Ansicht umschalten
Avatar von Hartmut Keller
  • Hartmut Keller

mehr als 1000 Beiträge seit 09.03.2001

Re: Wer zahlt denn die 2.2Mrd Euro? Wo steht das?

64320 schrieb am 31.03.2023 07:24:

Hartmut Keller schrieb am 30.03.2023 18:14:

Glaubst Du etwa, man hatte vor, die "nicht rückholbare Endlagerung" doch wieder zurückzuholen?

Das ist schwierig zu beurteilen. Aber hätte die verantwortliche SPD-Regierung die Forschungsanlage tatsächlich zum Endlager umgewidmet, müssten dazu Unterlagen wie Beschlüsse und Protokolle verfügbar sein.

Wieso die SPD? Der Betreiber war die Gesellschaft für Strahlenforschung.

https://archiv.bge.de/archiv/www.asse.bund.de/Asse/DE/themen/was-ist/geschichte/geschichte_node.html

"Im Jahr 1965 beauftragte das Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung und Technologie (...) die Gesellschaft für Strahlenforschung (...) damit, in der stillgelegten Schachtanlage die Endlagerung radioaktiver Abfälle zu erforschen. Nach entsprechenden Umbaubauten begann 1967 die Versuchseinlagerung radioaktiver Abfälle."

Und das ist ja gerade der Witz (oder eher die Unverschämtheit) daran, dass das Ding als Endlager benutzt wurde, *ohne* dass es korrekt als solches zugelassen oder umgewidmet war.

"Von 1971 an wurde die Asse II faktisch nicht mehr als Versuchslager, sondern als Endlager genutzt, um hier den Großteil der schwach- und mittelradioaktiven Abfälle der Bundesrepublik einzulagern. Bis 1978 gelangten insgesamt 125.787 Fässer und Gebinde mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen in das Bergwerk."

Dieser These steht allerdings entgegen, dass man 1978 mit der Einlagerung stoppte.

Warum? War die Asse voll? Nein, das 2 Jahre zuvor verabschiedetes Atomgesetz verhinderte eine weitere Einlagerung in der Asse.

Genau. Nachdem es nicht mehr erlaubt war, es als Endlager zu benutzen, ohne es als Endlager zu benennen, hat man aufgehört, Suuuper. Aus der Quelle von oben:

"Die Einlagerung endete 1978, nachdem 1976 das Atomgesetz geändert worden war. Als Voraussetzung für die Endlagerung radioaktiver Abfälle war nun ein atomrechtliches Planfeststellungsverfahren vorgeschrieben."

Und weil das ja vorher schon klar war, dass so ein Gesetz kommen wird, hat man in den zwei Jahren davor noch so viel Müll dort abgekippt wie man konnte. Sauerei. Das sind Ganoven von vorne bis hinten. Und von solchen Leuten soll ich irgendwelche Aussagen zu einer Langzeitstabilität als seriös abkaufen? Sorry, nein.

Du wirfst den Leute, die per Gesetz ein weitere Einlagerung stoppten vor, diese Einlagerung zuvor gewollt zu haben. Das passt irgendwie nicht.

Du verwechselst den Betreiber mit dem Gesetzgeber. Der Gesetzgeber sah sich in der Not, ein Gesetz zu bringen, weil die Praxis völlig daneben lief.

Weil das Autoren auf Wikipedia behaupten?

Oh je, bist Du argumentativ schon so am Ende? Dann bringe eine Definition von woanders, die das mit dem Versiegeln nicht beinhaltet. Du wirst keine finden. Bisher ist beim Endlagern immer davon die Rede, dass man die Abfälle so verbringt, dass sie für Millionen Jahre sicher sind. Und damit ist *immer* ein komplettes Versiegeln gemeint.

Wir sehen doch beim Endlager in Finnland, dass es erst mal die nächsten 80 Jahre offen bleibt.

Ja. Diesen Zeitraum meine ich aber nicht. Es bleibt so lange offen, weil es so lange dauert, bis die Kraftwerke ihren Betriebszeitraum hinter sich haben (ab jetzt also noch ca. 40 Jahre) und dann nochmal einige Jahre, bis die Brennstäbe in den Abklingbecken und Zwischenlagern entsprechend abgekühlt sind, dass man sie überhaupt erst endlagern kann. Aber dann wird auch das Endlager in Finnland dauerhaft versiegelt.

