siehe:
http://www.vulture-bookz.de/marx/archive/quellen/Lenin~Opium_fuer_das_Volk.html
oder auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Opium_des_Volkes
"Des Volks" oder "für´s Volk" macht einen kleinen, aber feinen Unterschied.
Klar, das Opium Religion (Christentum) ist in beiden Fällen ein Beruhigungsmittel oder Narkotikum, das von den diesseitigen Zumutungen ablenkt bzw. mit diesen versöhnt und auf ein Jenseits vertröstet.
Wenn ich das richtig sehe, dann ist der Unterschied zwischen Marx und Lenins Formulierung der, dass bei Lenin die Religion (Christentum) als ein von der bisherigen Obrigkeit verordnetes bzw. aufgezwungenes Betäubungsmittel erscheint.
Bei Marx spielen die Individuen selbst eine entscheidende Rolle, sind nicht nur von der Obrigkeit zur Religion gezwungen und fremdbestimmt, sondern sie sind auch aktiv Handelnde.
Der (illusionäre) Trostcharakter der Religion ist bei Marx meiner Meinung nach deutlicher betont und erklärt.
Auch dass die Religion selbst schon Ausdruck des diesseitigen materiellen Elends und gleichzeitig ein Vorschein von Protest dagegen ist - das kommt bei Marx rüber, bei Lenin nicht.
Marx:
***
Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth [72] einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.
Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.
***
BTW
Wenn Marx hier von "Religion" spricht, dann meint er damit v.a. das Christentum.
Über den Islam hat er sich anders an anderer Stelle geäußert.
siehe dazu:
"Die Kriegserklärung -
Zur Geschichte der orientalischen Frage"
http://www.mlwerke.de/me/me10/me10_168.htm
Ein Beruhigungsmittel ("Opium") ist der Islam eher nicht. Das sieht man, wenn man derzeit in der Welt sich umschaut, aber auch schon bei Marx selber.
Zitat aus dem verlinkten Text:
Der Koran und die auf ihm fußende muselmanische Gesetzgebung reduzieren Geographie und Ethnographie der verschiedenen Völker auf die einfache und bequeme Zweiteilung in Gläubige und Ungläubige. Der Ungläubige ist "harby", d.h. der Feind. Der Islam ächtet die Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft zwischen Muselmanen und Ungläubigen. In diesem Sinne waren die Seeräuberschiffe der Berberstaaten die heilige Flotte des Islam. Wie läßt sich nun das Vorhandensein christlicher Untertanen im Reiche der Pforte mit dem Koran vereinbaren?
"Wenn sich eine Stadt durch Kapitulation ergibt", sagt die muselmanische Gesetzgebung, "und ihre Bewohner einwilligen, Rajahs zu werden, das heißt Untertanen eines muselmanischen Herrschers, ohne ihren Glauben aufzugeben, so zahlen sie den Charadsch" (die Kopfsteuer); "damit erlangen sie einen Waffenstillstand mit den Gläubigen, und niemand mehr darf ihre Güter konfiszieren oder ihnen ihre Häuser wegnehmen ... In diesem Falle sind ihre alten Kirchen Bestandteil ihres Besitzes; sie dürfen darin Andachten verrichten. Es ist ihnen jedoch nicht erlaubt, neue Kirchen zu bauen. Sie haben nur das Recht, sie wiederherzustellen und verfallende Teile der Gebäude wiederaufzubauen. Zu bestimmten Zeiten sollen von den Gouverneuren der Provinzen abgesandte Kommissare die Kirchen und Heiligtümer der Christen überprüfen, um festzustellen, ob nicht unter dem Vorwand von Ausbesserungsarbeiten neue Gebäude errichtet wurden. Wird eine Stadt gewaltsam erobert, so können die Bewohner ihre Kirchen weiterhin benutzen, jedoch nur als Wohnstätten oder Zufluchtsorte, nicht aber zur Verrichtung von Andachten." (...)
mfg
i
edit
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.01.2016 22:30).