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mehr als 1000 Beiträge seit 26.09.2005

Re: End-Of-Life fuer Wintel: Mit der NSA-Affaere ist nichts mehr sicher!

Irre teuer, und am Ende auch nicht so leistungsfähig.
So eine Chipindustrie hochzuziehen kostet zwei- bis dreistellige Milliardenbeträge (schon eine einzelne Fab kostet Milliarden). Haben wir doch grad bei der Speicherchipfertigung erlebt, da wollte man bei Dresden was hochziehen, aber Infineon ist nie so richtig profitabel geworden und am Ende abgestoßen worden.

Was Du "irre teuer" nennst, nenne ich Peanuts gegenüber den Kosten, die durch
eine kompromittierte Informationstechnik entstehen - sei es schleichend durch systematische Spionage oder schlagartig bei einer Auseinandersetzung, bei der
die eigenen kritischen Infrastrukturen einfach lahmgelegt werden.

Na ja, wir reden hier über richtig fette Hausnummern. Wenn die NSA-Spionage 50 Mrd. gekostet hat und die eigene Chipindustrie 100 Mrd. kosten würde (ohne außerplanmäßige Kostensteigerung), dann lohnt es sich schlicht nicht.
Das sind natürlich alles Milchmädchenrechnungen. Kein Mensch weiß, welche Option auf Dauer teurer wäre. Aber eines wissen die Entscheider: Die Kosten für die eigene Chipindustrie wird jeder sehen und verstehen und entsprechend Flak werden sie dafür kriegen, die Schäden aus der Wirtschaftsspionage sind nicht bezifferbar und werden dann unterschlagen werden. Also werden die Entscheider sowas sehr, sehr zögerlich angehen.

Zudem kann sich im Moment niemand vorstellen, dass die Amis tatsächlich europäische Infrastrukturen würden lahmlegen wollen. Ich hätte jetzt auch Schwierigkeiten, mir ein derartiges Szenario vorzustellen, dafür müsste eine ganze Menge passieren.

Man muß auch nicht Intel nachdackeln, wenn man eigene Chips entwickeln
möchte. Vielmehr böte sich an, neue Wege zu beschreiten, z.B. Prozessoren, die funktionale Sprachen weit besser unterstützen als aktuelle Hardware, zusammen
mit entsprechenden Betriebssystemen zu entwickeln. Das ist ein Weg, den der
"Markt" nicht gehen kann, wohl aber ein steuerfinanziertes europäisches Projekt.

Hm, nein, Prozessoren an Softwarebedürfnissen auszurichten ist meist voreilig.
Vor allem, wenn das (noch) Nischenbedürfnisse sind.

Aber so furchtbar ungeeignet für FPLs sind heutige CPUs eh nicht. Wenn ich mir die spineless tagless machine ansehe, ist das ein ganz normales imperatives Programm, das da läuft, und besondere Unterstützung braucht das Ding nicht.
Was was bringen würde, wäre etwas bessere Unterstützung für die GC - write barriers und so Zeug. Aber das wird auch schon für Dotnet und JVM gebraucht, also muss man da nicht extra was für die FPLs machen.

OO braucht ironischerweise mehr CPU-Support als FPL - die indirekten Sprünge durch die Dispatch Tables stellen ganz grauenvolle Dinge mit der Sprungvorhersage an, dagegen kann man eigentlich nur mit Inlining angehen, und das ist wiederum grad bei Java mit dem dynamischen Nachladen von Code fast schon unmöglich oder zumindest hochkompliziert.
Eine FPL-Implementierung als Graph Rewriter hat dieses Problem gar nicht, eine, die tatsächlich Funktionen ausführt, kann wenigstens mehr Inlining betreiben.
Das mit OO ist natürlich nur ein Randaspekt, ich erwähn das nur als Beleg, dass es sich wenig lohnt, Hardware auf die Anforderungen einer sehr speziellen Softwaregattung auszurichten - man riskiert damit, Geld in Investitionen zu binden, die am Ende nicht mal für diese spezielle Gattung benötigt werden, jetzt mal davon abgesehen, dass das Geld womöglich besser in grundsätzliche Verbesserungen für alle Softwaregattungen geflossen wäre.

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