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  • /Rak

mehr als 1000 Beiträge seit 26.10.2001

Die Wirkungsweise von Koffein ist doch schon reichlich erforscht...

Koffein blockiert unter Anderem die Adenosin-Rezeptoren im Körper. Das ist ein Botenstoff, der im Wachzustand im Gehirn entsteht bei Aktivität und ab einer gewissen Menge im Körper müde macht und schläfrig, es werden weniger Dopamin und Stresshormone usw. gebildet. Und irgendwann entsteht ein größerer Schlafdruck. Koffein hat nun ähnliche Molekülbestandteile wie Adenosin, kann damit dann an den Rezeptoren andocken, aktiviert aber die Rezeptoren dabei nicht. Und da diese schon belegt sind, kann das Adenosin eine ganze Weile nicht mehr andocken (bis das Koffein dann wieder abgebaut wurde). Und in Folge kommt es auch zu einer geringeren Ausschüttung von Melatonin, dafür wird etwas mehr Serotonin gebildet im Körper.

Womit dann auch die Frage aus dem Artikel geklärt ist:
JA, Kaffee macht wach. In dem es einfach die Funktion "Müdigkeit" im Körper vorübergehend deaktiviert, die den Körper im Prinzip vor einer Überlastung schützt und ihn auch für den Schlaf vorbereitet. Wobei Koffein nicht nur wach macht, wenn man müde ist, sondern es macht in hohen Dosen tatsächlich auch leistungsfähiger, da es die Herzfrequenz erhöht, den Herzmuskel insgesamt stärker schlagen lässt und dabei hilft Schmerzen zu unterdrücken. Zudem werden die Bronchien leicht geweitet. D.h. man kann damit auch seine sportlichen Leistungen ein klein bisschen erhöhen. Und ja, wacher als wach geht natürlich nicht. Das geht nebenbei aber auch mit anderen Drogen nicht wirklich. Aber hyperaktiv geht schon, auch mit viel Koffein.

Und ja, der Körper gewöhnt sich auch im Lauf der Zeit an das Koffein und passt die Menge des Adenosins und auch die Zahl der Rezeptoren dann etwas an. Womit der Kaffe kaum noch wirkt. Es kann dann auch zu Entzugserscheinungen kommen. Soweit alles richtig - aber die pauschale Angabe von "400mg pro Tag" ist quatsch. Wie viel Koffein man verträgt ohne Probleme, das hängt zum Einen (wie bei eigentlich allen Medikamenten) vom Körpergewicht/dem Blutvolumen/der Körpermasse ab. Und zum Anderen reagieren eben nicht alle Menschen gleich stark auf Koffein. Der eine kann schon mit 2mg/kg Körpergewicht und damit z.B. 150mg Koffein am Morgen nachts nicht mehr einschlafen (zwei Tassen Kaffee), ein Anderer kann auch mit vier Tassen Kaffee um 18 Uhr noch problemlos schlafen um 23 Uhr, etwa weil Koffein bei ihm einfach nicht so stark wirkt und weil er auch das Koffein viel schneller wieder abbaut. Und wieder Andere haben sich einfach an das Koffein schon gewöhnt.
Zudem ist es auch noch eine Frage der Zeit, in der man das Koffein konsumiert. Wenn man sich die 400mg Koffein über den Tag verteilt einverleibt, dann ist das oft kein Problem. Kippt man sich mal eben die dafür notwendigen rund 2l Kaffee in kurzer Zeit in den Rachen, dann wird das zwar nicht tödlich enden (dafür braucht man eher 100 Tassen in kurzer Zeit...), aber meist zu einer mindestens leichten Koffeinvergiftung führen. Mit rasendem Herzschlag, Rhythmus-Störungen, Übelkeit, Muskelzittern usw.

Ist aber alles eigentlich schon länger bekannt und auch schon lange veröffentlicht.(Ferre 2008 etwa, es gibt aber auch noch viele ältere Studien zu Koffein, aus den 1990ern), einfach weil Kaffee auch ein bei Wissenschaftlern und Doktoranden und sonstigen Forschenden meist sehr beliebt ist. Womit das, was Reichert und Landolt da auf dem im Artikel erwähnten Symposium serviert haben, so allenfalls noch kalter Kaffee war.

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