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  • kolAflash

128 Beiträge seit 02.05.2009

Nextcloud, KHTML-WebKit-Blink, Audacious, Inkscape, OTRS-Znuny, ...

Sicher gibt es immer Pro- und Kontra-Argumente für einen Fork. Im schlechtesten Fall wird die Entwicklungs-Gemeinschaft gespalten und Original und Fork leiden darunter. Aber Forks sind ein wichtiger Teil des Open Source Ökosystems.

Einige erfolgreiche Forks:
- Nextcloud von ownCloud
- Blink (Google Chrome) von WebKit (Apple Safari) von KHTML (KDE)
- Audacious von Beep Media Player von XMMS (eine Art Winamp Klon)
- Znuny von OTRS
Und wie im Artikel erwähnt natürlich LibreOffice und MariaDB.

Außerdem lohnt ein Blick auf die Geschichte von Unix-Betriebssystemen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Unix#/media/Datei:Unix_history-simple.svg
Oh my god, it's full of forks 😉
Die BSD-Familie hat einige erfolgreiche Forks hervorgebracht (siehe dazu auch FreeBSD weiter unten). Des weiteren lohnt ein genauerer Blick in die Linux-Welt.
https://en.wikipedia.org/wiki/Linux_distribution#/media/File:2023_Linux_Distributions_Timeline.svg
Der Linux-Kernel selbst wurde eher von vorherigen Unix-Kerneln abgeleitet als geforkt. Aber viele der grundlegenden Userspace-Programme wie der Bash (Shell) gab es schon vor Linux. Und auf Seite der Distributionen wurde nicht nur Ubuntu aus Debian geforkt, sondern auch SUSE aus Slackware, Oracle Linux aus Red Hat (RHEL) und zuletzt Rocky Linux und Alma Linux aus CentOS. Außerdem hat Android (AOSP) eine Menge Komponenten aus anderen Projekten geforkt.

Selbst Windows NT (Windows NT 3.5, 4.0, 2000, XP, Vista, 7, 8, 10, 11) kann als Fork von OS/2 betrachtet werden. Und sicherlich wird es immer mehr erfolglose Forks als erfolgreiche geben. Aber wenn man sich die Betriebssystem-Welt ansieht, dann sind eigentlich alle aktuell verbreiteten Betriebssysteme Forks. Und selbst im Fall von Windows NT und OS/2 betraf dies nicht nur die Code-Basis, sondern auch die Projektleitung wechselte vom Joined Venture (IBM + Microsoft) zu einer reinen Microsoft-Projektleitung.

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Zuletzt nochmal zum Punkt der kostenfreien Verfügbarkeit ("free as in beer").

Technische Entwicklung und Gewinninteressen funktionieren nicht immer ideal miteinander. Sicher, die technologische Entwicklung hat oft viel von dem Streben nach Gewinn profitiert. Aber manchmal steht Gewinnstreben der Technik eben auch im Weg. Speziell wenn es darum geht neue Ideen zu Entwickeln, welche nicht in das Geschäftsmodell der Projektleitung passen, ohne tiefgreifende Einblicke in technische Systeme aber nicht möglich sind.

Sicher geht es vielen Nutzer*innen von Redis auch ums Geld. Genau wie bei Rocky Linux oder Znuny. Aber die Entscheidung den Quellcode nicht nur offenzulegen sondern auch eine unabhängige Weiterentwicklung zu erlauben ist eben auch eine Garantie, dass die Software nie "gegen die Nutzer*innen" gerichtet wird.
Wäre der Quellcode von Windows XP oder 7 Open Source gewesen, dann hätte es sicher einen Fork ohne all den Unsinn aus Windows 10 und 11 gegeben. Und zwar nicht wegen dem Geld, denn Windows 10 und 11 gibts für Endnutzer ja quasi umsonst. Sondern weil viele Nutzer*innen gerne eine ganz andere Weiterentwicklung von Windows gesehen hätten und sie sich nur noch mehr schlecht als recht mit Windows 11 abfinden. Denn bei Windows 11 ist längst nicht mehr der Kunde König, bzw. der Nutzer ist nicht mehr der Kunde.

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Außerdem sei erwähnt, dass Firmen auch immer wieder Closed Source Forks von Open Source Software machen. Auch andersherum geht es also oft ums Geld.

iOS und das moderne macOS (alles seit 2001) sind voll von geforkten Komponenten. Und meines Wissens macht Apple nicht alles davon wieder frei zugänglich. Selbiges gilt für Plex, welches aus Kodi (XBMC) hervorging oder das FreeBSD basierte Betriebssystem von PlayStation 3 und 4.
https://en.wikipedia.org/wiki/PlayStation_3_system_software

Die legale Grenze von Closed Source Forks wird dadurch definiert, ob eine Open Source Lizenz mit Copyleft verwendet wurde, also jede Form von (L/A)GPL oder die MPL. Apple, Plex und Sony bewegen sich da im legalen Bereich. Aber bspw. Linksys (WRT) und VMWare haben auch schon widerrechtlich Forks von Copyleft Code gemacht und wurden dafür verurteilt.

Andersherum können sich auch Firmen mit eine Copyleft-Lizenz absichern, wenn sie ihren Quellcode zu Open Source machen. So können sie sichergehen, dass kein Konkurrent einfach einen Closed Source Fork davon machen darf.

Insofern finde ich es passend, dass Redict für sich die (L)GPL Lizenz gewählt hat.

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