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  • rd

mehr als 1000 Beiträge seit 07.04.2000

Was man wirklich braucht

Wie ĂĽblich bei solchen themen finden sich hier wieder reichlich Threads in der Art "der Staat soll sich da raus halten", "ist Sache der Eltern" usw.

Das ist nicht ganz unrichtig, aber eben auch nicht richtig.

Erstens haben wir unseren Staat auch genau dafür, die Bevölkerung (inklusive der Kinder) zu schützen und nunmal auch Regeln auszuarbeiten, nach denen das gesellschaftliche Miteinander gut funktionieren soll. Das klappt in manchen Belangen besser, in anderen schlechter, aber das ändert nichts daran, dass das selbstverständlich auch eine Aufgabe des Staates ist.

Eltern auf der anderen Seite sind nunmal höchst unterschiedlich. In meiner Studi-Zeit hatte ich Nachbarn, die ganz stolz darauf waren, ihre Grundschulkinder in FSK-16-Filme gehen zu lassen; FSK18 wurde auch schon mal zuhause auf DVD/BR gezeigt. Ich habe davon immer erfahren, wenn die Kleinen mir davon erzählt haben, welche File sie so gesehen haben. Das also war der Typ Eltern, die ihre Kinder zwar nicht wirklich aktiv in der geistigen Entwicklung unterstützen (zB gemeinsam ein Bilderbuch oder Buch lesen, Knetgummi modellieren, Gespräche über soziales Miteinander, Empathie usw), aber das dann später nach außen kompensieren wollen, indem sie ihre Kinder mit solchen Inhalten überfordern "weil die schon so reif sind".
Dass Sohnemann, wenn die Eltern weg waren und Oma zum aufpassen da war, schon mal Möbel zerschmettert oder besagte Oma geschlagen hat, fanden sie offenbar völlig normal.
Man sieht ja auch immer wieder Kinder auf Mietrollern herumdĂĽsen.

Außerdem sind Kinder und Jugendliche höchst findig, wie sie Grenzen umgehen können. Und hat einer etwas entdeckt, wird das sofort weitergegeben.

Hier wurde der Vorschlag gemacht, dass die Anbieter ihre Inhalte entsprechend kategorisieren sollen und die Clients (Handy, Mac, PC, ...) das auswerten und gegen ein lokal hinterlegtes tatsächliches Alter vergleichen, um dann den Zugriff freizugeben oder zu sperren.
Wenn es nicht gerade um Pornografie geht, sondern um "normale" Gewalt, gucken sich das allerdings schon mal Personen unterschiedlichen Alters gleichzeitig auf dem selben Gerät an. Das wird man meines Erachtens nie verhindern können.
Ansonsten ein guter Vorschlag, wie ich finde. Es sei denn halt, die Eltern sind scheiße, so wie oben beschrieben. Und dann wird FSK 18 freigeschaltet, nur damit die Kids nicht weiter nörgeln.

Was man braucht ist m.E.:
1) Zuverlässige Regelungen zur Einstufung von Inhalten. Das ist m.E. bei Jugendschutzbehörden gut aufgehoben.
2) Ein funktionierendes Werkzeug. ZB das Client-Side-Verfahren, das dann aber letztendlich schon im OS verankert sein muss. Auch dieses Werkzeug muss zuverlässigen Regeln entsprechen (Sache des Gesetzgebers, diese zu definieren).
3) Vernünftige Eltern, die nicht konfliktscheu sind. Die können sich dann eben dieses Werkzeugs bedienen und darauf vertrauenm, dass es wie erwartet funktioniert. Ohne dass sie dafür IT-affin sein müssten.
4) Gezielte Ausnahmeregeln durch die Eltern.

5) Und dann eine Gesellschaft, die bereit ist zu akzeptieren, wenn man damit 80% des Ziels erreicht, ohne alles gleich kaputtzureden und alle Beteiligten als inkompetent hinzustellen. Denn wenn man versucht, 100% zu erreichen, aknn das nur eine Lösung werden, die für die meisten Bürger scheiße ist.

Aber nichts funktioniert zuverlässig, wenn die Eltern verantwortungslos handeln. Und mit den potentiellen Folgen muss sich später die ganze Gesellschaft herumschlagen, möglicherweise im wahrsten Sinne des Wortes.

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