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Avatar von Angry Old Man
  • Angry Old Man

mehr als 1000 Beiträge seit 24.07.2011

Ist ja auch nicht so klar und kam recht plötzlich...

Ich seh bislang soviel:

Auf der "Endanwenderseite" wird maximal Java 8 angeboten (das inklusive JavaFX eine Supportverlängerung erfahren hat). Ist also eher für Nostalgiker gedacht (die auch nix gegen die Ask-Bar-Verseuchung haben - scnr ;-))

Auf der "normlen" Downloadseite für Entwickler - wo auch Endanwender für ihre Desktopprogramme eine "unverseuchte" JRE runterladen konnten, wird ab v11 nur noch das JDK mit eingeschränkter "Entwicklerlizenz" (also nur zum Programmieren, Testen und für Demos) angeboten (immerhin kostenfrei). Ein Endkunde, der von der Demo überzeugt war, muß das OracleJDK (oder die Desktop-JRE) für seine Produktivumgebung von Oracle kostenpflichtig lizenzieren, wenn er es will. Sein möglicher Grund dafür: da bekommt er professionellen Support und in einer LTS auch lange Sicherheitsupdates.

Will oder braucht er das nicht, kann er ebenso wie der "Heimanwender" sich eine quelloffene Gratisversion herunterladen und anwenden. Die gibt's als offizielle Referenzimplementation - RI - in Form des OpenJDK auf jdk.net. Die enthält praktisch das gleiche wie Oracles Variante - natürlich ohne Support und LTS Releases. Sogar die "Commercial Features" wie Flight Recorder, Mission Control usw. sind afaik mittlerweile Open Source, sodaß OpenJDK tatsächlich DIE RI darstellt. Die JRE ist natürlich als Teilmenge des JDK immer dabei, und wenn man als Endanwender nicht alles braucht, sind die unnötig runtergeladenen Teile bei den heutigen Netzanbindungen auch nicht so schlimm (ymmv).

Alternativen gibt's auch, z.B. Zulu von Azul Systems, wo es auch eigene Supportdauer von Versionen gibt, anders als bei Oracle, und für die kostenfreie aber natürlich auch kostenpflichtigen, "intensiver" unterstützten Angebote. Und das kostenlose Zulu beruht natürlich auf der RI.

Anscheinend sieht Oracle nicht soviele Endanwender, die Java-Programme einsetzen und sich immer selbst eine JRE runterladen, sodaß sie hier keine besondere "DAU-Unterstützung" vorgesehen haben: man muß gleich "ins kalte Wasser" eines geänderten Prozederes springen (immerhin ist die jdk.net-Seite auf der Oracle Downloadseite, die jetzt ja eher nur für Entwickler interessant ist, direkt verlinkt).

Die meisten Java-Programme für Endanwender auf dem Desktop wurden wohl eh mit einer spezifischen Runtime (immer konkret für eine Zielplattform) gebündelt, und viele Endanwender wußten vermutlich gar nicht, daß es ein Java-Programm war. Seit Java 9 kann man mit dem Linker die benötigten Teile der Runtime zu seiner Auslieferung packen, sodaß i.a. nichtmal das ganze JDK mitgebündelt werden muß: sowas sieht dann einer nicht in Java geschriebenen "Standalone-Anwendung" sehr ähnlich (hier wird der Anwender noch seltener bemerken, daß da "was mit Java" läuft).

JLink.exe ist auch in Java 11 dabei. Falls man als Entwickler "lizenzpflichtig" wird, wenn man die JDK-Teile eines Oracle-JDKs zur Lieferung packt, benutzt man halt dafür das OpenJDK oderso ... und kann das auch gleich in der Entwicklung einsetzen. Da das nahezu identisch (*) ist, macht ein Verklagen eines Endanwenders für Oracle wohl wenig Sinn, wenn er sein JDK "versehentlich" doch noch von der Entwicklerseite heruntergeladen hat.

(*) Die Kommandozeilenoption zum Freischalten der (ehemals) "kommerziellen Features" gibt beim OracleJDK jetzt eine Warnung aus, beim OpenJDK einen Fehler ... wie bei einer "nicht unterstützten" Option - was ja paßt, da diese Option dort auch nie existiert hat (wie gesagt: freizuschalten gibt's da jetzt nichts mehr, da ja alles Open Source geworden ist).

Ok, den Long Term Support könnte man sich jetzt als Endanwender "erschleichen". Aber den kann auch - wegen Open Source - jede Open Source Organisation für OpenJDK etc. liefern, wenn sie will (wie ja auch Azul bei Zulu länger Updates liefern wird als OpenJDK derzeit vorsieht - und was bei OpenJDK später passiert, weiß man ja noch nicht).

Mit JLink.exe kann übrigens ein Entwickler auch JavaFX zu seiner zielsystemspezifischen Lieferung packen, womit er seinem Kunden ersparen kann, sich JRE und das mittlerweile separate JavaFX "aufwendig vorzuinstallieren": ich kann mir gut vorstellen, daß diese Modularisierung und Standalone-Auslieferung bald die bevorzugte Variante für Java-Entwickler sein werden.

Und bez. Java Webstart: schade drum, da es für einige echt praktisch war - aber ohne Plugin-Support in den jüngeren Browsern macht die Auslieferung kaum Sinn, und alles auf eine neue Plugin-Lösung umzuschreiben (natürlich gratis ;-)) war wohl für Oracle kein Thema (vermutlich waren auch hier die Anwenderzahlen zu gering).

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