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  • kkeane

mehr als 1000 Beiträge seit 01.02.2014

Re: Alles nicht zu Ende gedacht

Gottwalt Thiersch schrieb am 10.11.2022 09:44:

kkeane schrieb am 10.11.2022 08:39:

Das hatte ich auch etwa so erwartet - McDonalds oder Starbucks. Zu meiner Ueberraschung waren da aber fast nie Ladesaeulen. Ich vermute einfach mal, dass es sich nicht lohnt, dass die Ladesaeulen nicht genug zusaetzliche Kundschaft in den Laden bringen.

Hier ist das wohl eher ein Versuch einer Win-Win-Partnerschaft. McDonalds und Ewe haben sich halt geeinigt, daß Ewe dort die Ladesäulen aufstellt und betreibt. Rewe hat eine solche Partnerschaft mit Shell Recharge und EnBW, usw.

Aehnliche Partnerschaften gibt es auch hier. Angeblich sogar mit McDonalds und Starbucks. Deswegen war ich so ueberrascht. Die meisten dieser Partnerschaften scheinen mir aber eher unlogisch. Beipielsweise haben viele Bankfilialen der Bank of America 300kW-Lader von Elektrify America (also Volkswagen). Ist mir schleierhaft, wieso - kaum jemand geht noch in die Bankfilialen, und wer einen Schnellader braucht, schon gleich garnicht...

An einem Autohof habe ich tatsaechlich Ladesaeulen gesehen (an der von mir angefuehrten Ausfahrt war gerade so ein Autohof in Bau), aber Restaurants sind da eher nicht.

Na ja, „Restaurant“ ist sicherlich etwas hoch gegriffen, aber die klassische gutbürgerliche Fernfahrerküche gibts da immer, und häufig auch darüberhinaus z. B. eine segafredo Kaffeebar mit wirklich erstaunlich akzeptablem Kaffee und ebenso akzeptablen Snacks (belegte Ciabatta, Süßgebäck etc.). Inzwischen häufig auch eine Salatbar und solche Sachen. Da stehen ja immer viele LKW, und viele berufliche Vielfahrer machen dort Pause. Es gibt immer Duschen und inzwischen oft auch ein paar Übernachtungszimmer (etwa motel-ähnlich), die man auch für z. B. nur neun Stunden buchen kann.

Bis auf die Uebernachtungszimmer ist das hier oft aehnlich. Und Du hast auch recht bei den Restaurants, jetzt, wo ich nochmal drueber nachdenke.

Viele Ladesäulen, die ich kenne, sind inzwischen schon deutlich älter als fünf Jahre, und werden sicherlich weiterbetrieben.

Ueberrascht mich. Ist das, weil sie von vornherein auf laengere Lebensdauer konzipiert wurden? Oder werden die einfach ueber das vorgesehene Lebensende hinaus weiterbetrieben?

Ich glaube nicht, dass das moeglich war. Bei der Gleichstromladung will man ja gerade eine Spannungsumwandlung vermeiden, auch eine 1200V-Ladesaeule wird nur 400V an eine 400V-Batterie liefern. Solange es also 400V-Autos gibt, braucht man eben doch die dicken Kabel.

Die 400V-Systeme brauchen keine hohen Ströme, die laden generell langsam. CCS 2 begrenzt auf kleiner 500A.

Mal 400V sind immer noch 200 kW...

Ja, das braucht dicke Kabel und Kühlung. Ja, das nutzt bisher ausschließlich Tesla, und die schaffen es mit passiv gekühlten Kabeln, die relativ dünn sind. Und die 400V-Systeme werden mit bis zu 500V Spannung geladen, es braucht ja ein Spannungsgefälle, damit geladen werden kann.

Stimmt natuerlich. Das sind ja die Ladeverluste. Allerdings muessen wir wohl aufpassen, nicht nominaler und realer Spannung zu mischen. Wenn ein 400V-System 500V Ladespannung braucht, dann braucht ein 1000V-System natuerlich auch 1250V Ladespannung!

Nein, ich bin schon sehr lange der Ansicht, daß die Beschränkung auf derart niedrige Spannungen ein Fehler ist, daß der Schritt auf 1kV von Anfang an hätte gemacht werden müssen. Es ist ja kein Problem, im Auto das zu splitten und aus 1kV quasi zweimal 500V zu machen. Einfach wie im Umspannwerk, so richtig physisch verschaltet.

"Kein Problem" halte ich fuer nicht so ganz richtig. Es ist natuerlich machbar, Zellen von Parallel- auf 250Serienbetrieb umzukonfigurieren - aber nur solange die Zellenanzahl ein Vielfaches von ca 500 ist (400V sind ca 100 Zellen in Serie, 1000V sind ca. 250 Zellen in Serie). Aber das wuerde ja das Batteriemodul-Design ganz gravierend einschraenken.

