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Avatar von -gb-
  • -gb-, gustl buheitel

mehr als 1000 Beiträge seit 28.05.2006

Sinkende Aufmerksamkeitsspanne und Kurzsichtigkeit.

Beides kann ich an Intensivnutzern beobachten. Klar, können Ausnahmen sein, weiß ich nicht. Ich kenne eine Familie in der jetzt alle eine Brille brauchen. Vor der Smartphonezeit war bei denen keiner Brillenträger. Und dann kenne ich auch einige klassische Nerds die den ganzen Tag am Rechner sitzen, so wie ich, und trotzdem gut sehen.

Ich vermute das liegt daran, dass so ein PC Bildschirm einfach weiter entfernt ist als so ein typisches Smartphone vor die Augen gehalten wird. Hier bin ich locker 50 cm vom Bildschirm entfernt.
2012 hatte ich mir mal ein Tablett gekauft weil ich bequem auf der Couch lesen wollte. Habe ich auch getan und dann ist mir nach über einem Jahr beim Autofahren nachts aufgefallen dass ich die Schilder in der Entfernung leicht verschwommen sehe. Seitdem nutze ich Tablett und Smartphone nurnoch für Dinge die ich nicht am PC erledigen kann. Das mit den Augen hat sich wieder gebessert und ist wohl so wie früher.

Das mit der Aufmerksamkeitsspanne ist kein Smartphone Ding sondern hat mit den Inhalten zu tun.
Früher war halt Text und wenn man sich unterhalten wollte musste man Briebe, eMails schreiben. Da konnte man viel schreiben und nachdenken was man schreibt. Im Usenet und in Foren geht das auch, da kann man wunderbar argumentieren und mal längliche Gedankengänge schön ausbreiten.
Im Chat und gerade im Chat mit mehreren Teilnehmern geht das schlecht und in noch neueren Medien? wie Twitter, Instagram, Tiktok, ... da kan man gar nicht sinnvoll diskutieren, argumentieren, ... da kann man aber gut Behauptungen, Meinungen, ... verbreiten. Am Besten als Text auf einem schönen Bild.
Und dann gibt es die Aufmerksamkeitsökonomie und die Medien die darauf ausgerichtet sind, dass man sie ohne viel Denkleistung und in kurzer Zeit konsumieren kann.
Wie das eben so ist, wenn man etwas nicht trainiert, dann kann man das auch nicht. Das Gehirn zählt da genauso dazu wie der Rest vom Körper. Kinder können immer schlechter klettern, balancieren, ... weil es nicht trainiert wird.

Man kann jetzt sagen so ist das eben, geh doch auch mit der Zeit! Wenn man etwas in dieser Welt nicht mehr braucht, warum soll man das noch können?

Weil es in die freiwillige, selbstverschuldete Unmündigkeit führt. Selbstgemachte Hilflosigkeit.
Wenn Menschen keine Verträge mehr lesen können, sich nicht aus mehreren Quellen informieren können, nicht mehr zwischen Werbung und Nachricht unterscheiden können, dann sieht das zapppenduster aus. Die können dann wunderbar benutzt und ausgebeutet werden. Auch mit dem Internet und den Computern läuft das derzeit so. Wir haben zwar jetzt lauter Digital Natives, aber das sind gleichzeitig digitale Analphabeten. Die können zwar ihr Smartphone oder Tablett bedienen, wissen aber teilweise nix von Dateisystem, Dateitypen, Treibern, ...
Klar, brauchen sie nicht, aber dann können sie das eben auch nicht. Früher war quasi jeder der einen Rechner hatte auch Jemand der da eine Software installieren und einen Druckertreiber installieren konnte. Heute braucht es das nicht mehr.

