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  • DcPS

mehr als 1000 Beiträge seit 19.02.2018

"Ich will nicht mehr so leben"

Wenn diese Fragestellung auftaucht, liegen die Ursachen in der Gesellschaft. Der Wunsch, allgemein nicht mehr leben zu wollen, kann noch auf eine Depression als Ursache zzrückgeführt werden - zumindest vermag man das nur schwierig zu widerlegen (insbesondere im Nachhinein).
Die steigende Akzeptanz der Sterbehilfe, trotz repressiver Versuche, diese zu verunmöglichen, deutet alkerdings auch eher auf ein bewzußtes "nicht mehr so" hin. Pentabarbitursäure darf nicht eingeführt werden, unter fadenscheiniger Begründung der möglichen Fremdgefährdung. Sicher aber nicht bei diesen Einpersonendosen sterbenskranker Menschen, oder etwa doch?
Die Fälle, über die die Presse berichtete, sind nachvollziehbar von der Motivation her. Warum muß dieser Beispiel-Mensch weiterleben? Verdienen daran zuviele Menschen mit ihn mit einem Leben zu quälen, das derjenige nicht will?
Wer den Altersanteil in der Statistik anschaut, dem dürfte das Ansteigen der Rate der neuen Rentnergeneration (30-48%) auffallen: früher waren es altersbedingte Todeswünsche aufgrund von Erkrankungen. Läßt den Schluß zu, daß man mit der heutigen Rente so nicht mehr lebenswert vegetieren/existieren kann (allein schon deshalb, weil Sozialkontakte bestenfalks im städtischen Bereich gehalten werden können, was zu einer strukturellen Vereinsamung führt.
Es gibt nicht nur eine Einflußgröße - das Geschehen setzt sich aus vielen unbeherrschten Auswirkungen von Veränderungen zusammen, die dann in der Aussage münden, so nicht mehr leben zu wollen. Die, die keine Kinder haben, sind weniger davon betroffen, möchte ich als hypothese aufstellen. Die waren in der Lage, Ressourcen zu akkumulieren, die ihnen das Leben erleichtern, und bekommen trotzdem den Umverreilungsanteil derer, die viele Kinder hatten.
Daß die geforderte Fkexibilität der Arbeit Familien alten Typus auseinanderriß, wird durch Videokommunikation nicht ausgeglichen, ist nicht ausgleichbar. Behauptet wird es aber, in der Regel von Unbetroffenen.
Ganz klar: Wenn man weniger Suizide haben will, muß sich etwas grundlegend verändern in der Gesellschaft, die Verteilung gerecht erfolgen (nicht nur gerechter). Der sogenannte "Generationenvertrag", der tatsächlich niemals so geschlossen wurde, sondern von irg endeiner Partei durchgedrückt wurde, muß dahingehend fair umgesetzt werden: Hälftige Leistung nach Beitrag + hälftige Leistung für 2 Kinder. Bedeutet 50% der Rente für Kinderlose, 150% Rente bei 4 Kindern. Wer 2 hat, für den ändert sich nichts. Dann hätten wir erst einmal innerhalb der Lebensaltergrupoen für Fairneß gesorgt: Die Kinder zeugen weiter Kinder, weil es sich lohnen könnte (wenn man die Rente erlebt), und nicht noch dafür bestraft wird (die Kinder sehen ja die verordnete Lage ihrer Eltern, ziehen eigene Schlüsse).
Zahlung von Kindergeld reicht nicht entfernt aus, Kinder großzuziehen, bei einem mag das noch über den guten Verdienst machbar sein, wenn man nicht pendeln muß im Fernbereich.
Der Verdienst sollte so geregelt werden, daß man davon sich Kinder auch leisten kann, subventionsfrei, ohne trotz Arbeit zu verarmen. Es ist eben komplex, die verschiedenen tatsächlichen Realitäten zu verstehen.
Schaut man sich das Regierungsgestreite an, ist von Verständnis der Vorgänge nichts zu sehen. Da werden Einzellösungen vorgeschlagen, die dann nicht umsetzbar sind. Auf der Strecke bleiben wieder Menschen. Und so wird die Zahl derer, die "nicht mehr so leben wollen", vermutlich wachsen -egal mit welch edler Motivation Her Lauterbach dagegen angehen will.
Er ist nicht in der Lage, die Ursachen zu verändern, die in zig Jahren zu dieser Situation geführt haben. Vielleicht hilft es rein statistisch, die Sterbehilfe-Toten herauszurechnen, nicht mehr als das zu sehen, was den Wunsch danach verursacht?

Erst einmal die Realität der Menschen wahrnehmen, nach Ursacen suchen. Und dann muß es wohl gravierende gesellschaftliche, demokratisch legitimierte Veränderungen geben. Nicht durch Stellvertreter, sondern durch jeden einzelnen Betroffenen.
Da geht es nicht um Abschaffung der Marktwirtschaft, sondern deren faire Umsetzung mit planbarem Ressozrcenverbrauch und gerechter Verteilung von Geld und Ressourcen.
Keinen Sozialismus oder gar Kommunismus, aber eben auch der strikten Beschneidung von nicht selbst erarbeitetem Reichtung an Geld (persönliche Mehrwertaneignung).
Gehen wir nicht in diese Richtung, können wir nur hoffen, noch genug Menschen zu haben für einen funktionierenden Staat.

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