spielfigur ist er gescheitert, und zwar mit Pauken und Trompeten.
Nicht nur, dass deutlich wurde, dass er nicht über die Massenbasis verfügt, einen internen Regime Change zu inititeren, und dass mit den paar Handvoll Polizisten und Soldaten, die zu diesem Anlass überliefen, wohl auch die letzte Hoffnung auf eine Spaltung des Militärs begraben werden musste; vor Allem mit dem Abzug der (vermeintlichen?) Hilfsgüter, nachdem die Grenzüberquerung gescheitert war, anstatt sie auf kolumbianischer Seite an erwartungsfrohe Bedürftige zu verteilen, hat er viele seiner Anhänger bitter enttäuscht. Maduro ging also aus diesem Debakel innenpolitisch gestärkt hervor, Guaidó ist als Galionsfigur des Umsturzes, als "Dame im Spiel" klar gescheitert.Trotzdem hat er gestern in Brasilia nochmal bekräftigt, dass er bis spätestens Montag zurückkehren will, und sei's nur als Bauernopfer:
https://www.wallstreet-online.de/nachricht/11278858-guaido-montag-trotz-drohender-festnahme-venezuela
"Er sei sich der Lage bewusst, werde aber nicht vor ihr fliehen, zitierte der Sender O Globo Guaidó unter Berufung auf diplomatische Kreise. Am Vortag hatte er gewarnt, seine Festnahme würde eine beispiellose Reaktion in Venezuela selbst und im Ausland nach sich ziehen."
Für mich sieht's so aus, als ob damit einer US-Militärintervention Vorschub geleistet werden soll, denn anders scheint's z.Zt. nicht zu gehen, und Trump braucht dringend schnell einen außenpolitschen Erfolg - nach Hanoi mehr denn je. Ob mit oder ohne UN-Mandat wird ihm vermutlich schnurz sein, aber er kann dies nicht (oder nur schwer) ohne die Zustimmung der Anrainerstaaten Venezuelas (v.A. Kolumbien und Brasilien) angehen. Die sog. Lima-Gruppe hat sich jedoch bislang dagegen ausgesprochen:
https://www.nzz.ch/international/lima-gruppe-ist-gegen-militaerische-intervention-in-venezuela-ld.1455757
"Die sogenannte Lima-Gruppe aus südamerikanischen Staaten und Kanada hat sich gegen jegliche militärische Intervention im Krisenstaat Venezuela ausgesprochen.
«Als Lima-Gruppe haben wir gesagt, dass wir keinerlei militärische Intervention in Venezuela unterstützen», sagte der peruanische Aussenminister Néstor Popolizio am Dienstag. Die Gruppe verfüge allerdings auch über keinerlei Informationen über einen womöglich geplanten ausländischen Militäreinsatz in dem Land."
Diese Haltung aufzubrechen scheint nun das Ziel zu sein, denn:
https://www.sol.de/news/ausland/Venezuela-Maduro-droht-Herausforderer-Guaido-mit-der-Justiz,334732
"Kolumbiens Außenminister Carlos Holmes Trujillo warnte die Regierung Maduro vor möglicher Gewalt gegen Guaidó oder dessen Familie. Es gebe «ernste und glaubwürdige Drohungen» gegen den Interimspräsidenten und seine Familie, sagte Holmes Trujillo. Jegliche Gewaltaktion gegen Guaidó werde eine «internationale Situation heraufbeschwören, die gemeinsames Handeln erforderlich machen würde», warnte der Kolumbianer."
Ob dazu eine - vom legalistischen Standpunkt aus betrachtet - rechtsstaatlich einwandfreie Inhaftierung Guaidós, der ja offensiv gegen höchstrichterliche Anordnungen verstoßen hatte, ausreicht, sei mal dahingestellt.
Maduro wird ihn verhaften lassen müssen, kann ihn aber in der Haft öffentlich sichtbar mit Samthandschuhen anfassen, wenn er schlau ist, worauf Guaidó sicherlich spekuliert.
Für Trumps Ambitionen dagegen wäre wohl nützlicher, wenn Guaidó wirklich Übles widerfahren würde, was sich entsprechend ausschlachten ließe. Und DARÜBER würde ich mir an Guaidós Stelle ernsthafte Sorgen machen.
Ist aber reine Spekulation, man wird sehen.
Daher bin ich wirklich mal gespannt, ob Guaidó den heutigen Tag überlebt.