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  • Everclear72216

4 Beiträge seit 13.11.2019

Nebulöse Konzepte zur Digitalisierung an Schulen

Als Ehemann einer Lehrerin an einer Brennpunktschule und als
Softwareentwickler verfolge ich die Diskussion in den Medien ĂĽber Schule
und Digitalisierung interessiert aber auch zunehmend frustriert.

Es wird wenig ĂĽber konkrete Ziele und Anforderungen diskutiert, die die
Entwicklung von Konzepten überhaupt erst rechtfertigen würden. Die Digitalisierung soll ja, wie oft betont wird, kein Selbstzweck, sondern eine Unterstützung sein. Nur konkrete Anforderungen können das Eine vom
Anderen abgrenzen.

Doch was passiert stattdessen? Es gilt das Vorreiter-Prinzip: Engagierte
Lehrer, Schulleiter und Administratoren bedienen sich aus verfĂĽgbaren
digitalen Lösungen und etablieren den Umgang mit den Lösungen für ihre
Schule. Geht das Engagement noch weiter entsteht ein Dokument das das
Verfahren beschreibt. Ein solches Dokument wird dann unter Umständen von höheren Stellen aufgegriffen, die Schule zur Modellschule für das "Konzept" erhoben und alle anderen Schulen werden per Verordnung zur Vorlage eines eigenen Konzepts mit entsprechendem Schwerpunkt verdonnert. Da die Einhaltung des Konzepts ungeprüft bleibt genügt es dann häufig das Schullogo der Modellschule mit dem eigenen zu ersetzen, um die Verordnung zu erfüllen. Umsetzung? Fehlanzeige!

Aber selbst wenn jede Schule mit hohem Engagement jetzt eifrig ein eigenes Konzept zu Digitalisierung erarbeitet und in der Lage wäre dafür eigene Infrastruktur aufzubauen, so hätten wir am Ende einen Flickenteppich von lauter Lösungen minderer Qualität. Das was der Autor als Mindestanforderung beschreibt ist nur eine lose Sammlung von Werkzeugen, deren Zusammenspiel erst durch den gelebten Prozess gestaltet wird. Jede Schule muss so für sich selbst von der Dateiablage bis zum Berechtigungskonzept alles selbst erarbeiten und das meist ohne qualifiziertes Personal.

So sehr ich das Engagement des Autors schätze so sehr warne ich vor den Bastellösungen die mit dem Vorreiterprinzip gefördert werden.

Die Alternative: Klare und frei verfügbare Anforderungen auf Landesebene stellen und auf die praktische Erfahrung der Lehrkräfte mit bestehenden Lösungen zurückgreifen. 2 bis 3 Softwarehäuser mit der parallelen Umsetzung betrauen und 20 Testschulen vom Gymnasium bis zur Förderschule einsetzen. Anforderungen jährlich überarbeiten und erweitern. In 3 jahren haben wir so eine digitales Klassenzimmer in dem wir der nächsten Pandemie gelassen entgegensehen können.

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