Die Diskussionen gehen wie immer bei diesem Thema in zwei Richtungen: Die eine diskutieren die Technik, die anderen die Didaktik. Wie in einem Technikforum nicht anders zu erwarten dominiert auch hier Ersteres. Meines Erachtens sollten wir vor allem anderen das eine nicht vernachlässigen: Technikdiskussionen sind Diskussionen zum Gebrauch des Werkzeugs, denn nichts anderes sind Tablets, PCs, Notebooks. Ich finde aber die Diskussion um Lehrinhalte und darüber, wie die Lehrer sie zu vermitteln in der Lage sind, wichtiger. Ich habe manchmal den Eindruck, daß der Einfluß des Werkzeugs überbewertet wird, auch, daß mit Technik Schwächen in der Didaktik kaschiert werden sollen. Ein gutes Skalpell - um das zu verdeutlichen - stellt noch lange nicht sicher, daß die Operation gelingt; dazu bedarf es eines fähigen, fachlich ausgebildeten Chirurgen. Ebensowenig überantwortet man dem Patienten das Skalpell und meint, damit wären alle Voraussetzungen erfüllt, daß der sich selbst erfolgreicheoperieren könne.
Ich denke auch, daß Programmieren nicht unbedingt zu den Lehrinhalten gehören sollte. Wir sind hier wie gesagt in elnem Technikforum, und da wird manchmal vergessen, daß Menschen (und dazu gehören zweifellos auch Schüler) äußerst unterschiedliche Interessen, Neigungen und Berufsvorstellungen haben und nach Schulabschluß unterschiedliche Wege gehen. Was sollen Sozialarbeiter, Mediziner, Künstler Programmiersprachen auf der Schulbank lernen? Wenn überhaupt, dann könnten das fakultative Angebote der Schulen sein, die man bei Interesse nutzen kann. Das gilt analog auch für das, wie ich hier und da gelesen habe, 10-Finger-Schreiben. Das ist kein Wissenserwerb, das sind Fertigkeiten.
Was ich immer mal wieder lese und kritikwürdig finde: Keinesfalls sollte die Schule Inhalte lehren, die eigentlich Teil der späteren Berufsausbildung sind; das ist die Aufgabe der Firmen. Öffentlich finanzierte Schulen sind nicht der verlängerte Arm der Privatwirtschaft. Um den bekannten Spruch "Non scholae, sed vitae discimus" zu erweitern: Man lernt nicht für die Schule und nicht für den Beruf, sondern fürs Leben.
Das sind in aller Schnelle ein paar hingeworfene Gedanken (die längst nicht in aller epischer Breite ausgeführt sind). Eine angemessene Bildung ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, sich im Leben zurechtzufinden, auf dieser Basis eigene vernünftige Urteile bilden zu können, ohne weitgehend auf die Flut der unterschiedlichsten Medien angewiesen zu sein, die einem von allen Seiten entgegenströmen. Und der Grundstein für eine gute Bildung wird nun mal im Schulalter gelegt (wenn das nicht schon im familiären Umfeld der Fall ist).