Es wird in so Autodiskussionen gern auf Toyota gezeigt um alle möglichen Schlussfolgerungen zu ziehen. Und fast immer ist das falsch, oder zumindest nicht auf die Autoindustrie als ganzes generalisierbar. Toyota ist auf eine ganz interessante Art und Weise weird.
Erstmal will ich anerkennen, dass Toyota über seine Firmengeschichte hinweg ein paar wirklich bemerkenswert gute Ideen hatte und sie auch erfolgreich eingesetzt hat. Dafür haben sie es sich wirklich verdient Lohrbeeren zu ernten. Das Toyota Manufacturing System als eine Art und Weise Fabriken zu betreiben war seinerzeit der Neid der gesamten produzierenden Industrie, inkl. aller Autohersteller, aber nicht nur. Und im Gegensatz zu so manchen Lean-Initiativen hat Toyota es geschafft, den Ansatz so umzusetzen, dass tatsächlich hochqualitative Fahrzeuge zu erschwinglichen Preisen rauskamen. Toll!
Die zweite bemerkenswerte Idee war der Hybrid Synergy Drive, das Hybridsystem, das ursprünglich für den Ur-Prius entwickelt wurde und seitdem in praktisch allen Toyotas steckt. Im Gegensatz zu dem Gewurschtel anderer Hersteller, die mit großen Buzzwords irgendwas bewarben, was eigentlich gar keinen Effekt hatte (mit Blick auf Volkswagen FSI), hat Toyota es geschafft Verbrennerautos zu bauen, die tatsächlich substanziell weniger Sprit verbrauchen. Toll!
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Szenenwechsel: Inzwischen wird das mit dem Klimawandel zumindest als "man muss was tun" anerkannt und es gibt politische Gesetzgebung, um z.B. den Verkehrssektor zu dekarbonisieren. Es gibt da Kaufprämien und diverse andere Vergünstigungen, die aber eigentlich eher Beiwerk sind. Der eigentliche Hebel sind Flottenemissionsgrenzwerte. Der durchschnittliche Verbrauch aller verkaufter Fahrzeuge eines Herstellers muss einen bestimmten Wert X gCO2/km erreichen und dieser Zielwert wird in Zukunft sukzessive abgesenkt.
Warum macht man das?
Das Gros des Wandels unserer Antriebstechnik soll nicht durch ein hartes cut-off-date diktiert werden, ab dem dann Verboten ist neue Verbrenner zuzulassen, sondern man will Hersteller animieren, Schritt für Schritt den Anteil an E-Autos hochzufahren (was für diese teuer ist) während sie noch Verbrennerautos verkaufen (mit deren Absatz man die Investitionen querfinanzieren kann). Perspektivisch wird der Anteil an E-Autos höher, Verbrenner weniger, bis irgendwann nur noch so wenig Verbrenner übrig sind, dass man bei denen dann ganz den Stecker zieht. Soweit die Idee.
Deswegen setzt man CO2-Flottenemissionsgrenzwerte, die mit Verbrennern praktisch nicht zu erreichen sind. Damit sind die Hersteller gezwungen, (einen wachsenden Anteil) "Nullemissionsfahrzeuge" zu produzieren. (Ja ich weiß E-Autos können indirekte Emissionen haben, aber wenn man die hier mit einberechnen würde, müssten die Autohersteller noch viel mehr E-Autos relativ zu ihren Verbrennern verkaufen um im Schnitt auf den Zielwert zu kommen).
tl;dr: Ziel dieser Reglung ist es, der Industrie einen graduellen Übergang in die neue Antriebswelt zu ermöglichen.
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...und das funktioniert sogar meistens, bis auf einen Fall: Toyota.
Wie oben beschrieben ist Toyota so erfolgreich damit sparsame Verbrenner zu bauen, dass sie die aktuellen Flottenemissionsgrenzwerte (fast) ohne E-Autos erfüllen können.
Das ist super für Toyota. Alle anderen Hersteller müssen massiv investieren für ihre E-Mobilität, während Toyota einfach die Früchte ihrer guten Idee von vor 25 Jahren erntet.
Der aktuelle Flottenemissionsgrenzwert wird aber nicht das Ende der Fahnenstange sein, und da beginnt das Problem. Andere Hersteller können dann "einfach" mehr E-Autos verkaufen. Aber Toyota? Ein einmal hybridisiertes Auto kann man nicht nochmal hybridisieren um weitere 20% Sprit zu sparen, das ist ein Einmalgewinn. Toyota wird anfangen müssen, eine beachtliche Menge ZEVs abzusetzen und dabei sind sie im Vergleich zu allen anderen Autoherstellern echt weit hinten dran. Das aufzuholen wird eine enorme Herausforderung für einen Konzern, der es gewohnt ist, dass spektakuläre Fehlschläge keine Konsequenzen haben. (Mit Blick auf diesen Wasserstoffschnulli, der nur in winzigen Mengen überhaupt Abnehmer findet und damit keinen Beitrag zum Flottenemissionswert liefern kann)
Lange Rede, kurzer Sinn:
Gehts Toyota gerade gut? Jupp.
Wird das so bleiben? Zweifelhaft.