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  • Berta Lamprecht

mehr als 1000 Beiträge seit 09.09.2022

Re: "Menschen mĂĽssen sich auf Digitalisierung einlassen"

Meine Wahrnehmung:

Die Digitalisierung führt nicht etwa zu einer Reduktion des Aufwands, sondern der Verwaltungsaufwand wird im Gegenteil gerade durch die Möglichkeiten der Digitalisierung immer größer, und die ganze (Mehr-)Arbeit wird im Zuge der Digitalisierung auf die Menschen abgewälzt.

In Zahlen klar belegt ist das fĂĽrs irgendwo in den 80ern anzusiedelnde "papierlose BĂĽro", das zu einer erheblichen Steigerung des Papierverbrauchs in den BĂĽros fĂĽhrte.

Nicht digital abgehängt wurde die klassische "Flurschnecke". Dank Umsetzung des Urheberrechts dahingehend, dass exemplarisch das Digitalisat eines per Fernleihe georderten Zeitschriftenartikels nicht einmalig eingescannt und für weitere Anforderungen abgelegt werden darf, sondern pro Anforderung jeweils neu eingescannt werden muss. Die Flurschnecke durfte also weiter mit der Zeitschrift zum Fotokopierer latschen. Dank Umsetzung von Datenschutz dahingehend, dass ausgefüllte Formulare von A nach B nicht digital übermittelt werden dürfen. Die Flurschnecke kriegte das also vom Antragsteller Arbeitsbeschaffer zugeliefert, um es wie gehabt in die Flure zu verteilen oder zumindest damit zum Fotokopierer zu latschen, um es einzuscannen.

Der zweite Aspekt ist sowieso nicht von der Digitalisierung gemacht. Von Arbeit zu sprechen, ist in dem Zusammenhang ohnehin vermessen. Die Verwaltungen waren seit jeher nahezu unbegrenzt kreativ, wie sie Mehrbeschäftigung realisiert kriegen, deren einziger Arbeitsleistungsbeitrag ist, dass mehr Kaffeesatz aus Mülleimern geleert werden muss. Wenn da Möglichkeiten größer werden, dann nur dadurch, dass weniger leicht durchschaubar ist, ob die implementierte Mehrbeschäftigung null Leistungsbeitrag liefert.

Der dritte Aspekt ist, dass der Mehraufwand nicht tatsächlich auf "die Menschen" im Allgemeinen abgewälzt wird. Ein Stichwort lautet da allerorten "Fachkräftemangel". Wo ein Mangel ist, da ist eine Mehrbelastung. Und der Trick ist ansonsten altbekannt, nur dass die Pseudotitel anders gedeutet werden. Man verwendet ja weder das Wort "Kapitalist" noch "Arbeitslose" für Leute, die den Kniff raus haben, ohne einen Arbeitsbeitrag zu leisten trotzdem erkleckliche Einkommen für sich abzuschöpfen. Im Korruptionsindex wird das merkwürdierweise auch nicht erfasst. Aber das ist ja der Enabler des Tricks ... Ok, es gibt noch einen zweiten. Wieder in magischen Pseudotiteln gesprochen, wird ein Teil der "Linken" als "Rechte" einsortiert, damit ihr Treiben so aussieht als habe es ein Selbstregulativ durch einen Gegenpol. Dabei verfolgen beide dasselbe Ziel: Ausbeutung der Arbeitenden zur Umverteilung an die, die keinen Produktivitätsbeitrag leisten. Dada: Hoch die Arbeit! Damit keiner mehr drankommt.

Simpel gegenfragen, warum sich keiner "technisch abghängt" fühlt, weil er keine Spitzendecken klöppeln kann. Immerhin eine Tätigkeit, die bei minimalem Ressourcenverbrauch maximal viel Beschäftigung bietet, um was effektiv völlig Nutzloses zu liefern.

Oder gegenfragen, warum sich keiner "technisch abgehängt" fühlt, weil im keiner erklärt hat, dass die Quasi-Versiegelung von Rasenflächen mittels Rasenmäh-Roboter zwar nicht die Ursache für mehr Starkregen in dafür unüblichen Regionen ist, aber den Tropfen ausmachen könnte, der das Fass zum Überlaufen brachte. Da antwortet doch jeder gerne, dass die wahren technisch Abgehängten ganz andere sind. Nämlich die angesichts der Wetter-Vorhersage von Starkregen absichtlich noch schnell gemäht haben, bevor die Wiese so stark nass wird, dass die sich länger nicht mehr mähen lässt ...

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (07.06.2024 10:31).

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