Und ausserdem muesste man ja dann waehrend des Ladevorgangs nicht die 400V-Verbraucher des Autos abklemmen, und muesste beispielsweise die Klimaanlage und Batteriekuehlung rein aus der 12V-Batterie speisen.

Deswegen wird sowas in der Regel eher auf der Ladesaeulen-Seite gemacht, aber damit braucht man eben doch die dickeren Kabel.

Ausserdem braucht man das dicke Kabel auch fuer die Kuehlung.

Siehe oben: Nur wenn man meint, daß man kontinuierlich 500A liefern muß. Begrenzt man sich auf 250A bei 1kV, um die gewünschten 250kW zu liefern, dann geht es sehr viel schlanker. Es wächst ja die Kabeldicke im Quadrat mit der Stromstärke.

Siehe oben - wenn das Auto nur 400V erwartet, wuerde man eben doch 500A schicken (und damit die entsprechend dickeren Kabel brauchen).

Mit so einem Schwenkarm kann man das ganze sogar vollautomatisch machen, dann koennen beispielsweise Behinderte im Auto sitzen bleiben.

Das sehe ich nicht wirklich, es gehört schon auch die optische und haptische Kontrolle der Stecker und der Verbindung immer dazu.

Es gab sowas sogar fuer Benzin-Zapfsaeulen. Hat sich aber nicht durchgesetzt. Vermutlich ist die Roboter-Technik dafuer zu teuer und aufwaendig, und die Kunden wollten wohl nicht dafuer bezahlen.

Ich sehe da das selbe Problem wie bei der Entwicklung der Elektromobilität generell: Die Entwickler schauen nicht weit genug über ihren eigenen Tellerrand. Wir haben eine alternde Gesellschaft, das sind nicht alles kräftige Männer mit wenigstens 1,8m Größe.

Das ist an sich durchaus normal - man entwickelt nie sofort die perfekte Technologie, sondern baut etwas, das funktioniert, und verbessert es. Das Model T war ja auch nicht perfekt (und brauchte auch einen starken Mann, um die Anlasskurbel zu drehen, und dann schnell wegzuziehen, damit die Kurbel nicht den Arm bricht).

Allerdings hat Elektromobilitaet hier tatsaechlich einen grossen Nachteil: sie muss mit einem seit Jahrzehnten ausgereiften System konkurrieren. Da kann es tatsaechlich dazu kommen, dass es wegen solcher Kinderkrankheiten nicht angenommen wird.

Genau dies ist mein Punkt.
Konkretes Beispiel: Ein Seniorenpaar hier im Bekanntenkreis hat sich durchaus in den Honda e verguckt. Und ich kann das durchaus verstehen. Sie sind ihn probegefahren und waren eigentlich absolut begeistert und wollten das Auto als Alltagsfahrzeug unbedingt haben. Allerdings scheitert sie daran, den CCS-Stecker verläßlich von oben in diese Ladedose auf der Fronthaube zu stecken (schau Dir Bilder davon an, dann verstehst Du das Problem wahrscheinlich). Der Stecker ist einfach zu schwer und auch zu schwergängig.
Also wurde es dann ein Fiat 500e.

Richtig. Ich bin ueberrascht, dass sie in der Situation ueberhaupt ein Batterieauto gewaehlt haben.

Ja klar. Dafür gibts die Scheinannahme. Man kann also sowohl mit Karte als auch mit Geldschein bezahlen. Halt wie an Fahrscheinautomaten.

Eine Tankstellenkette (ARCO/BP) hatte frueher auch so ein System. Haben sie aber abgeschafft; heute zahlt man bar doch wieder im Laden.

In Deutschland sind das nicht so sehr viele, aber es gibt diverse Tankstellen, bei denen während der schwächeren Betriebszeiten nur der Automat läuft und niemand an der Tankstelle ist. Gerade in dünner besiedelten Regionen in Frankreich und sehr zahlreich in der Schweiz gibts einfach nur Automatentankstellen, ganz ohne Personal (oder Personal nur z. B. vormittags, oder während die angegliederte Werkstatt geöffnet hat, usw.). Das ist eine Frage der Versorgung auf dem flachen Land.

Interessant. Das ist bei uns voellig anders. Ich habe ich schon oft gefragt, wo all die Autobahn-Tankstellen (und auch die Motels, Restaurants etc.) im Nirgendwo entlang der I-5 das Personal kriegen, aber es scheint wohl kein Thema zu sein. Meist ja doch im Umkreis von 20-30 km ein Ort.

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