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  • Whynodd

mehr als 1000 Beiträge seit 30.03.2007

Vielleicht Sonderzulassung für DIY- und Kit-Autos z.B. bis 60km/h?

Wie wärs denn damit? Dank der elektrischen Antriebe ist das Bauen eines Einfachvehikels zum Einkaufen oder Pendeln technisch kein Problem. Ein neuartiges Modell, Einzelanfertigungen oder Kleinserien dann aber auf die Straße loslassen stellt einen zur Zeit vor soviele Hürden, dass man es gleich sein lässt. Das Regelwerk, was wir haben, blockiert innovative Entwicklungen hin zu einer verträglichen elektrischen Alltagsmobilität. Das muss mal entschlackt werden. Es ist viel zu kompliziert, auch die Fahrräder/Velomobile und andere leichte kleine Fahrzeuge sind totreguliert.

Wie wärs denn etwa mit einer stark vereinfachten Regelung für leichte und geschwindigkeitsreduzierte Fahrzeuge aus Kleinserien oder Einzelanfertigungen und dem Vertrauen auf einen gewissen Ermessensspielraum durch einen TÜV-Prüfer bei der Zulassung?

- Damit diese vereinfachten Regeln zur Anwendung kommen, darf das Vehikel ein bestimmtes Maximalmaß, Maximalmasse, Maximalbeschleunigung und Maximalgeschwindigkeit nicht überschreiten.
- Das DIY-Vehikel muss beim TÜV vorgeführt werden. Einmal vor Inbetriebnahme und einmal nach einer "Probezeit", dann regelmäßig wie andere KFZ eben auch.
- Im Falle eines Kits: Das Baumuster des Kits ist bereits zugelassen. Es wird der korrekte Zusammenbau nach dem Baumuster überprüft.
- Zudem: Bremswegtest, Umkippgefahr durch Elchtest, Ausbrechverhalten in nasser Kurve, Sichtprüfung elektrischer Verkabelung
- Prüfung vereinfachter EMV-Konformität z.B. durch den ausschließlichen Einbau von zugelassenen Motoren, Ladegeräten und Batterieblöcken aus dem Zubehör. D.h. Vorweisen von Nummern, CE-Zeichen und Kaufbelegen. Laderegler o.Ä. sollte wirklich keiner selbstlöten.
- Außerdem: Muss die übliche Beleuchtung, Blinker, Scheibenheizung und Wischer haben. Etwa Anforderungen auf dem Niveau der Kleinkrafträder.
- Bei "nicht sattelförmigem Sitz" muss ein Dreipunktgurt vorhanden sein.
- Darf innen und außen keine scharfen oder spitzen abstehenden Teile haben. Fußgänger- und Insassenschutz eben.

Das alles nach gewissem Ermessen des Prüfers.

Das Resultat könnte sein:
Private Leute und Startups beginnen, das Feld von unten aufzurollen mit günstigen Vehikelkits zum selbstzusammenbauen. Man fördert Tüftler, den Mittelstand, Schlosser, Karosserieklopper, Elektrotechniker und unabhängige Werkstätten. (Elektrische) Mobilität wird erschwinglich, in einem Atemzug verträglich und möglicherweise sogar spaßig.

Niemand würde sich ein SUV nach diesem Regeln bauen, sondern eher:
Straßenbuggys, Kabinendinger mit Stoffpersenning, vielleicht auch langsame elektrische Einachser mit Anhänger für den Gartenschnitt etc., auch umgerüstete Oldies oder etwas aus bewährten Fahrradteilen?

Beispiele:
> https://www.youtube.com/watch?v=G1CwSHPDD8o
> https://www.youtube.com/watch?v=4Smo1q9MbSg
> https://www.youtube.com/watch?v=GWpBWmb7BRc (das sind eher "Fahrräder")
> https://www.youtube.com/watch?v=bzjdc7d0ZAo (hab mal drin gesessen, mega!)

In anderen Ländern, wo es keinen kümmert, kann man sowas machen. Ja, ich weiß, die Beispiele da oben sind ziemlich hacky, aber es sind welche dabei, die tauglich wären für Dorfmobilität, Einkaufen, Pendeln, Freizeit, Kinder zum Verein bringen und so weiter. Auch besondere Anfertigungen für Behinderte oder bewegungseingeschränkte sind vorstellbar. Man könnte vieles mit Holz, Stoff und anderen umweltfreundlichen Materialien machen.

Ich bin davon überzeugt, dass eine neue Art Leichtmobilität angebracht ist und diese uns allen am Ende sogar einen ganzen Batzen Kohle spart. Der Erfolg der Pedelecs, Ebikes und Elektrokleinkrafträder gibt mir Recht. Tonnenschwere BEV-SUV mit wasweißich wievielen Kilo Reifengummi sind jedenfalls keine Lösung für irgendwas. Und E-Fuels helfen sowieso nicht weiter.

Meiner Meinung nach lösen Plastikbrocken wie Citroen Ami, Opel Rocks-e oder Twizy ebenfalls nichts. Wir wollen doch nur von A nach B - meistens. Ich würde sehr gerne mit einem elektrischen Zweisitzer-Straßenbuggy o.Ä. zum Supermarkt fahren. Das ist genauso tauglich wie ein Twizy.

Wisst ihr, die technischen Machbarkeiten werden nicht ausgelotet. Man schaue sich an, was Modellbauer alles hinbekommen. Der eine baut eine fliegende manntragende Hexacopter-Badewanne, der nächste bastelt ein Solar-Ausflugsboot für 5 Mann, das bei Sonnentagen den ganzen Tag fahren kann, noch einer bastelt dem 5-Jährigen Sohnemann ein low budget 1kW-Elektrokart aus Baumarktmaterial, einer China-Ebikebatterie und einem Motor aus dem Zubehör. Woanders schweißt ein Afrikaner einen Rahmen aus Vierkantrohr zusammen, macht ein Dach mit Faltsolarzellen dran, steckt 2 Achsen mit Rädern da durch und fährt damit durch die Gegend. Es ist schade, dass so ein Erfindungs- und Experimentierreichtum bei uns hier nirgends zur Anwendung kommen darf - alles mit der Begründung: Gefährlich und Untauglich!

Ja wisst ihr was? Kann das nicht jeder selbst entscheiden, mit was er sich in Gefahr bringt? Immerhin sind 200PS Motorräder ohne Airbag erlaubt, aber ein "Gas"griff am Pedelec für bewegungseingeschränkte Leute? Neee, zu gefährlich!

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.11.2021 12:26).

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