Immer langsam mit den jungen Pferden.
Ja, an der TUB wurde vor ein paar Jahren Mail auf ausschliesslich Exchange (-> Windows) umgestellt. Nicht, weil die vorherige (linux-basierte) Loesung nicht funktionierte, sondern weil aus der - insbes. hoeheren - Verwaltung der Ruf lauter wurde, mit nur einem Client nicht nur Mail zu lesen, sondern auch die Kalender zu verwalten, die Kontakte, Kurznachrichten an die Sekretaerin im Nebenzimmer zu schicken, alle Dokumente zu speichern und darauf eine Volltextsuche durchzufuehren, und schliesslich auch noch den Client zum Kaffeekochen und Hund-Gassi-fuehren zu benutzen. Nicht, dass das jemand m.W. wirklich BENOETIGT haette. "Haben wollen".
Natuerlich koennte man diese Aufgaben auch mit einem Schwung z.B. Linux-basierter Services loesen. Indes, die Lizenzzahlungen nach Richmond sind erheblich billiger als das Beschaffen tauglichen eigenen Personals (in Berlin ist die IT-Personaldecke SEHR duenn, und max. TVdL 11 - in Ausnahmefaellen nach zaehen Verhandlungen - ist nicht gerade ein Motivator fuer Wechselwillige) oder die Verpflichtung eines halben Dutzend "Berater-Unternehmen" fragwuerdiger Qualitaet (in dem Moment, wo eine Uni nach solchen Beratern sucht, entstehen pletzlich Dutzende neugegruendete "Fach-Firmen", deren hervorstechendstes Merkmal Geldgier - und nach Zuschlag kreative Vertrags-Interpretation ist. Man sehe sich nur die "Berater" an die nach umfangreichen Vorarbeiten des eigenen Personals fuer die SAP-Implementation verpflichtet wurden. Ausschreibungs- und Beschaffungsrecht verlangen halt nach "billigster Anbieter". Tja ...). Personal einzustellen, das iwann mal einen MCSE gemacht hat und halbwegs zuverlaessig im Alltagsbetrieb etwas zusammenklicken kann, bekommt man problemlos fuer E9. Entwickeln muss man ja nichts, das macht alles MS.
Fuer das als Kernstueck der AAA genutzte AD gilt Aehnliches. Da hat dann Prof. Dr. Dr. Arschlochhausen mal gehoert, dahinter liege eine Datenbank, und dann kann man da doch auch gleich alle Examensnoten einpflegen (lassen), und es gleich mit dem Daten-Storage verknuepfen, und das Ganze per Webinterface ... muss man nix entwickeln, oder auch nur sorgfaeltig suchen und auf Interoperabilitaet untersuchen - bekommt man alles aus Redmond.
Auch wenn die TUB derzeit betont, sie habe keineswegs eine monoklonale Infrastruktur, sondern sogar mehr Linux-Server als solche mit Windows (was nur stimmt, wenn man die vielen Forschungs- und Experimentier-Kisten der verschiedenen Fachgebiete mitzaehlt - und zudem vergisst, dass die Windows-Server ja halt eierlegende Wollmilchsaeue sind) - die IT der TUB ist fuer diese Situation nur zum Teil verantwortlich (auch wenn an Schluesselpositionen z.T. Leute sitzen, bei denen man sich dieselbe Frage stellt wie angesichts einer Kuh auf einem Laternenpfahl: "Wie ist die da bloss hingekommen?"). Die Anforderungen "karierte Maigloeckchen, billig, so wie ich mir vorstelle dass das funktioniert, und spaetestens uebermorgen" kommen aus den Elfenbeintuermen der Verwaltung und der Fachgebiete; die ueberwaeltigende Anzahl der dort Verantwortlichen hat keine praktische IT-Expertise, dafuer aber viel Anspruchsdenken - einer Professorin fuer Gender-Studies zu erklaeren, dass das, was sie sich da vorstellt, halt nicht geht, fuehrt eben nur zu lautem Geschrei, das sei anti-*, misogynistisch, und entsprechenden Beschwerden beim Fakultaetsrat, akademischen Senat, Praesidium. Insbesondere, wenn das IT-Techniker, das da erklaert, zufaellig einen Bart traegt.
Ja, das Ganze war ein Fail mit Ansage. Insbesondere deshalb, weil viele Fakultaeten und Fachgebiete ihre eigene Infrastruktur mit von der Zentral-IT kaum ueberpruefbaren Erweiterungen an die Zentralsysteme angeflanscht haben - daher auch die derzeitige Aussage "unsere zentralen Systeme waren alle aktuell und gepatcht, was mit der Peripherie, ausserhalb unserer Kontrolle, los war: Keine Ahnung"
Und, schlimmer noch, es wird sich nichts aendern. Derzeit arbeitet man - mit Hilfe eines externen Sicherheits-Dienstleisters - daran, die Systeme alle wieder (nach Neu-Aufsetzen) genau so wieder in Betrieb zu nehmen. Weil Umstellungen viel Zeit, Arbeit und Planung bedeuten, und man ja selbst fuer die Wiederinbetriebnahme nicht genug Personal hat ("Wir haben das Bezahlungsschema Anfang des Jahres geaendert, aber es bewirbt sich immer noch keiner!" - ja, wenn ihr das a) nicht ausschreibt, und b) die Aenderung besagt: Ihr sucht jetzt vermehrt Master und PhD (TVdL E13 und 14) und wundert Euch, warum sich die nicht auf eine SysAdmin-Position bewerben, bei der sie keinerlei Gestaltungsmoeglichkeiten haben, UND jedes 2-Monats-Startup in Berlin ihnen das Doppelte zahlt - wenn sie etwas taugen; ob man die, die sich dann an der TUB bewerben, einstellen will, lasse ich mal offen)
Also, tl;dr: kein Geld (TUB ist chronisch unterfinanziert, so dass die ZV staendig versucht, den Fachgebieten ihre Restmittel aus Drittmittelprojekten abzuzocken), keine Leute, ahnungslose Entscheider (die sich auf ihre Prof-Titeln ausruhen), Anspruchsdenken.