Backup geht in die Cloud, Apps kommen aus dem Store, Bilder werden in der Foto App verwaltet und magisch in der Cloud abgelegt, Musik kommt von Spotify, Selbstdarstelling geht bei Insta.
Das sind nur Abhängigkeiten von extern und äußerst fragil.
Nicht nur bauen wir da eine Welt die immer mehr von Technik abhängig ist die immer weniger Leute verstehen, wir erziehen gerade auch eine Gesellschaft dazu Technik nichtmehr verstehen zu müssen.

Das ist viel gefährlicher, denn wenn Jemand eine Technik nicht mehr versteht, dann glaubt er nur noch daran. Dann glauben Leute, dass $Technik funktioniert. Das ist dann die gleiche Stufe wie wenn ein Esoteriker an irgendeinen Unsinn glaubt. Der Mensch der nichts verstanden hat und nicht gelernt hat Dinge zu verstehen und verstehen zu wollen, für den sieht dann alles gleich aus. Das Smartphone ist ein Zauberkasten der viel kann. Mit dem Computer wird gesprochen als sei er von Geistern bewohnt.
Für solche Leute gibt es keinen Unterschied ob sie glauben dass
- Radioaktivität Krebs verursachen kann
- 5G ungefährlich ist
- Eine Impfung gegen Masern schützt
- Man mit einer Wünschelrute Wasseradern finden kann
- Ein Bergkristall im Schlafzimmer vor Erdstrahlen schützt.

Wir bereiten gerade Pseudowissenschaften einen wunderbar fruchtbaren Nährgrund indem wir Leute so erziehen, dass sie stumpf Dinge glauben und keine wissenschaftlichen Methoden kennen um etwas zu hinterfragen.
Gleichzeitig ist es in der Gesellschaft so, das Jemand der etwas nicht weiß oder zu etwas keine Meinung hat quasi raus ist. Man muss immer zu Allem eine Meinung haben egal ob fundiert oder nicht.
Erhöhen Aluminiumsalze in Deos das Krebsrisiko?
Ich weiß es nicht. Ich bin da schlicht unentschlossen und kenne mich zu wenig aus. Das gebe ich gerne zu.
Ausserdem finde ich es wichtig, dass Leute ihre Meinung ändern können. Wenn Jemand nachgedacht hat oder neue überzeugende Fakten gesehen hat, dann ist das doch ein gutes Zeichen. Aber in der Gesellschaft ist das sehr verpönt.

/Rant.

Ich könnte noch ewig so weiter machen, aber ich lass das einfach mal bleiben. Das wird nicht besser und ich finde das sehr traurig wenn man als junger Erwachsener raus guckt und sieht wie gut das alles werden könnte. Aber die einen streiten über Gendersternchen, die anderen haben Tiktok für sich entdeckt und wieder Andere sind schlicht abgehängt, alte Leute, werden nicht besucht oder gefragt, sind überflüssig (obwohl das ja einen Sinn hat, dass Menschen so alt werden).

Das Hauptproblem ist glaube ich der Individualismus. Die Suche nach dem eigenen, persönlichen kurzfristigen Glück. Das ist eben schlecht für alle Ziele die nur langfristig zu lösen sind und für Ziele die die Gesellschaft als Ganzes betreffen.

Wo wird das hinführen?
In so eine Art orwellsche Zweiklassengesellschaft. Eine Unterschicht die nur wenig kann, vor allem wenig zu denken gelernt hat und sich leicht ausbeuten lässt. Diese Schicht ist aber genau wie bei Orwell wunderbar zufrieden mit ihrer Situation, denn sie bekommt all das was sie glücklich macht. Ja, die Leute müssen hart arbeiten, aber sie bekommen Alkohol, Fußball und Privatfernsehen.
Die Oberschicht ist klein und wird (zumindest bei Orwell) überwacht denn sie kann den Regierenden gefährlich werden.
Früher haben das Regierende häufig übertrieben, die haben die Unterschicht zu stark ausgebeutet und dann gab es Revolution. Aber das muss nicht so sein. Ich glaube es könnte einen dauerhaft stabilden Zustand geben in der ein großer Teil der Menschen glücklich ist aber ausgebeutet wird.

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