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  • yzx

mehr als 1000 Beiträge seit 11.02.2000

Fakten, Fakten, Fakten ...

Hatte ich bereits in einem anderen Forum gepostet: https://www.heise.de/forum/heise-online/News-Kommentare/Google-stellt-Cache-Server-auf-Kuba/Fakten-Fakten-Fakten/posting-29635804/show/

Passt aber auch hier als Kommentar:

WiFi ... in den Hotels und in einigen öffentlichen Parks kann man mit Einmalkarten, die es ab einer Stunde Laufzeit für 2 CUC aka $ gibt, nutzen. Oder mit einer festen Benutzerkennung, die mit Kreditkarte aufgeladen werden kann.

Faktencheck: Auf meinem Haus in einer kubanischen Großstadt steht eine Antennenmast an dessen Spitze eine fette WiFi-Antenne klebt. Daran hängt ein TP-Link USB-Adapter mit einem sehr sehr langen Kabel, und damit holen wir das Wifi aus einem 500m entfernt gelegenen Park mit sehr guter Signalstärke ins Haus. Soweit alles prima.

Eine Anmeldung im Netz dauert etwa 22 Stunden pro Tag (2-4 Uhr morgens ist OK) im Schnitt eine halbe Stunde. 20-30 Versuche inclusive. Manchmal funktioniert der Authentifizierungsserver auch gar nicht. Wenn es dann mal eine Verbindung gibt, dann kann man die Sitzung nur über eine Webseite beenden, die nach einem technischen Abbruch leider nicht mehr aufgerufen werden kann. Nach sechs, sieben Stunden wird's dann aber automatisch beendet. Weswegen die Benutzerkennung mit Aufladefunktion nichts weiter als Sponsoring für technischen Schwachsinn ist. Meine 12 Stunden waren nach 2x20 Minuten dann mal kurz weg. ;-)

Wir kaufen jetzt immer Karten mit einer Stunde Laufzeit, weil einem da max. die eine Stunde geklaut werden kann. Im Hotel am Strand sind die Durchsätze besser als in der Stadt. Anmeldung dauert aber auch da eine halbe Stunde, wenn es überhaupt geht. Meine 1-Stunden-Karten haben im Hotel max. 20 Minuten durchgehalten, dann gab es einen Verbindungsabbruch. Neues Login ist dann mit der selben Kennung nicht mehr möglich, weil man ja noch eingeloggt ist. Man kann den Kram leider nur nicht mehr nutzen.

tldr: WiFi in Parks und Hotels ist teuer und funktioniert nur zwischen 2 und 4 Uhr morgens einigermaßen zuverlässig und schnell.

Modem: Leider nur sehr begrenzt verfügbare Modemzugänge gibt es auch noch, und die werden zuverlässig nach Minuten abgerechnet. Lahm ist das allerdings auch ohne Ende. Liegt nicht am Modem, sondern gleiche Gründe wie beim WiFi. 2 bis 4 Uhr morgens geht.

tldr: Modem ist (zwischen 2-4 Uhr) weniger Abzocke als WiFi, es gibt aber praktisch keine Zugänge.

GSM: Mit kubanischen Mobilfunkkarten kann man nur eMail nutzen, und zwar einen Dienst namens nauta. Datentransfers werden nach Volumen abgerechnet. Der Dienst funktioniert sehr unzuverlässig. Seit etwa einer Woche funktioniert er mal wieder gar nicht mehr. Datentransferversuche werden auch abgerechnet, und so kann für eine 10kB Mail schon mal das eine oder andere MB anfallen und schon ist eine Menge Geld weg.

Dazu kommt die "professionelle" Serverlösung auf Basis irgendeiner Linux-Frickeldistribution, die für mindestens 500tsd Kunden mit Default-Config (!) eingesetzt wird. Leicht erkennbar daran, dass die nauta (und auch enet) Adressen vier Monate pro Jahr wegen SORBS-Listungen von Großmailern wie GMX, web.de, googlemail oder outlook.com nicht erreichbar sind. SORBS ist default im SpamAsassin gesetzt und mit dieser Cfg maximal für unbegabte Homeuser geeignet. In Kuba ist das Standard, was dortige Dienste noch unbrauchbarer macht wie sie sowieso schon sind.

tldr: nauta.cu per GSM ist auch nur unzuverlässige Abzocke.

Fazit: Internet in Kuba kann man sich als Ausländer sparen. Wenn ihr da hinfahrt, dann plant das ein und genießt die netzfreie Entschleunigung.

Für die Kubaner ist das natürlich was anderes, aber die nutzen das eben auch nicht für politische Information, sondern chatten per Video und gucken gemeinsam Katzenvideos auf Youtube. Was die Bandbreite dann eben schnell wegfrisst. Manch einer nutzt den Kram auch für facebook & Co.

Demokratische Veränderungen wird es also durch mehr Speed und auch durch bessere Technik nicht geben. Das ist wie im Hotel. Da ist seit Jahren überall Satellitenfernsehen verfügbar und damit z.B. Sender wie CNN en Espanol. Habe aber noch nie einen Kubaner gesehen, der das anschaut. 99,9 Prozent der Leute stellen einen Musikkanal an und dann maximale Lautstärke. ;-) Soviel also zum Thema Politik. ...

... und speziell zum Thema "Startup". Ein kubanisches Startup ist jmd. mit Laptop, der elektronische Dienstleistungen für andere erledigt, um dem Kunden das rumgenerve mit der nicht funktionierenden Technik zu ersparen. Ist aber auch keine wirklich neue Erfindung. :-)

Und nur um auch das noch zu erwähnen: Vor zwei Jahren war unsere örtliche Universität noch mit 28k8 per Modem angebunden. Die GANZE Uni, wohlgemerkt. Aktuellen Stand habe ich leider nicht, weil mein "Informant" (ein Informatik-Professor) derzeit in Angola (IT?) Entwicklungshilfe für den kub. Staat betreibt.

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