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mehr als 1000 Beiträge seit 01.10.2023

"Einfach den Job wechseln."

MaddiTheTechnician schrieb am 28.12.2023 15:08:

Klar... mit 60-Stunden-Woche (ohne WE und Urlaub) zu Tode schuften funktioniert nicht mehr so gut...

Ich kann gar nicht verstehen, wieso Menschen so etwas machen, arbeiten ohne Urlaub.

Das nennt sich Familienbetrieb, muss man nächster Nähe kennen, sonst fällt es schwer sich das vorzustellen.
Bis zu einem gewissen Grad gilt das für alle "Selbstständigen"; Nicht umsonst gibt es den Witz, dass das so heißt, weil man "selbst" uns "ständig" arbeitet.
Im Gegensatz zu anderen Bereichen ist man als Landwirt aber direkt mit der Natur verbunden; Nutzpflanzen kann man sicher auch mal eine Woche sich selbst überlassen; Im Kopf ist man dann aber immernoch ständig beim Wetterbericht... zu trocken, zu nass, zu stürmisch... etc.

Bei klassischer Viehhaltung ist das dann nicht mehr möglich und einfach mal eben "Urlaubsvertretung" ist eben auch nicht drin; Es ist nicht grundsätzlich unmöglich, aber es muss eine Vertretung über mehrere Tage eingewiesen werden, dann muss das vertrauen da sein, dass alles ordentlich läuft... Das Ganze kostet dann nicht unerheblich...
Man stelle sich das als gewöhnlicher AN vor: Urlaub nicht nur unbezahlt, sondern damit man in Urlaub gehen kann, muss man als AN einen Leiharbeiter nicht nur einweisen, sondern auch dessen volle Lohnkosten bezahlen...

Und selbst im Idealfall bleibt erhebliches Risiko: Die "Urlaubsvertretung" lebt in der Vertretungszeit nicht für 24h/Tag auf dem Hof, passiert außer der Anwesenheitszeiten etwas mit den Tieren, dann vergehen im Ernstfall viele Stunden; Im Kopf ist da natürlich schon gleich gar kein Urlaub...

Wenn es so hart ist geht als Arbeitnehmer arbeiten mit 30 Tagen Urlaub und krank ist
auch drin.
Jeder sucht sich seine Job aus und kann wechseln wenn es nicht passt.

Siehe oben; In einem (landw.) Familienbetrieb geht eben weder, mal eben "krank", und 30 Tage Urlaub ist sowieso lächerlich... wo soll denn auf einem Familienbetrieb jedes Jahr das Geld für 30 Tage "Betriebshelfer" herkommen? Glauben Sie echt die Landwirte gehen gegen die Agrardiesel-Streichung auf die Straße weil denen ein Hobby fehlt?

Und "Jeder kann den Job wechseln" ist halt auch nur ein sinnentkernter Spruch: Wenn der Landwirt "hinschmeißt", dann ist das das Todesurteil für die Nutztierherde... ein paar wenige Tiere können weiterverkauft werden, für den Rest bleibt der Weg zum Schlachter.
Ist die Herde weg, ist der Betrieb tot; Ein Neuaufbau einer Herde ist mit irrwitzigen Anfangsinvestitionen verbunden... das ist auf einem üblichen Familienbetrieb, die an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit existieren nicht darstellbar.
Entweder muss im Zuge des Neuanfangs der Betrieb massiv vergrößert werden, oder der Landwirtschaftsbetrieb ist erledigt; ein erheblicher Wertverlust.

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