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  • Gottwalt Thiersch

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Re: Alles nicht zu Ende gedacht

kkeane schrieb am 10.11.2022 05:52:

Gottwalt Thiersch schrieb am 09.11.2022 12:17:

Auch wir fahren hier auf den Langstrecken eher langsam, ich setze den Tempomaten regelmäßig auf 134km/h, das hat sich ganz gut bewährt, ist ein guter Mix aus nicht zu langsam und doch nicht zu oft laden.

Ha! Was Du "langsam" nennst, wuerde bei uns ueber $200 als Ticket kosten. Die Hoechstgeschwindigkeit ist hier 70 Meilen (114 km/h). In der Stadt noch weniger, und auf der Bergstrecke teilweise nur 35 Meilen, wenn man hinter einem LKW steckenbleibt.

Na ja, hier hat man ja auch ziemlich viele Streckenabschnitte mit Geschwindigkeitslimit, irgendwo zwischen 60km/h (Baustelle, inzwischen immer öfter eben nicht mehr 80km/H sondern 60km/h, warum auch immer) und 120km/h. Der Effekt davon ist, daß ich dann doch zwischendurch 150km/h fahre, weil die Reichweite durch die Langsamfahrstrecken nach oben geht und ich ja nicht mit 20% Rest im Akku ankommen möchte. Das ist aber nur Spielerei von mir persönlich, das müßte man ja nicht so machen.

Wir essen auch nicht bei den Systemgastronomen, aber es gibt auf dem Weg oft genug gute Möglichkeiten direkt bei Ladesäulen, z. B. weil eine Tankstelle 300m weiter ist und inzwischen viele Tankstellen Schnelladesäulen haben, insbesondere Shell und Aral. So aßen wir zwischendurch beim Italiener und das Auto lud gleichzeitig, weder bei Aral noch bei Shell, sondern an einem alten Triplecharger des örtlichen Energieversorgers. Deshalb machten wir länger Pause als eigentlich notwendig.

Theoretisch ist das bei uns genauso, aber zwischen der Ladesaeule und dem Restaurant sind die Entfernungen groesser, und es gibt oft weder Buergersteige noch Fussgaengerampeln an der Hauptverkehrsstrasse. Gerade an diesen laendlichen Autobahnausfahrten geht man halt davon aus, dass man zum Zielort *faehrt* und nicht laeuft.

Ja, das ist ein signifikanter Unterschied, der im Alltag den Unterschied macht zwischen „geht problemlos“ und „geht eigentlich wenn überhaupt dann nur theoretisch“.

Ich vermute, dass die dichtere Ladeinfrastruktur hier auch generell mit der dichteren Besiedelung zu tun hat.

An sich ist die Ladeinfrastruktur ja durchaus ausreichend - nur eben nicht da angeordnet, wo wir sie gebraucht haetten. Laden waere fast immer ein getrennter Stop vom Essen oder Schlafen gewesen.

Das war bei uns während der Anfangszeiten auch so. Die Supercharger hatten entweder Burger King oder McDonalds dabei, oder sie waren auf einem Autohof mit entsprechender Raststättengastronomie (und meist auch noch McDonalds oder Burger King). Also haben wir auch einen zusätzlichen Stop fürs Essen eingelegt.

Dadurch steht meist irgendwas Brauchbares in unmittelbarer Nähe zu den Säulen, und egal wohin man fährt ist die nächste Säule meist nicht weit.

Ja, wenn man sich die Pausen nach den Ladesaeulen aussucht, dann hast Du durchaus recht.

Na ja, das war anfangs nötig. Inzwischen ist es eher umgekehrt: Wir suchen uns das Ziel für die Pause, und schauen dann, wo die nächstgelegene Ladesäule dazu ist. Und wenn das dann ein alter Triplecharger ist, dann ist das nicht wirklich schlimm, weil wir ja sowieso Pause machen. Es gibt einfach sehr viel weniger sehr dünn besiedelte Gegenden hier und dementsprechend stehen nicht nur die Restaurants, sondern auch die Ladesäulen dichter. Hat halt alles Vor- und Nachteile. Aber ja, es kommt immer noch vor, daß ich die Familie am Ziel absetze und dann zur Ladesäule fahre und selbst zum Ziel laufe. Aber das ist dann immer weniger als ein Kilometer, eher so im Bereich zwischen 500m (näher würden wir alle zusammen laufen) und 1km.

