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Avatar von ZaphodBB
  • ZaphodBB

mehr als 1000 Beiträge seit 31.07.2001

El Salvador ist da aber auf einem ganz schön irren Trip.

Zuerst gibt es die eigene Währung zu Gunsten des US-Dollars auf.

Dann ärgert man sich, dass man die Kontrolle über die Währung verloren hat, weil sich die FED einen feuchten Kehrricht um El Salvador kümmert.

Um sich davon zu befreien, macht man dann auch den Bitcoin zu einer offiziellen Währung.

Ein Hintergrund: ca. 25% der "Wirtschaftsleistung" fließt als Zahlungen von legal oder illegal im Ausland lebenden Landsleuten ins Land. Dabei geht ein Gros des Geldes dadurch verloren, weil dabei Geld an "Vermittler" geht. Das soll jetzt mittels Bitcoin umgangen werden.

Dabei soll der Staat die Konvertibilität des Bitcoin in den US-Dollar garantieren, der Wechselkurs wird vom Markt bestimmt.

Wobei ich mir die Frage stelle, wie das praktisch gehen soll, da sich der Staat dazu ja die Dollar beschaffen können muss, er dabei aber von der FED abhängig ist, die diesem Wunsch nicht entsprechen muss. Gemeint kann damit daher nur sein, dass der Staat die Bitcoin an Stelle der Besitzer verkauft, die selbst oft kein eigenes Bankkonto haben. Das ist aber keine echte Garantie.

Für mich liest das sich so, dass die Regierung von El Salvador mit dem Rücken an der Wand steht und nach jedem Strohhalm greifen muss. Und in eine eigene Währung kann das Land auch nicht so einfach fliehen, da El Salvador in Dollar verschuldet ist und zwar jenseits von 70% (2019). Denn mit der eigenen Währung kann es die Dollar-Schulden nicht tilgen und der Versuch würde sofort in einer Hyperinflation enden, womit die neue Währung prompt wieder erledigt wäre.

Ohne eigene Währung kann sich das Land aber auch nicht wirtschaftlich fortentwickeln, weil es dazu dann keine wirtschaftlichen Impulse setzen kann.

El Salvador ist also vollkommen gefickt und über den Bitcoin wird es sich davon auch nicht befreien können. Vielmehr ist es jetzt nicht nur von der FED sondern auch von den Bitcoin-Zockern abhängig.

Hinter der Idee steht "Strike", ein Zahlungsdienstleister, der auf Basis von Bitcoin weltweiten Zahlungsverkehr organisiert. D.h. die El Salvadorianer werden wohl keine Bitcoin-Wallet nutzen sondern die Strike-App. Damit liegen dann aber alle Bitcoins am Ende in der Wallet von Strike. D.h. Strike übernimmt dann die Funktion einer stinknormalen Bank. Wenn dann alle El Salvadorianer ihre Geschäfte über Strike abwickeln, wäre Strike quasi die inoffizielle Zentralbank von El Salvador bei der die Bürger dann auch gleich das Konto haben.

Sowas kannst du dir nicht ausdenken.

zaphodbb

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