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  • ufb

425 Beiträge seit 05.06.2002

Auch ohne Schaltplan und Teileliste mehr als recap

Vorweg: Ich habe kein heise+ und daher nur die ersten Zeilen lesen können. Mag also sein daß im Artikel bereits was dazu steht.

Der Tausch von Elkos klappt eigentlich recht einfach auch ohne Schaltplan und Teileliste, da freundlicherweise die wichtigsten Daten auf dem Bauteil stehen. Wie in einem anderen Thread diskutiert kann man z.B. für die Temperatur einen Ersatz mit höherer Temperaturfestigkeit nehmen, nach Low ESR schauen usw., die Kosten steigen zwar mit der Qualität, aber am Ende sind es nur ein paar Euro unterschied.
Ich hatte auch schon einen Fall, bei dem ab Werk Elkos mit zu geringer Spannung verbaut waren, hier kann man wirklich von geplanter Obsoleszenz sprechen. Also vielleicht auch ab und an hinterfragen ob der Hersteller die richtigen Werte gewählt hat.
Was sich IMHO lohnt ist die Datenblätter der Ersatz-Kandidaten genauer zu vergleichen, dort findet man auch Angaben zur erwarteten Lebensdauer und zum de-rating z.B. nach Umgebungstemperatur, kann also einen Ersatz wählen den man sehr wahrscheinlich nicht ein weiteres mal austauschen muß. Gehäusemaße findet man dort auch, und somit vielleicht eine Bauform die noch besser paßt als das gerade nach Werten gefundene Teil.

Was ich recht anstrengend finde, ist eher die Behebung von Fehlern die nicht von Elkos oder anderen Teilen mit eindeutiger Beschriftung herrühren. Im Prinzip ist erst mal angesagt die Schaltung nachzuvollziehen, Werte zu messen usw., was an sich schon viel zeitlicher Aufwand sein kann, und ggf. teureres Meßequipment erfordert. Und dann stößt man womöglich auf ein hier nicht erhältliches defektes Bauteil, oder eines ohne bzw. nicht per Suchmaschine nachvollziehbarer Beschriftung zu dem sich auch durch ermitteln der angenommenen Funktionsweise kein Ersatztyp finden läßt.
Ein Beispiel in die Richtung: 5V Buck Regler für Logik in einer Soundbar, die wg. Endstufen-ICs mit 24V extern versorgt war. IC-Datenblatt auffindbar, Bauteil nicht zu kriegen, technische Daten des Originals was den Strom angeht so hoch daß kaum Ersatz existiert. Also neuen Buck Converter mit annähernd gleichen Daten gebaut und auf Extra-Platinchen an die Stelle gelötet, an der der alte Regler nebst Zubehör saß. Ergebnis: Beim Einschalten zieht die Schaltung wohl so viel Strom auf 5V, daß es den neuen Regler in den Hitzetod schickt, obwohl im normalen Betrieb (externes Netzteil auf 5V dazugeklemmt) nur ein paar 100mA max. gezogen wurden.
Ich habe das Ganze dann abgebrochen, und den Arbeitsaufwand vorher (Funktionsblöcke nachvollziehen, div. Betriebsspannungen und Steuer- und Audiosignale verfolgen usw.) unter "Hobby - und wieder was gelernt" verbucht.

Wie handhabt ihr solche Fälle? Geht ihr so lange ins Detail und tüftelt bis es tatsächlich funktioniert? Wo seht ihr die Grenze ab der ihr sagt es lohnt sich nicht mehr?
Eine Verwertung der Teile des Geräts, die noch ok sind, ist ja auch eine Möglichkeit, in meinem Soundbar-Beispiel hätte man bequem eine fertig kaufbare 4-Kanal Vertsärkerplatine (Stereo, 2-Wege, aktive Weiche) einbauen können, viel Leistung braucht die ja nicht zu haben. Bei einem TV oder Monitor wird das schon schwerer. Andere wiederum schaffen aus alten Platinen Kunstobjekte.
Was ich immer weniger mache, stand jetzt quasi gar nicht mehr, ist Bauteile ausschlachten, einerseits aus Zeitmangel, aber auch weil sie sich mit der Zeit doch anhäufen und Platz verbrauchen, und natürlich weil man den Zustand nicht immer 100%ig nachvollziehen kann.

Gruß,

ufb

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