Aber genau darum ging es mir ja: man ist dann bei der Auswahl der Restaurants und Hotels beschraenkt auf die, die nah an der Ladesaeule sind.

Bei Hotels fehlt mir die Praxis. Wir wohnen dann ja bei der Verwandtschaft. Die haben keine wirkliche Lademöglichkeit am Haus, also kommen wir immer mit etwas Restreichweite an und laden dann beim nächstbesten Ausflug, Einkauf oder welcher Gelegenheit auch immer. Wenn wir wirklich nur über Nacht dort sind, wird die Strippe zum Parkplatz gelegt. Ist aber eher doof.

Was mich umgekehrt sehr ärgert: Eigentlich bieten gerade Elektroautos viel mehr Möglichkeiten, für diverse körperliche Einschränkungen angepasst zu werden, weil sehr viel mehr konstruktive Freiheiten mit sehr viel geringerem Aufwand genutzt werden können. Gleichzeitig ist schon für schwächere Senioren der CCS-Stecker eigentlich zu schwer und muß mit zu viel Kraft gesteckt werden, von der schlechten Erreichbarkeit der Stecker aus z. B. dem Rollstuhl heraus ganz zu schweigen. Da hätte man vieles von Anfang an besser bedenken können. Schade, eine Chance vertan.

Interessante Ueberlegung. Ehrlich gesagt sehe ich das als eher Kinderkrankheit an. Denn sowas laesst sich ja grossenteils in der naechsten Generation Auto oder Stecker loesen.

Das Problem bei den Steckersystemen ist: Einmal ausgerollt ist der Aufwand zur Umstellung in der Praxis hoch, auch wenn theoretisch nur ein Kabel getauscht werden müßte. Und alle ausgelieferten Autos benötigen entweder -siehe Tesla- einen Umbau in der Werkstatt oder einen Adapter.
Man hätte allerdings gleich bei der Gleichstromladung auf höhere Spannung setzen sollen, um dünnere Kabel und dünnere Stecker verwenden zu können. Wenn man sich das PaXos-System ansieht und dies nun in kleiner denkt, dann wäre das ein toller wirklich leichter handhabbarer Stecker für bis zu 1.200V. Schade.

Natuerlich wird der Stecker zwangslaeufig schwer sein, weil man fuer die Stromstaerken ein sehr dickes Kabel braucht.

Siehe oben: Hohe Spannung anstelle hoher Stromstärke ermöglicht dünnere Kabel, benötigt dann nur größere Abstände bzw. geeignete Isolierung zwischen den Polen.

Aber man kann das moeglicherweise doch Mechanismen fuer finden.

Ja, das Übel in meinen Augen ist, daß man es am Anfang nicht bedachte. Der Typ 2, wie er von Mennekes und Tesla auch für Gleichstrom gedacht war, hätte ja die selben Leistungen liefern können wie CCS, ebenfalls mit 800 Volt, und wäre immerhin deutlich einfacher handhabbar als dieser CCS-Klotz. Ich sehe da das selbe Problem wie bei der Entwicklung der Elektromobilität generell: Die Entwickler schauen nicht weit genug über ihren eigenen Tellerrand. Wir haben eine alternde Gesellschaft, das sind nicht alles kräftige Männer mit wenigstens 1,8m Größe.

Moeglicherweise muss man aus solchen Gruenden am Ende doch wieder zu bemannten Ladestationen zurueckkehren.

Das wäre tatsächlich ein ziemliches Desaster, macht es doch gerade die enormen Vorteile der Lade-Infrastruktur (fast beliebig überall aufstellbar, sehr geringe Betriebskosten) zunichte. Und diese Vorteile sind notwendig, denn damit werden die Nachteile der längeren Ladezeit und der kürzeren Reichweite ausgeglichen.

Zumindest bei uns ist es vorgeschrieben, dass Behinderte einen Anspruch darauf haben, ohne Mehrkosten von einem Tankwart bedient zu werden.

Wie macht man das an Automatentankstellen? Eine Ladesäule ist ja einigermaßen vergleichbar mit Automatentankstellen, an denen überhaupt kein Personal vor Ort ist. Jenseits von Deutschland sind die in Europa häufig vertreten, in der Schweiz z. B. eher der Regelfall, Tankstellen mit Personal eher die Ausnahme.

Uebrigens: in Oregon ist das Selbsttanken komplett verboten, dort muss man sich immer vom Tankwart bedienen lassen.

Ja, das las ich auch schon mal und mußte schmunzeln.

Gruß

Gottwalt

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