Gerne hätte ich diesen prominent platzierten "Standpunkt" als verfrühten Fastnachtsscherz aufgefasst. Beim Lesen habe ich bis zum bitteren Schluss vergebens auf den Aha-Moment gewartet, der das Ganze zu einem lustigen Streich auflösen würde. Doch Herr Gerber scheint das tatsächlich ernst zu meinen und outet sich damit als Fürsprecher einer politischen Kaste, die unsere Gesellschaft nur noch als eine Herde junger, gesunder, technikaffiner, akademisch gebildeter, gut situierter Musteridentitäten wahrzunehmen scheint, die jedes noch so absurde Verbot gerne beklatschen werden, wenn es nur dem guten Zweck dient. Aus einer zweifellos realen Gefahr für den Planeten leiten sich einige dieser weltfremden Ichlinge ihre ganz eigene Handlungsmoral ab und legen sich ihr Instrumentarium zurecht. Ob sie sich nun an Straßen festkleben, Kunstwerke beschmieren oder abstruse Verbote fordern, immer dient die große Bedrohung des Ganzen als Maßstab für den Freiheitsbegriff und die Widerstandsethik des Einzelnen.
Um aber nochmal auf diesen medial nicht ungeschickt platzierten Verbotsaufruf zurückzukommen: Warum fordern Sie eigentlich kein allgemeines Sauerkrautverbot, um endlich dem nicht mehr hinnehmbaren klimaschädlichen Gefurze Einhalt zu gebieten? Oder auch Leistungssport, der angesichts der körpereigenen Emissionen unter dem Aspekt der Klimamoral eigentlich indiskutabel ist, von der zig-tausendfachen, CO2-trächtigen Anreise zu den Sportstätten einmal ganz abgesehen. Aber das Beste wäre doch eine schöne, von grün uniformierten Androiden digital überwachte Ein-Kind-Politik. Damit könnte man das Übel doch mal so richtig an der Wurzel packen!