Wer sind wir, dass wir diesen Generationen in 2000 Jahren so eine Bürde aufhalsen dürfen?

Ich vertraue da tatsächlich auf den technologischen Fortschritt.

Jede andere Technologie muss die Abfallentsorgung klären, *bevor* man sie einsetzen darf. Warum bekommt die Atomkraft hier so eine Sonderregelung? Wieso darf die ihre Entsorgungsproblematik auf nachfolgende Generationen abwälzen?

Das ist übrigens für mich das absolute K.O.-Kriterium für neue Atomkraftwerke. Für mich darf es *keine* neuen Kraftwerke mehr geben, solange die Müllentsorgung nicht zufriedenstellend gelöst ist. Die Entsorgung auf unbestimmte Zeit zu verschieben ist aus meiner Sicht nicht legitim. Ja, in den 70ern war man euphorisch, dass man das alles in kurzer Zeit hinbekommt. Aber in der Zwischenzeit wissen wir, dass das alles andere als einfach ist und jetzt kann sich niemand mehr damit rausreden, dass wir das ja demnächst gelöst haben werden. Nein, erst lösen, vorher brauchen wir über neue Kraftwerke nicht zu reden.

Und dennoch ist ein Endlager so versiegelt, dass man auch mit erhöhtem Aufwand nicht dran kommt. Denn wenn man drankommen könnte, müsste man das Endlager dauerhaft bewachen, was dauerhafte Kosten mit sich bringen würde. Genau das will man aber bei einem Endlager nicht.

Was spricht gegen ein normales Bunkertor, das gewöhnliche Verbrecher draußen hält, aber bei Bedarf den Zugang ermöglicht?

Dass man dieses Bunkertor bewachen müsste. Da muss ein Wachhäuschen unterhalten werden, da müssen mehrere Personen Tag und Nacht Wache schieben, rechne mal diese Lohnkosten auf 1 Mio Jahre hoch. Dann wirst Du glaube ich mit den 23 Mrd. Euro für die Endlagerung nicht auskommen.

Nein. Heute weiß man, dass man mehr Energie bräuchte, um den Abfall zur Sonne zu befördern, als man aus diesem Abfall jemals an Energie herausgezogen hat. Darum macht so eine Entsorgung absolut keinen Sinn. Dann hätte man gleich auf die Energie aus diesem Medium verzichten können, wenn man hinterher mehr Energie zur Entsorgung des Abfalls braucht.

Was spielt der Energieverbrauch für eine Rolle, wenn Du Fusionskraftwerke hast?

Oh Gott, noch mehr Hirngespinste und hoffen auf die Zukunft. Nein. Erst Müllfrage klären, sonst keinesfalls neue Kraftwerke.

Und warum nennst Du immer die Grünen?

Weil die immer die Treiber gegen die Atomenergie waren.

Nochmal, der Ausstieg wurde von *allen* Parteien gleichermaßen beschlossen. Und einen Wiedereinstieg (also mit neuen Kraftwerken) will heute *keine* Partei, auch nicht CDU/CSU und FDP.

Schauen wir mal, wie sich die Stimmung entwickelt, wenn nächsten Monat 4 GW abgeschaltet werden und durch Kohlekraftwerke ersetzt werden müssen.

Ähm, die Kraftwerke liefen im Streckbetrieb. Die haben bei weitem keine 4 GW mehr geliefert. Isar 2 stand sogar den gesamten Januar still. Hat das jemand mitgekriegt? Nein. Die Bevölkerung wird auch von der Abschaltung jetzt im April rein gar nichts bemerken. Und es sind auch keine zusätzlichen Kohlekraftwerke nötig. Dadurch, dass die Franzosen so langsam wieder ein paar ihrer maroden Kraftwerke ans Laufen bekommen haben, müssen wir denen nicht mehr so viel Strom aus fossilen Kraftwerken liefern, so dass wir vermutlich sogar Kohlekraftwerke wieder abschalten können. Auch die Gassituation hat sich entschärft. So das wir dadurch eher Kohle abschalten können.

Die Quelle ist sicher kein Beleg dafür, dass man von vornherein ein Endlager plante.

Nein. Sie ist eine Quelle dafür, dass man es als Endlager missbraucht hat. Unerlaubterweise.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (31.03.2023 12:29).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten